Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

N001
sind auf diesem Wege, der Hauptstrasse nach Sibirien, N002
hölzerne, mit Pallisaden umgebene Häuser erbaut, in N003
welchen die Verschickten, wie man in Russland die N004
nach Sibirien Verbannten nennt, die Nächte zubringen, N005
und den vierten Tag Ruhetag halten. Das öftere Zu- N006
sammentreffen mit ihnen ist keine Annehmlichkeit der N007
Strasse nach Sibirien, doch ist ihre Behandlung so- N008
weit ich sie gesehen habe, nicht schlecht; die Stationen N009
sind nicht zu gross, aber der Weg ist doch durch die N010
ausserordentliche Länge sehr beschwerlich.

N001
Wir trafen den Tag über schon öfter anstehendes N002
Gestein an. Gleich nach Jäntschurino, der ersten Sta- N003
tion von Kasan, sahen wir links in einiger Entfernung N004
vom Wege einen Steinbruch, in welchem ein weisser N005
Oolithenkalkstein gebrochen wurde, der in horizontalen N006
Bänken geschichtet war. Bei Arsk zogen sich lang N007
gedehnte Hügel zur Seite fort, auf denen zum Theil N008
noch das Dorf selbst lag, und die aus einem grünen, sehr N009
mit Kalk gemengten Sandstein bestanden, und 10 Werste N010
von Korodubanskaja, der vierten Station, stand in einem N011
Steinbruch ein dichter, weisser Kalkstein an, der dem N012
bekannten Pappenheimer sehr ähnlich war. Bei Jän- N013
gulowskaja endlich, der letzten Station von Malmüsch, N014
erheben sich schon grössere Felsen, die von einem N015
glimmerreichen rothen Sandstein gebildet werden.

N001
Spät Abends kamen wir in der Kreisstadt Mal- N002
müsch an. Der Postmeister, in dessen Wohnung wir N003
eintraten, um uns Thee zu bereiten, ist ein Freund der N004
Mineralogie, und besitzt eine kleine hübsche Minera- N005
liensammlung, aus welcher er die wichtigsten Stücke N006
uns herbeiholte. So zeigte er uns ein vortreffliches N007
Stück Dioptas, welches eine Zierde mancher grossen N008
Sammlung in Deutschland wäre, und machte uns auf eine N009
Menge Knochen und Zähne von Mammuthen aufmerk- N010
sam, die er theils in seine Zimmer, theils vor sein Haus N011
hatte legen lassen, und die alle an den Ufern der Wjatka, N012
in deren Nähe Malmüsch liegt, gefunden waren.

N001
sind auf diesem Wege, der Hauptstrasse nach Sibirien, N002
hölzerne, mit Pallisaden umgebene Häuser erbaut, in N003
welchen die Verschickten, wie man in Russland die N004
nach Sibirien Verbannten nennt, die Nächte zubringen, N005
und den vierten Tag Ruhetag halten. Das öftere Zu- N006
sammentreffen mit ihnen ist keine Annehmlichkeit der N007
Strasse nach Sibirien, doch ist ihre Behandlung so- N008
weit ich sie gesehen habe, nicht schlecht; die Stationen N009
sind nicht zu gross, aber der Weg ist doch durch die N010
ausserordentliche Länge sehr beschwerlich.

N001
Wir trafen den Tag über schon öfter anstehendes N002
Gestein an. Gleich nach Jäntschurino, der ersten Sta- N003
tion von Kasan, sahen wir links in einiger Entfernung N004
vom Wege einen Steinbruch, in welchem ein weisser N005
Oolithenkalkstein gebrochen wurde, der in horizontalen N006
Bänken geschichtet war. Bei Arsk zogen sich lang N007
gedehnte Hügel zur Seite fort, auf denen zum Theil N008
noch das Dorf selbst lag, und die aus einem grünen, sehr N009
mit Kalk gemengten Sandstein bestanden, und 10 Werste N010
von Korodubanskaja, der vierten Station, stand in einem N011
Steinbruch ein dichter, weisser Kalkstein an, der dem N012
bekannten Pappenheimer sehr ähnlich war. Bei Jän- N013
gulowskaja endlich, der letzten Station von Malmüsch, N014
erheben sich schon grössere Felsen, die von einem N015
glimmerreichen rothen Sandstein gebildet werden.

