N001 jeder Seite mit einer doppelten Reihe von Birken N002 eingefasst. Ungeachtet ihrer Breite ist sie jedoch vor- N003 trefflich; sie ist mit einem groben Kiese überschüttet, N004 der unter der rothen lehmichten Dammerde hier überall N005 gefunden wird, und ein eben so gutes als leicht zu er- N006 haltendes Material zum Wegebau abgiebt. Er besteht N007 aus abgerundeten Geschieben von Quarz, Hornstein, N008 Jaspis, Kieselschiefer, mitunter auch von einem Por- N009 phyr, der eine graulichgrüne Grundmasse hat, und N010 kleine schmale eingewachsene Feldspathkrystalle ent- N011 hält. Das Ganze ist oft zu einem festen Konglomerate N012 verbunden, in welchem kleine Drusen von Kalkspath N013 sich gebildet haben. Versteinertes Holz kommt in ein- N014 zelnen Stücken auch in diesem Sande vor, und wurde N015 uns in Kilmes-Seltinskaja, einem Dorfe, in welchem N016 wir den 10ten Juni Mittag machten, gezeigt.
N001 Die Bewohner dieser Gegenden sind die Wot- N002 jaken, ein Volk, das nach Klaproths Untersuchungen N003 zu dem Finnischen Stamm der Permier gehört. Die N004 eigenthümliche Sprache der Wotjaken ist etwas mit N005 dem Dialecte der Tscheremissen gemischt, die mit N006 den Mordwinen zu dem Stamme der Wolgischen N007 Finnen gehören, dagegen Tschuwaschen, Basch- N008 kiren und Kirgisen Zweige des grossen Türkischen N009 Stammes sind 1). Sie haben indessen meistenteils die N010 christliche Religion und mit dieser auch die Russische N011 Sprache und Russische Sitten angenommen, ihre eigen- N012 thümliche Tracht jedoch noch grösstentheils beibehal- N013 ten. Diese ist besonders bei den Frauen und Mädchen N014 ausgezeichnet. Die Frauen tragen nämlich hohe Mützen N015 von der Form eines abgestumpften Kegels, die aus N016 Birkenrinde bestehen, mit blauem Tuche überzogen N017 und vorn mit silbernen Münzen und rothen Franzen N018 behängt sind; die Mädchen tragen niedrige Kappen,
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1 ) Klaproth, Tableau historique de l' Asie, S. 247 und 275, und N002 Abel-Remusat, Recherehes sur les langues Tartares, S. 321.
N001 jeder Seite mit einer doppelten Reihe von Birken N002 eingefasst. Ungeachtet ihrer Breite ist sie jedoch vor- N003 trefflich; sie ist mit einem groben Kiese überschüttet, N004 der unter der rothen lehmichten Dammerde hier überall N005 gefunden wird, und ein eben so gutes als leicht zu er- N006 haltendes Material zum Wegebau abgiebt. Er besteht N007 aus abgerundeten Geschieben von Quarz, Hornstein, N008 Jaspis, Kieselschiefer, mitunter auch von einem Por- N009 phyr, der eine graulichgrüne Grundmasse hat, und N010 kleine schmale eingewachsene Feldspathkrystalle ent- N011 hält. Das Ganze ist oft zu einem festen Konglomerate N012 verbunden, in welchem kleine Drusen von Kalkspath N013 sich gebildet haben. Versteinertes Holz kommt in ein- N014 zelnen Stücken auch in diesem Sande vor, und wurde N015 uns in Kilmes-Seltinskaja, einem Dorfe, in welchem N016 wir den 10ten Juni Mittag machten, gezeigt.
N001 Die Bewohner dieser Gegenden sind die Wot- N002 jaken, ein Volk, das nach Klaproths Untersuchungen N003 zu dem Finnischen Stamm der Permier gehört. Die N004 eigenthümliche Sprache der Wotjaken ist etwas mit N005 dem Dialecte der Tscheremissen gemischt, die mit N006 den Mordwinen zu dem Stamme der Wolgischen N007 Finnen gehören, dagegen Tschuwaschen, Basch- N008 kiren und Kirgisen Zweige des grossen Türkischen N009 Stammes sind 1). Sie haben indessen meistenteils die N010 christliche Religion und mit dieser auch die Russische N011 Sprache und Russische Sitten angenommen, ihre eigen- N012 thümliche Tracht jedoch noch grösstentheils beibehal- N013 ten. Diese ist besonders bei den Frauen und Mädchen N014 ausgezeichnet. Die Frauen tragen nämlich hohe Mützen N015 von der Form eines abgestumpften Kegels, die aus N016 Birkenrinde bestehen, mit blauem Tuche überzogen N017 und vorn mit silbernen Münzen und rothen Franzen N018 behängt sind; die Mädchen tragen niedrige Kappen,
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1 ) Klaproth, Tableau historique de l’ Asie, S. 247 und 275, und N002 Abel-Remusat, Recherehes sur les langues Tartares, S. 321.
