N001 mir bei seiner Abreise nach Paris im Sommer 1831 den N002 Wunsch zu erkennen gab, dass ich jene allgemeine N003 Schilderung zu einem Berichte über die ganze Expe- N004 dition in Form eines Tagebuches erweitern möchte.
N001 Ungeachtet der vielen und grossen Bedenklich- N002 keiten, die dabei in mir entstanden, und die haupt- N003 sächlich in der Schnelligkeit der Reise und in meiner N004 für einen vollständigen Reisebericht nicht genügen- N005 den Vorbereitung zu derselben gegründet waren, konnte N006 ich doch den Wunsch eines Mannes, dem ich so lange N007 schon verpflichtet war, nicht unerfüllt lassen. Ich ent- N008 schloss mich also zur Bearbeitung meines an Ort und N009 Stelle niedergeschriebenen geognostischen Tagebuches. N010 Mehrere specielle Untersuchungen, die ich angefan- N011 gen, namentlich die Untersuchungen über die Mischung N012 des gediegenen Goldes, über den Uralit und die Grün- N013 steine des Ural, so wie andere wissenschaftliche N014 Arbeiten, die theils damit in genauem Zusammenhange N015 standen, theils für meine mineralogischen Vorlesungen N016 an der hiesigen Universität nöthig waren, erlaubten N017 mir nicht früher als im Herbste 1833 die Redaction N018 zu beginnen. Der frische Eindruck, den die Reise N019 gemacht hatte, war freilich nun verlöscht, aber wenn N020 deshalb die Zögerung auch der Lebendigkeit der Dar- N021 stellung nachtheilig wurde, so bot sie dagegen den N022 ernsteren Gewinn dar, dass das Wesentliche von dem N023 Unwesentlichen mehr geschieden blieb, und dass ich N024 vermied, meinem Gedächtnisse mehr als meinem aus- N025 führlichen Tagebuche zu trauen.
N001 Ich habe demnach einfach erzählt, was wir gese- N002 hen. Die mineralogischen und geognostischen Beob- N003 achtungen, die den grössten Theil des Werkes aus- N004 machen, sind nicht von den übrigen sehr verschieden- N005 artigen getrennt, daher das Buch doch eigentlich nur N006 für Mineralogen und Geognosten geschrieben ist, N007 und auch für diese allein von einigem Interesse sein N008 kann. Herr von Humboldt hat die Güte gehabt, mich N009 auf die liberalste Weise bei der Ausarbeitung des N010 Werkes zu unterstützen; er hat mich in Besitz aller N011 Karten, Bücher und Manuscripte gesetzt, welche ihm N012 auf der Reise selbst mitgetheilt worden sind, er ist
[footnote-continued reference]N001 9. Ueher das Vanadinbleierz von Beresowsk. B. XXIX. S. 455.
[footnote-continued reference]N001 10. Ueber den Rhodizit, eine neue Mineralgattung. B. N002 XXXIII, S. 253.
N001 mir bei seiner Abreise nach Paris im Sommer 1831 den N002 Wunsch zu erkennen gab, dass ich jene allgemeine N003 Schilderung zu einem Berichte über die ganze Expe- N004 dition in Form eines Tagebuches erweitern möchte.
N001 Ungeachtet der vielen und grossen Bedenklich- N002 keiten, die dabei in mir entstanden, und die haupt- N003 sächlich in der Schnelligkeit der Reise und in meiner N004 für einen vollständigen Reisebericht nicht genügen- N005 den Vorbereitung zu derselben gegründet waren, konnte N006 ich doch den Wunsch eines Mannes, dem ich so lange N007 schon verpflichtet war, nicht unerfüllt lassen. Ich ent- N008 schloss mich also zur Bearbeitung meines an Ort und N009 Stelle niedergeschriebenen geognostischen Tagebuches. N010 Mehrere specielle Untersuchungen, die ich angefan- N011 gen, namentlich die Untersuchungen über die Mischung N012 des gediegenen Goldes, über den Uralit und die Grün- N013 steine des Ural, so wie andere wissenschaftliche N014 Arbeiten, die theils damit in genauem Zusammenhange N015 standen, theils für meine mineralogischen Vorlesungen N016 an der hiesigen Universität nöthig waren, erlaubten N017 mir nicht früher als im Herbste 1833 die Redaction N018 zu beginnen. Der frische Eindruck, den die Reise N019 gemacht hatte, war freilich nun verlöscht, aber wenn N020 deshalb die Zögerung auch der Lebendigkeit der Dar- N021 stellung nachtheilig wurde, so bot sie dagegen den N022 ernsteren Gewinn dar, dass das Wesentliche von dem N023 Unwesentlichen mehr geschieden blieb, und dass ich N024 vermied, meinem Gedächtnisse mehr als meinem aus- N025 führlichen Tagebuche zu trauen.
