N001 Fischer und Loder, welche beide Jugendfreunde N002 des Hrn. v. Humboldt waren, so wie vieler anderer N003 widerstehen konnten. Wir wurden den 26sten Mai N004 durch die ganze Universität geführt, um deren Ein- N005 richtungen einzeln kennen zu lernen, und wohnten den N006 27sten Mai einem Mittagsmahle bei, welches die Mit- N007 glieder der Universität in einem überaus grossen und N008 schönen Saale veranstaltet hatten, wodurch wir zu- N009 gleich mit den vornehmsten, durch Kenntnisse und Bil- N010 dung ausgezeichnetsten Einwohnern der alten Kaiser- N011 stadt bekannt wurden. So verliessen wir erst Moskau N012 am Morgen des 28sten Mais.
N001 Die nächste Umgebung von Moskau ist auf dem N002 Wege, welchen wir zum Ural nahmen, ohne roman- N003 tisch zu sein, doch recht angenehm. Die Landschaft N004 ist sehr bebaut, Ackerfelder wechseln mit kleinen N005 Wäldern ab, und jene prangten jetzt mit dem ersten N006 Grün des Jahres, das bei dem heitern Wetter, welches N007 wir hatten, nicht verfehlte uns in eben solche Stim- N008 mung zu versetzen. Bald aber wird die Gegend N009 sumpfig und sandig, und nun auch der Weg schlechter. N010 Die sumpfigen Gegenden, die oft grosse Strecken N011 einnehmen, sind mit Bohlendämmen belegt, die zwar, N012 so lange sie neu sind, wenn auch mit ausserordent- N013 licher Holzverschwendung, die vortrefflichsten Stras- N014 sen bilden, haben sie aber erst einige Zeit gedient N015 und sind sie nicht unaufhörlich ausgebessert worden, N016 wie diess gewöhnlich nicht der Fall ist, so werden N017 sie bald eben so schlecht, als sie im Anfang vortrefflich N018 waren. Die Strasse ist zum Theil mit Birken bepflanzt.
N001 Am Mittage kamen wir durch eine kleine Stadt N002 Bogorodsk, die nicht viel anders als ein grosses Dorf N003 aussieht, da sie, einige steinerne Gebäude ausgenom- N004 men, ganz aus hölzernen Häusern besteht, und auch N005 vollkommen das einförmige, traurige Ansehen der hie-
N001 Fischer und Loder, welche beide Jugendfreunde N002 des Hrn. v. Humboldt waren, so wie vieler anderer N003 widerstehen konnten. Wir wurden den 26sten Mai N004 durch die ganze Universität geführt, um deren Ein- N005 richtungen einzeln kennen zu lernen, und wohnten den N006 27sten Mai einem Mittagsmahle bei, welches die Mit- N007 glieder der Universität in einem überaus grossen und N008 schönen Saale veranstaltet hatten, wodurch wir zu- N009 gleich mit den vornehmsten, durch Kenntnisse und Bil- N010 dung ausgezeichnetsten Einwohnern der alten Kaiser- N011 stadt bekannt wurden. So verliessen wir erst Moskau N012 am Morgen des 28sten Mais.
N001 Die nächste Umgebung von Moskau ist auf dem N002 Wege, welchen wir zum Ural nahmen, ohne roman- N003 tisch zu sein, doch recht angenehm. Die Landschaft N004 ist sehr bebaut, Ackerfelder wechseln mit kleinen N005 Wäldern ab, und jene prangten jetzt mit dem ersten N006 Grün des Jahres, das bei dem heitern Wetter, welches N007 wir hatten, nicht verfehlte uns in eben solche Stim- N008 mung zu versetzen. Bald aber wird die Gegend N009 sumpfig und sandig, und nun auch der Weg schlechter. N010 Die sumpfigen Gegenden, die oft grosse Strecken N011 einnehmen, sind mit Bohlendämmen belegt, die zwar, N012 so lange sie neu sind, wenn auch mit ausserordent- N013 licher Holzverschwendung, die vortrefflichsten Stras- N014 sen bilden, haben sie aber erst einige Zeit gedient N015 und sind sie nicht unaufhörlich ausgebessert worden, N016 wie diess gewöhnlich nicht der Fall ist, so werden N017 sie bald eben so schlecht, als sie im Anfang vortrefflich N018 waren. Die Strasse ist zum Theil mit Birken bepflanzt.