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0148"xml:id="img_0148"n="114"/><p><lbn="N001"/>
jeder Seite mit einer doppelten Reihe von Birken <lbn="N002"/>
eingefasst. Ungeachtet ihrer Breite ist sie jedoch vor- <lbn="N003"/>
trefflich; sie ist mit einem groben Kiese überschüttet, <lbn="N004"/>
der unter der rothen lehmichten Dammerde hier überall <lbn="N005"/>
gefunden wird, und ein eben so gutes als leicht zu er- <lbn="N006"/>
haltendes Material zum Wegebau abgiebt. Er besteht <lbn="N007"/>
aus abgerundeten Geschieben von Quarz, Hornstein, <lbn="N008"/>
Jaspis, Kieselschiefer, mitunter auch von einem Por- <lbn="N009"/>
phyr, der eine graulichgrüne Grundmasse hat, und <lbn="N010"/>
kleine schmale eingewachsene Feldspathkrystalle ent- <lbn="N011"/>
hält. Das Ganze ist oft zu einem festen Konglomerate <lbn="N012"/>
verbunden, in welchem kleine Drusen von Kalkspath <lbn="N013"/>
sich gebildet haben. Versteinertes Holz kommt in ein- <lbn="N014"/>
zelnen Stücken auch in diesem Sande vor, und wurde <lbn="N015"/>
uns in Kilmes-Seltinskaja, einem Dorfe, in welchem <lbn="N016"/>
wir den 10ten Juni Mittag machten, gezeigt.</p><p><lbn="N001"/>
Die Bewohner dieser Gegenden sind die Wot- <lbn="N002"/>
jaken, ein Volk, das nach Klaproths Untersuchungen <lbn="N003"/>
zu dem Finnischen Stamm der Permier gehört. Die <lbn="N004"/>
eigenthümliche Sprache der Wotjaken ist etwas mit <lbn="N005"/>
dem Dialecte der Tscheremissen gemischt, die mit <lbn="N006"/>
den Mordwinen zu dem Stamme der Wolgischen <lbn="N007"/>
Finnen gehören, dagegen Tschuwaschen, Basch- <lbn="N008"/>
kiren und Kirgisen Zweige des grossen Türkischen <lbn="N009"/>
Stammes sind 1). Sie haben indessen meistenteils die <lbn="N010"/>
christliche Religion und mit dieser auch die Russische <lbn="N011"/>
Sprache und Russische Sitten angenommen, ihre eigen- <lbn="N012"/>
thümliche Tracht jedoch noch grösstentheils beibehal- <lbn="N013"/>
ten. Diese ist besonders bei den Frauen und Mädchen <lbn="N014"/>
ausgezeichnet. Die Frauen tragen nämlich hohe Mützen <lbn="N015"/>
von der Form eines abgestumpften Kegels, die aus <lbn="N016"/>
Birkenrinde bestehen, mit blauem Tuche überzogen <lbn="N017"/>
und vorn mit silbernen Münzen und rothen Franzen <lbn="N018"/>
behängt sind; die Mädchen tragen niedrige Kappen,</p><noteplace="foot"n="[footnote reference]"><lbn="N001"/>
1 ) Klaproth, Tableau historique de l’ Asie, S. 247 und 275, und <lbn="N002"/>
Abel-Remusat, Recherehes sur les langues Tartares, S. 321.</note></div></body></text></TEI>
[114/0148]
N001
jeder Seite mit einer doppelten Reihe von Birken N002
eingefasst. Ungeachtet ihrer Breite ist sie jedoch vor- N003
trefflich; sie ist mit einem groben Kiese überschüttet, N004
der unter der rothen lehmichten Dammerde hier überall N005
gefunden wird, und ein eben so gutes als leicht zu er- N006
haltendes Material zum Wegebau abgiebt. Er besteht N007
aus abgerundeten Geschieben von Quarz, Hornstein, N008
Jaspis, Kieselschiefer, mitunter auch von einem Por- N009
phyr, der eine graulichgrüne Grundmasse hat, und N010
kleine schmale eingewachsene Feldspathkrystalle ent- N011
hält. Das Ganze ist oft zu einem festen Konglomerate N012
verbunden, in welchem kleine Drusen von Kalkspath N013
sich gebildet haben. Versteinertes Holz kommt in ein- N014
zelnen Stücken auch in diesem Sande vor, und wurde N015
uns in Kilmes-Seltinskaja, einem Dorfe, in welchem N016
wir den 10ten Juni Mittag machten, gezeigt.
N001
Die Bewohner dieser Gegenden sind die Wot- N002
jaken, ein Volk, das nach Klaproths Untersuchungen N003
zu dem Finnischen Stamm der Permier gehört. Die N004
eigenthümliche Sprache der Wotjaken ist etwas mit N005
dem Dialecte der Tscheremissen gemischt, die mit N006
den Mordwinen zu dem Stamme der Wolgischen N007
Finnen gehören, dagegen Tschuwaschen, Basch- N008
kiren und Kirgisen Zweige des grossen Türkischen N009
Stammes sind 1). Sie haben indessen meistenteils die N010
christliche Religion und mit dieser auch die Russische N011
Sprache und Russische Sitten angenommen, ihre eigen- N012
thümliche Tracht jedoch noch grösstentheils beibehal- N013
ten. Diese ist besonders bei den Frauen und Mädchen N014
ausgezeichnet. Die Frauen tragen nämlich hohe Mützen N015
von der Form eines abgestumpften Kegels, die aus N016
Birkenrinde bestehen, mit blauem Tuche überzogen N017
und vorn mit silbernen Münzen und rothen Franzen N018
behängt sind; die Mädchen tragen niedrige Kappen,
[footnote reference]
[footnote reference] N001
1 ) Klaproth, Tableau historique de l’ Asie, S. 247 und 275, und N002
Abel-Remusat, Recherehes sur les langues Tartares, S. 321.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-24T14:49:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-24T14:49:29Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.
Die Transkription erfolgte nach den unter
http://www.ocr-d.de/gt_guidelines
formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.
Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.
Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/148>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.