N001
Spät Abends kamen wir in der Kreisstadt Mal- N002
müsch an. Der Postmeister, in dessen Wohnung wir N003
eintraten, um uns Thee zu bereiten, ist ein Freund der N004
Mineralogie, und besitzt eine kleine hübsche Minera- N005
liensammlung, aus welcher er die wichtigsten Stücke N006
uns herbeiholte. So zeigte er uns ein vortreffliches N007
Stück Dioptas, welches eine Zierde mancher grossen N008
Sammlung in Deutschland wäre, und machte uns auf eine N009
Menge Knochen und Zähne von Mammuthen aufmerk- N010
sam, die er theils in seine Zimmer, theils vor sein Haus N011
hatte legen lassen, und die alle an den Ufern der Wjatka, N012
in deren Nähe Malmüsch liegt, gefunden waren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0145" xml:id="img_0145" n="111"/>
        <p><lb n="N001"/>
sind auf diesem Wege, der Hauptstrasse nach Sibirien,             <lb n="N002"/>
hölzerne, mit Pallisaden umgebene Häuser erbaut, in             <lb n="N003"/>
welchen die Verschickten, wie man in Russland die             <lb n="N004"/>
nach Sibirien Verbannten nennt, die Nächte zubringen,             <lb n="N005"/>
und den vierten Tag Ruhetag halten. Das öftere Zu-             <lb n="N006"/>
sammentreffen mit ihnen ist keine Annehmlichkeit der             <lb n="N007"/>
Strasse nach Sibirien, doch ist ihre Behandlung so-             <lb n="N008"/>
weit ich sie gesehen habe, nicht schlecht; die Stationen             <lb n="N009"/>
sind nicht zu gross, aber der Weg ist doch durch die             <lb n="N010"/>
ausserordentliche Länge sehr beschwerlich.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Wir trafen den Tag über schon öfter anstehendes             <lb n="N002"/>
Gestein an. Gleich nach Jäntschurino, der ersten Sta-             <lb n="N003"/>
tion von Kasan, sahen wir links in einiger Entfernung             <lb n="N004"/>
vom Wege einen Steinbruch, in welchem ein weisser             <lb n="N005"/>
Oolithenkalkstein gebrochen wurde, der in horizontalen             <lb n="N006"/>
Bänken geschichtet war. Bei Arsk zogen sich lang             <lb n="N007"/>
gedehnte Hügel zur Seite fort, auf denen zum Theil             <lb n="N008"/>
noch das Dorf selbst lag, und die aus einem grünen, sehr             <lb n="N009"/>
mit Kalk gemengten Sandstein bestanden, und 10 Werste             <lb n="N010"/>
von Korodubanskaja, der vierten Station, stand in einem             <lb n="N011"/>
Steinbruch ein dichter, weisser Kalkstein an, der dem             <lb n="N012"/>
bekannten Pappenheimer sehr ähnlich war. Bei Jän-             <lb n="N013"/>
gulowskaja endlich, der letzten Station von Malmüsch,             <lb n="N014"/>
erheben sich schon grössere Felsen, die von einem             <lb n="N015"/>
glimmerreichen rothen Sandstein gebildet werden.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Spät Abends kamen wir in der Kreisstadt Mal-             <lb n="N002"/>
müsch an. Der Postmeister, in dessen Wohnung wir <lb n="N003"/>
eintraten, um uns Thee zu bereiten, ist ein Freund der             <lb n="N004"/>
Mineralogie, und besitzt eine kleine hübsche Minera-             <lb n="N005"/>
liensammlung, aus welcher er die wichtigsten Stücke             <lb n="N006"/>
uns herbeiholte. So zeigte er uns ein vortreffliches             <lb n="N007"/>
Stück Dioptas, welches eine Zierde mancher grossen             <lb n="N008"/>
Sammlung in Deutschland wäre, und machte uns auf eine             <lb n="N009"/>
Menge Knochen und Zähne von Mammuthen aufmerk-             <lb n="N010"/>
sam, die er theils in seine Zimmer, theils vor sein Haus             <lb n="N011"/>
hatte legen lassen, und die alle an den Ufern der Wjatka,             <lb n="N012"/>
in deren Nähe Malmüsch liegt, gefunden waren.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0145] N001 sind auf diesem Wege, der Hauptstrasse nach Sibirien, N002 hölzerne, mit Pallisaden umgebene Häuser erbaut, in N003 welchen die Verschickten, wie man in Russland die N004 nach Sibirien Verbannten nennt, die Nächte zubringen, N005 und den vierten Tag Ruhetag halten. Das öftere Zu- N006 sammentreffen mit ihnen ist keine Annehmlichkeit der N007 Strasse nach Sibirien, doch ist ihre Behandlung so- N008 weit ich sie gesehen habe, nicht schlecht; die Stationen N009 sind nicht zu gross, aber der Weg ist doch durch die N010 ausserordentliche Länge sehr beschwerlich. N001 Wir trafen den Tag über schon öfter anstehendes N002 Gestein an. Gleich nach Jäntschurino, der ersten Sta- N003 tion von Kasan, sahen wir links in einiger Entfernung N004 vom Wege einen Steinbruch, in welchem ein weisser N005 Oolithenkalkstein gebrochen wurde, der in horizontalen N006 Bänken geschichtet war. Bei Arsk zogen sich lang N007 gedehnte Hügel zur Seite fort, auf denen zum Theil N008 noch das Dorf selbst lag, und die aus einem grünen, sehr N009 mit Kalk gemengten Sandstein bestanden, und 10 Werste N010 von Korodubanskaja, der vierten Station, stand in einem N011 Steinbruch ein dichter, weisser Kalkstein an, der dem N012 bekannten Pappenheimer sehr ähnlich war. Bei Jän- N013 gulowskaja endlich, der letzten Station von Malmüsch, N014 erheben sich schon grössere Felsen, die von einem N015 glimmerreichen rothen Sandstein gebildet werden. N001 Spät Abends kamen wir in der Kreisstadt Mal- N002 müsch an. Der Postmeister, in dessen Wohnung wir N003 eintraten, um uns Thee zu bereiten, ist ein Freund der N004 Mineralogie, und besitzt eine kleine hübsche Minera- N005 liensammlung, aus welcher er die wichtigsten Stücke N006 uns herbeiholte. So zeigte er uns ein vortreffliches N007 Stück Dioptas, welches eine Zierde mancher grossen N008 Sammlung in Deutschland wäre, und machte uns auf eine N009 Menge Knochen und Zähne von Mammuthen aufmerk- N010 sam, die er theils in seine Zimmer, theils vor sein Haus N011 hatte legen lassen, und die alle an den Ufern der Wjatka, N012 in deren Nähe Malmüsch liegt, gefunden waren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/145
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/145>, abgerufen am 18.05.2024.