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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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all die wunderlichsten Dinge aufgehängt: unzählige trockene Kräuterbündel in langen Reihen, die ein Gemisch von starken Gerüchen verbreiteten, dazwischen Katzenfelle, an Schnüren aufgereihte Pilze und große und kleine Säckchen mit unbekanntem Inhalt. Es war eine fürchterliche Luft im Zimmer, schwül, dunstig, fast erstickend. Und draußen goß der Regen an die Fenster, strömte es mit immer heftigerem Geräusch durch die Blätter, und Blitz und furchtbares Krachen jagten sich in ununterbrochener Folge.

Wir sprachen wenig mit unsern Wirthen, da sie selbst sich äußerst einsilbig zeigten. Unsere Aussage, daß wir den Schullehrer in Leipe besuchen wollten, schien mit Mißtrauen aufgenommen zu werden. Fremde, noch heutzutage nichts Gewöhnliches in dieser Gegend, mochten dazumal mit um so größerer Verwunderung betrachtet werden, zumal in diesem Hause. -- Endlich war unsere Suppe bereit. Die Alte schüttete sie in zwei irdene Teller, und wir setzten uns zu unserem Mahle. Noch aber hatte Victor den Löffel nicht zum Munde geführt, als er mit einem Schrei vom Schemel auffuhr und krampfhaft etwas abzuschütteln suchte. Eine kleine Schlange hing an seinem Arme und wickelte sich um das Handgelenk. Mit Entsetzen riß er sie ab und schleuderte sie von sich. Weg aus dieser Höhle! rief er. Ich bleibe nicht länger. Möchten doch Mäuse, Ratten, alles Ungeziefer der Welt hier sein, ich wollte es nicht achten, nur nicht Schlangen, das Ent-

all die wunderlichsten Dinge aufgehängt: unzählige trockene Kräuterbündel in langen Reihen, die ein Gemisch von starken Gerüchen verbreiteten, dazwischen Katzenfelle, an Schnüren aufgereihte Pilze und große und kleine Säckchen mit unbekanntem Inhalt. Es war eine fürchterliche Luft im Zimmer, schwül, dunstig, fast erstickend. Und draußen goß der Regen an die Fenster, strömte es mit immer heftigerem Geräusch durch die Blätter, und Blitz und furchtbares Krachen jagten sich in ununterbrochener Folge.

Wir sprachen wenig mit unsern Wirthen, da sie selbst sich äußerst einsilbig zeigten. Unsere Aussage, daß wir den Schullehrer in Leipe besuchen wollten, schien mit Mißtrauen aufgenommen zu werden. Fremde, noch heutzutage nichts Gewöhnliches in dieser Gegend, mochten dazumal mit um so größerer Verwunderung betrachtet werden, zumal in diesem Hause. — Endlich war unsere Suppe bereit. Die Alte schüttete sie in zwei irdene Teller, und wir setzten uns zu unserem Mahle. Noch aber hatte Victor den Löffel nicht zum Munde geführt, als er mit einem Schrei vom Schemel auffuhr und krampfhaft etwas abzuschütteln suchte. Eine kleine Schlange hing an seinem Arme und wickelte sich um das Handgelenk. Mit Entsetzen riß er sie ab und schleuderte sie von sich. Weg aus dieser Höhle! rief er. Ich bleibe nicht länger. Möchten doch Mäuse, Ratten, alles Ungeziefer der Welt hier sein, ich wollte es nicht achten, nur nicht Schlangen, das Ent-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/28>, abgerufen am 21.11.2024.