Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

N001
sen das Haff beschaffen sei, konnten wir nicht genau N002
erfahren. Wir verliessen Königsberg am Morgen des N003
18ten Aprils.

N001
Wir fanden aber den Weg noch schlechter, als N002
wir erwartet hatten; der Schnee, der auf dem Felde N003
schon geschmolzen war, hatte sich auf der Strasse, N004
wo er durch früheres Fahren fest geworden, noch N005
gehalten. Das Schneewasser der Felder hatte ihn N006
indessen stellenweise untergraben; das über solchen N007
Stellen befindliche Gewölbe von Eis konnte die Last N008
des Wagens nicht mehr halten, weshalb wir häufig N009
einbrachen. Ein Versuch, den der Postillon von einem N010
unserer Wagen machte, auf dem Lande zur Seite der N011
Strasse zu fahren, kostete mehrere Stunden Aufenthalt, N012
der Wagen sank bald darauf bis über die Axen in N013
den erweichten Boden ein und konnte nur mit Hülfe N014
vieler Menschen, die aus einem benachbarten Dorfe N015
geholt werden mussten, und mit Hebebäumen und Bret- N016
tern herbeieilten, wieder herausgehoben werden. Auf N017
diese Weise konnten wir den ganzen Tag nicht wei- N018
ter als bis Sarkau, dem ersten Dorfe auf der Nehrung N019
und der zweiten Station von Königsberg gelangen, N020
die wir bei untergehender Sonne erreichten, und in N021
welcher wir die Nacht über blieben.

N001
Den folgenden Tag fuhren wir auf der Nehrung N002
entlang, jener schmalen Landzunge, die sich bis in die N003
Nähe von Memel, 131/2 Meile weit erstreckend, das N004
Kurische Haff von der Ostsee trennt. Obgleich sie kahl N005
und mit Flugsand bedeckt ist, den der Wind bald hier N006
bald dorthin aufhäuft, befinden sich auf ihr doch ausser N007
Sarkau noch mehrere Dörfer, deren Einwohner sich N008
grösstentheils von der Fischerei ernähren. Die Dörfer N009
liegen alle auf der östlichen Seite an dem Haffe, der N010
Weg dagegen geht auf dem westlichen Ufer entlang, N011
wo man zur Bezeichnung desselben Bäume gepflanzt N012
hat; da er aber zwischen diesen nicht anders wie an N013
jeder andern Stelle ist, so nimmt man ihn, wo man sol-

N001
sen das Haff beschaffen sei, konnten wir nicht genau N002
erfahren. Wir verliessen Königsberg am Morgen des N003
18ten Aprils.

N001
Wir fanden aber den Weg noch schlechter, als N002
wir erwartet hatten; der Schnee, der auf dem Felde N003
schon geschmolzen war, hatte sich auf der Strasse, N004
wo er durch früheres Fahren fest geworden, noch N005
gehalten. Das Schneewasser der Felder hatte ihn N006
indessen stellenweise untergraben; das über solchen N007
Stellen befindliche Gewölbe von Eis konnte die Last N008
des Wagens nicht mehr halten, weshalb wir häufig N009
einbrachen. Ein Versuch, den der Postillon von einem N010
unserer Wagen machte, auf dem Lande zur Seite der N011
Strasse zu fahren, kostete mehrere Stunden Aufenthalt, N012
der Wagen sank bald darauf bis über die Axen in N013
den erweichten Boden ein und konnte nur mit Hülfe N014
vieler Menschen, die aus einem benachbarten Dorfe N015
geholt werden mussten, und mit Hebebäumen und Bret- N016
tern herbeieilten, wieder herausgehoben werden. Auf N017
diese Weise konnten wir den ganzen Tag nicht wei- N018
ter als bis Sarkau, dem ersten Dorfe auf der Nehrung N019
und der zweiten Station von Königsberg gelangen, N020
die wir bei untergehender Sonne erreichten, und in N021
welcher wir die Nacht über blieben.