N001 Ich habe demnach einfach erzählt, was wir gese- N002 hen. Die mineralogischen und geognostischen Beob- N003 achtungen, die den grössten Theil des Werkes aus- N004 machen, sind nicht von den übrigen sehr verschieden- N005 artigen getrennt, daher das Buch doch eigentlich nur N006 für Mineralogen und Geognosten geschrieben ist, N007 und auch für diese allein von einigem Interesse sein N008 kann. Herr von Humboldt hat die Güte gehabt, mich N009 auf die liberalste Weise bei der Ausarbeitung des N010 Werkes zu unterstützen; er hat mich in Besitz aller N011 Karten, Bücher und Manuscripte gesetzt, welche ihm N012 auf der Reise selbst mitgetheilt worden sind, er ist
[footnote-continued reference]N001 9. Ueher das Vanadinbleierz von Beresowsk. B. XXIX. S. 455.
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mir bei seiner Abreise nach Paris im Sommer 1831 den N002
Wunsch zu erkennen gab, dass ich jene allgemeine N003
Schilderung zu einem Berichte über die ganze Expe- N004
dition in Form eines Tagebuches erweitern möchte.
N001
Ungeachtet der vielen und grossen Bedenklich- N002
keiten, die dabei in mir entstanden, und die haupt- N003
sächlich in der Schnelligkeit der Reise und in meiner N004
für einen vollständigen Reisebericht nicht genügen- N005
den Vorbereitung zu derselben gegründet waren, konnte N006
ich doch den Wunsch eines Mannes, dem ich so lange N007
schon verpflichtet war, nicht unerfüllt lassen. Ich ent- N008
schloss mich also zur Bearbeitung meines an Ort und N009
Stelle niedergeschriebenen geognostischen Tagebuches. N010
Mehrere specielle Untersuchungen, die ich angefan- N011
gen, namentlich die Untersuchungen über die Mischung N012
des gediegenen Goldes, über den Uralit und die Grün- N013
steine des Ural, so wie andere wissenschaftliche N014
Arbeiten, die theils damit in genauem Zusammenhange N015
standen, theils für meine mineralogischen Vorlesungen N016
an der hiesigen Universität nöthig waren, erlaubten N017
mir nicht früher als im Herbste 1833 die Redaction N018
zu beginnen. Der frische Eindruck, den die Reise N019
gemacht hatte, war freilich nun verlöscht, aber wenn N020
deshalb die Zögerung auch der Lebendigkeit der Dar- N021
stellung nachtheilig wurde, so bot sie dagegen den N022
ernsteren Gewinn dar, dass das Wesentliche von dem N023
Unwesentlichen mehr geschieden blieb, und dass ich N024
vermied, meinem Gedächtnisse mehr als meinem aus- N025
führlichen Tagebuche zu trauen.
N001
Ich habe demnach einfach erzählt, was wir gese- N002
hen. Die mineralogischen und geognostischen Beob- N003
achtungen, die den grössten Theil des Werkes aus- N004
machen, sind nicht von den übrigen sehr verschieden- N005
artigen getrennt, daher das Buch doch eigentlich nur N006
für Mineralogen und Geognosten geschrieben ist, N007
und auch für diese allein von einigem Interesse sein N008
kann. Herr von Humboldt hat die Güte gehabt, mich N009
auf die liberalste Weise bei der Ausarbeitung des N010
Werkes zu unterstützen; er hat mich in Besitz aller N011
Karten, Bücher und Manuscripte gesetzt, welche ihm N012
auf der Reise selbst mitgetheilt worden sind, er ist
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9. Ueher das Vanadinbleierz von Beresowsk. B. XXIX. S. 455.
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10. Ueber den Rhodizit, eine neue Mineralgattung. B. N002
XXXIII, S. 253.
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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