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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Von den Dorfleuten will sie doch nicht viel wissen. Und siehst du, Ernstchen, da ist besonders der Candidat im Pfarrhause, der Hauslehrer! Der kann auch mal Pfarrer werden, und da denkt sie sich's besser, Frau Pfarrerin zu sein, als Schullehrersfrau. Ach, und sie verdreht Allen die Köpfe, Vornehmen und Geringen, und wenn sie glauben, sie möchte sie gern, dann lacht sie sie aus, die abscheuliche Person!

Kascha's Entrüstung war in vollem Zuge. Ich ergriff ihren Arm, um mir das Wort zu erobern. -- Demnach bist du selbst also gegen eine solche Heirath, Mutter Kascha? sagte ich. Du kannst Franzens Liebe nicht billigen? -- Kascha faltete die Hände und entgegnete mit einem Aufblick nach oben: Gott weiß, daß ich nur meinen Sohn glücklich sehen will! Es hat sich schon Manche geändert, die als Mädchen ein querköpfiges Ding war, wenn nur der rechte Mann kam. Und ich kann auch der Marie nicht von Herzen gram sein. Sie ist immer gut und vergnügt mit mir und hat mich schon ein paarmal besucht. Einmal war der Franz nicht zu Hause, und ich stand in seiner Stube. Da guckt sie durch die Thür und war ganz verwundert über die Menge Bücher, die der Franz hat, und sagte, das sei ja gerade so wie bei ihrem Bruder, und mein Sohn müsse noch viel gelehrter sein, als sie gedacht hatte! Aber ich konnte sie nicht bis in die Mitte der Stube bringen, sie sah sich immer furchtsam um, ob er nicht käme.

Von den Dorfleuten will sie doch nicht viel wissen. Und siehst du, Ernstchen, da ist besonders der Candidat im Pfarrhause, der Hauslehrer! Der kann auch mal Pfarrer werden, und da denkt sie sich's besser, Frau Pfarrerin zu sein, als Schullehrersfrau. Ach, und sie verdreht Allen die Köpfe, Vornehmen und Geringen, und wenn sie glauben, sie möchte sie gern, dann lacht sie sie aus, die abscheuliche Person!

Kascha's Entrüstung war in vollem Zuge. Ich ergriff ihren Arm, um mir das Wort zu erobern. — Demnach bist du selbst also gegen eine solche Heirath, Mutter Kascha? sagte ich. Du kannst Franzens Liebe nicht billigen? — Kascha faltete die Hände und entgegnete mit einem Aufblick nach oben: Gott weiß, daß ich nur meinen Sohn glücklich sehen will! Es hat sich schon Manche geändert, die als Mädchen ein querköpfiges Ding war, wenn nur der rechte Mann kam. Und ich kann auch der Marie nicht von Herzen gram sein. Sie ist immer gut und vergnügt mit mir und hat mich schon ein paarmal besucht. Einmal war der Franz nicht zu Hause, und ich stand in seiner Stube. Da guckt sie durch die Thür und war ganz verwundert über die Menge Bücher, die der Franz hat, und sagte, das sei ja gerade so wie bei ihrem Bruder, und mein Sohn müsse noch viel gelehrter sein, als sie gedacht hatte! Aber ich konnte sie nicht bis in die Mitte der Stube bringen, sie sah sich immer furchtsam um, ob er nicht käme.

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[0052] Von den Dorfleuten will sie doch nicht viel wissen. Und siehst du, Ernstchen, da ist besonders der Candidat im Pfarrhause, der Hauslehrer! Der kann auch mal Pfarrer werden, und da denkt sie sich's besser, Frau Pfarrerin zu sein, als Schullehrersfrau. Ach, und sie verdreht Allen die Köpfe, Vornehmen und Geringen, und wenn sie glauben, sie möchte sie gern, dann lacht sie sie aus, die abscheuliche Person! Kascha's Entrüstung war in vollem Zuge. Ich ergriff ihren Arm, um mir das Wort zu erobern. — Demnach bist du selbst also gegen eine solche Heirath, Mutter Kascha? sagte ich. Du kannst Franzens Liebe nicht billigen? — Kascha faltete die Hände und entgegnete mit einem Aufblick nach oben: Gott weiß, daß ich nur meinen Sohn glücklich sehen will! Es hat sich schon Manche geändert, die als Mädchen ein querköpfiges Ding war, wenn nur der rechte Mann kam. Und ich kann auch der Marie nicht von Herzen gram sein. Sie ist immer gut und vergnügt mit mir und hat mich schon ein paarmal besucht. Einmal war der Franz nicht zu Hause, und ich stand in seiner Stube. Da guckt sie durch die Thür und war ganz verwundert über die Menge Bücher, die der Franz hat, und sagte, das sei ja gerade so wie bei ihrem Bruder, und mein Sohn müsse noch viel gelehrter sein, als sie gedacht hatte! Aber ich konnte sie nicht bis in die Mitte der Stube bringen, sie sah sich immer furchtsam um, ob er nicht käme.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/52>, abgerufen am 21.11.2024.