N001 Am Mittage kamen wir durch eine kleine Stadt N002 Bogorodsk, die nicht viel anders als ein grosses Dorf N003 aussieht, da sie, einige steinerne Gebäude ausgenom- N004 men, ganz aus hölzernen Häusern besteht, und auch N005 vollkommen das einförmige, traurige Ansehen der hie-
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0116"xml:id="img_0116"n="82"/><p><lbn="N001"/>
Fischer und Loder, welche beide Jugendfreunde <lbn="N002"/>
des Hrn. v. Humboldt waren, so wie vieler anderer <lbn="N003"/>
widerstehen konnten. Wir wurden den 26sten Mai <lbn="N004"/>
durch die ganze Universität geführt, um deren Ein- <lbn="N005"/>
richtungen einzeln kennen zu lernen, und wohnten den <lbn="N006"/>
27sten Mai einem Mittagsmahle bei, welches die Mit- <lbn="N007"/>
glieder der Universität in einem überaus grossen und <lbn="N008"/>
schönen Saale veranstaltet hatten, wodurch wir zu- <lbn="N009"/>
gleich mit den vornehmsten, durch Kenntnisse und Bil- <lbn="N010"/>
dung ausgezeichnetsten Einwohnern der alten Kaiser- <lbn="N011"/>
stadt bekannt wurden. So verliessen wir erst Moskau <lbn="N012"/>
am Morgen des 28sten Mais.</p><p><lbn="N001"/>
Die nächste Umgebung von Moskau ist auf dem <lbn="N002"/>
Wege, welchen wir zum Ural nahmen, ohne roman- <lbn="N003"/>
tisch zu sein, doch recht angenehm. Die Landschaft <lbn="N004"/>
ist sehr bebaut, Ackerfelder wechseln mit kleinen <lbn="N005"/>
Wäldern ab, und jene prangten jetzt mit dem ersten <lbn="N006"/>
Grün des Jahres, das bei dem heitern Wetter, welches <lbn="N007"/>
wir hatten, nicht verfehlte uns in eben solche Stim- <lbn="N008"/>
mung zu versetzen. Bald aber wird die Gegend <lbn="N009"/>
sumpfig und sandig, und nun auch der Weg schlechter. <lbn="N010"/>
Die sumpfigen Gegenden, die oft grosse Strecken <lbn="N011"/>
einnehmen, sind mit Bohlendämmen belegt, die zwar, <lbn="N012"/>
so lange sie neu sind, wenn auch mit ausserordent- <lbn="N013"/>
licher Holzverschwendung, die vortrefflichsten Stras- <lbn="N014"/>
sen bilden, haben sie aber erst einige Zeit gedient <lbn="N015"/>
und sind sie nicht unaufhörlich ausgebessert worden, <lbn="N016"/>
wie diess gewöhnlich nicht der Fall ist, so werden <lbn="N017"/>
sie bald eben so schlecht, als sie im Anfang vortrefflich <lbn="N018"/>
waren. Die Strasse ist zum Theil mit Birken bepflanzt.</p><p><lbn="N001"/>
Am Mittage kamen wir durch eine kleine Stadt <lbn="N002"/>
Bogorodsk, die nicht viel anders als ein grosses Dorf <lbn="N003"/>
aussieht, da sie, einige steinerne Gebäude ausgenom- <lbn="N004"/>
men, ganz aus hölzernen Häusern besteht, und auch <lbn="N005"/>
vollkommen das einförmige, traurige Ansehen der hie-</p></div></body></text></TEI>
[82/0116]
N001
Fischer und Loder, welche beide Jugendfreunde N002
des Hrn. v. Humboldt waren, so wie vieler anderer N003
widerstehen konnten. Wir wurden den 26sten Mai N004
durch die ganze Universität geführt, um deren Ein- N005
richtungen einzeln kennen zu lernen, und wohnten den N006
27sten Mai einem Mittagsmahle bei, welches die Mit- N007
glieder der Universität in einem überaus grossen und N008
schönen Saale veranstaltet hatten, wodurch wir zu- N009
gleich mit den vornehmsten, durch Kenntnisse und Bil- N010
dung ausgezeichnetsten Einwohnern der alten Kaiser- N011
stadt bekannt wurden. So verliessen wir erst Moskau N012
am Morgen des 28sten Mais.
N001
Die nächste Umgebung von Moskau ist auf dem N002
Wege, welchen wir zum Ural nahmen, ohne roman- N003
tisch zu sein, doch recht angenehm. Die Landschaft N004
ist sehr bebaut, Ackerfelder wechseln mit kleinen N005
Wäldern ab, und jene prangten jetzt mit dem ersten N006
Grün des Jahres, das bei dem heitern Wetter, welches N007
wir hatten, nicht verfehlte uns in eben solche Stim- N008
mung zu versetzen. Bald aber wird die Gegend N009
sumpfig und sandig, und nun auch der Weg schlechter. N010
Die sumpfigen Gegenden, die oft grosse Strecken N011
einnehmen, sind mit Bohlendämmen belegt, die zwar, N012
so lange sie neu sind, wenn auch mit ausserordent- N013
licher Holzverschwendung, die vortrefflichsten Stras- N014
sen bilden, haben sie aber erst einige Zeit gedient N015
und sind sie nicht unaufhörlich ausgebessert worden, N016
wie diess gewöhnlich nicht der Fall ist, so werden N017
sie bald eben so schlecht, als sie im Anfang vortrefflich N018
waren. Die Strasse ist zum Theil mit Birken bepflanzt.
N001
Am Mittage kamen wir durch eine kleine Stadt N002
Bogorodsk, die nicht viel anders als ein grosses Dorf N003
aussieht, da sie, einige steinerne Gebäude ausgenom- N004
men, ganz aus hölzernen Häusern besteht, und auch N005
vollkommen das einförmige, traurige Ansehen der hie-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-24T14:49:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-24T14:49:29Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.
Die Transkription erfolgte nach den unter
http://www.ocr-d.de/gt_guidelines
formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.
Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.
Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/116>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.