N001
Den folgenden Tag fuhren wir auf der Nehrung N002
entlang, jener schmalen Landzunge, die sich bis in die N003
Nähe von Memel, 13½ Meile weit erstreckend, das N004
Kurische Haff von der Ostsee trennt. Obgleich sie kahl N005
und mit Flugsand bedeckt ist, den der Wind bald hier N006
bald dorthin aufhäuft, befinden sich auf ihr doch ausser N007
Sarkau noch mehrere Dörfer, deren Einwohner sich N008
grösstentheils von der Fischerei ernähren. Die Dörfer N009
liegen alle auf der östlichen Seite an dem Haffe, der N010
Weg dagegen geht auf dem westlichen Ufer entlang, N011
wo man zur Bezeichnung desselben Bäume gepflanzt N012
hat; da er aber zwischen diesen nicht anders wie an N013
jeder andern Stelle ist, so nimmt man ihn, wo man sol-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0044" xml:id="img_0044" n="10"/>
        <p><lb n="N001"/>
sen das Haff beschaffen sei, konnten wir nicht genau             <lb n="N002"/>
erfahren. Wir verliessen Königsberg am Morgen des             <lb n="N003"/>
18ten Aprils.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Wir fanden aber den Weg noch schlechter, als             <lb n="N002"/>
wir erwartet hatten; der Schnee, der auf dem Felde             <lb n="N003"/>
schon geschmolzen war, hatte sich auf der Strasse,             <lb n="N004"/>
wo er durch früheres Fahren fest geworden, noch             <lb n="N005"/>
gehalten. Das Schneewasser der Felder hatte ihn             <lb n="N006"/>
indessen stellenweise untergraben; das über solchen             <lb n="N007"/>
Stellen befindliche Gewölbe von Eis konnte die Last             <lb n="N008"/>
des Wagens nicht mehr halten, weshalb wir häufig             <lb n="N009"/>
einbrachen. Ein Versuch, den der Postillon von einem             <lb n="N010"/>
unserer Wagen machte, auf dem Lande zur Seite der             <lb n="N011"/>
Strasse zu fahren, kostete mehrere Stunden Aufenthalt,             <lb n="N012"/>
der Wagen sank bald darauf bis über die Axen in             <lb n="N013"/>
den erweichten Boden ein und konnte nur mit Hülfe             <lb n="N014"/>
vieler Menschen, die aus einem benachbarten Dorfe             <lb n="N015"/>
geholt werden mussten, und mit Hebebäumen und Bret-             <lb n="N016"/>
tern herbeieilten, wieder herausgehoben werden. Auf             <lb n="N017"/>
diese Weise konnten wir den ganzen Tag nicht wei-             <lb n="N018"/>
ter als bis Sarkau, dem ersten Dorfe auf der Nehrung             <lb n="N019"/>
und der zweiten Station von Königsberg gelangen,             <lb n="N020"/>
die wir bei untergehender Sonne erreichten, und in             <lb n="N021"/>
welcher wir die Nacht über blieben.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Den folgenden Tag fuhren wir auf der Nehrung             <lb n="N002"/>
entlang, jener schmalen Landzunge, die sich bis in die             <lb n="N003"/>
Nähe von Memel, 13½ Meile weit erstreckend, das             <lb n="N004"/>
Kurische Haff von der Ostsee trennt. Obgleich sie kahl             <lb n="N005"/>
und mit Flugsand bedeckt ist, den der Wind bald hier             <lb n="N006"/>
bald dorthin aufhäuft, befinden sich auf ihr doch ausser             <lb n="N007"/>
Sarkau noch mehrere Dörfer, deren Einwohner sich             <lb n="N008"/>
grösstentheils von der Fischerei ernähren. Die Dörfer             <lb n="N009"/>
liegen alle auf der östlichen Seite an dem Haffe, der             <lb n="N010"/>
Weg dagegen geht auf dem westlichen Ufer entlang,             <lb n="N011"/>
wo man zur Bezeichnung desselben Bäume gepflanzt             <lb n="N012"/>
hat; da er aber zwischen diesen nicht anders wie an             <lb n="N013"/>
jeder andern Stelle ist, so nimmt man ihn, wo man sol-</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0044] N001 sen das Haff beschaffen sei, konnten wir nicht genau N002 erfahren. Wir verliessen Königsberg am Morgen des N003 18ten Aprils. N001 Wir fanden aber den Weg noch schlechter, als N002 wir erwartet hatten; der Schnee, der auf dem Felde N003 schon geschmolzen war, hatte sich auf der Strasse, N004 wo er durch früheres Fahren fest geworden, noch N005 gehalten. Das Schneewasser der Felder hatte ihn N006 indessen stellenweise untergraben; das über solchen N007 Stellen befindliche Gewölbe von Eis konnte die Last N008 des Wagens nicht mehr halten, weshalb wir häufig N009 einbrachen. Ein Versuch, den der Postillon von einem N010 unserer Wagen machte, auf dem Lande zur Seite der N011 Strasse zu fahren, kostete mehrere Stunden Aufenthalt, N012 der Wagen sank bald darauf bis über die Axen in N013 den erweichten Boden ein und konnte nur mit Hülfe N014 vieler Menschen, die aus einem benachbarten Dorfe N015 geholt werden mussten, und mit Hebebäumen und Bret- N016 tern herbeieilten, wieder herausgehoben werden. Auf N017 diese Weise konnten wir den ganzen Tag nicht wei- N018 ter als bis Sarkau, dem ersten Dorfe auf der Nehrung N019 und der zweiten Station von Königsberg gelangen, N020 die wir bei untergehender Sonne erreichten, und in N021 welcher wir die Nacht über blieben. N001 Den folgenden Tag fuhren wir auf der Nehrung N002 entlang, jener schmalen Landzunge, die sich bis in die N003 Nähe von Memel, 13½ Meile weit erstreckend, das N004 Kurische Haff von der Ostsee trennt. Obgleich sie kahl N005 und mit Flugsand bedeckt ist, den der Wind bald hier N006 bald dorthin aufhäuft, befinden sich auf ihr doch ausser N007 Sarkau noch mehrere Dörfer, deren Einwohner sich N008 grösstentheils von der Fischerei ernähren. Die Dörfer N009 liegen alle auf der östlichen Seite an dem Haffe, der N010 Weg dagegen geht auf dem westlichen Ufer entlang, N011 wo man zur Bezeichnung desselben Bäume gepflanzt N012 hat; da er aber zwischen diesen nicht anders wie an N013 jeder andern Stelle ist, so nimmt man ihn, wo man sol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/44
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/44>, abgerufen am 21.11.2024.