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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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Nach Tara, 309 Werste von Tobolsk, kamen wir N002
in der Nacht zum 27. Juli. Wir fuhren ohne Aufent- N003
halt weiter, mussten aber doch in der folgenden Sta- N004
tion Sekmenewa wegen der Reparatur eines Wagens N005
einige Stunden verweilen. Das Dorf liegt wie Tara N006
an dem Irtysch, an dessen linkem Ufer wir auch noch N007
11/2 Stationen entlang fuhren, fast immer mit der Aus- N008
sicht auf den mächtigen Strom. Bei dem grossen N009
Dorfe Tatmytskaja setzten wir über den Irtysch, und N010
verliessen ihn nun hier für längere Zeit. Der Weg N011
geht erst einige Zeit südöstlich bis zum Flusse Om, N012
der bei der Stadt Omsk sich in den Irtysch ergiesst, N013
und dann in der Nähe dieses Flusses in östlicher Rich- N014
tung fort. Von hier an beginnt die Barabinskische N015
Steppe, welche den ganzen Raum zwischen dem Ir- N016
tysch und Ob einnimmt. Keinesweges trocken und dürr, N017
welche Vorstellung man so häufig mit dem Worte Steppe N018
verbindet, ist sie vielmehr im höchsten Grade wasser- N019
reich, voller grosser oder kleinerer Seen, Moräste und N020
Flüsse, welche letztere sich theils in den Om, der N021
ein Hauptfluss dieser Steppe ist, theils unmittelbar in N022
den Irtysch oder Ob ergiessen. Stellenweise ist der N023
Boden nur ein Lug, wie bei Linum in der Mark, und N024
vollkommen eben, wie auf dem Meere; hin und wieder N025
ist er gras- und kräuterreich und mit Pappeln und N026
Birken bedeckt; an andern trocknen Stellen sahen wir N027
auf dem Wege häufig Salzefflorescenzen, die nach N028
den Versuchen, die ich später damit anstellte, aus N029
Kochsalz und Bittersalz bestanden. Ebenso sind auch N030
mehrere der Seen der Barabinskischen Steppe sal- N031
zig. Wegen des häufig morastigen Bodens ist der N032
Weg auf grosse Strecken gebrückt, die Bohlendämme N033
sind bei ihrer Länge natürlich schlecht unterhalten, N034
und daher das Fahren auf denselben sehr beschwer- N035
lich. Diese Beschwerde war jedoch noch viel erträg- N036
licher als eine andere, die durch die grosse Menge N037
von Mücken und Fliegen aller Art, die uns stets um-

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Nach Tara, 309 Werste von Tobolsk, kamen wir N002
in der Nacht zum 27. Juli. Wir fuhren ohne Aufent- N003
halt weiter, mussten aber doch in der folgenden Sta- N004
tion Sekmenewa wegen der Reparatur eines Wagens N005
einige Stunden verweilen. Das Dorf liegt wie Tara N006
an dem Irtysch, an dessen linkem Ufer wir auch noch N007
1½ Stationen entlang fuhren, fast immer mit der Aus- N008
sicht auf den mächtigen Strom. Bei dem grossen N009
Dorfe Tatmytskaja setzten wir über den Irtysch, und N010
verliessen ihn nun hier für längere Zeit. Der Weg N011
geht erst einige Zeit südöstlich bis zum Flusse Om, N012
der bei der Stadt Omsk sich in den Irtysch ergiesst, N013
und dann in der Nähe dieses Flusses in östlicher Rich- N014
tung fort. Von hier an beginnt die Barabinskische N015
Steppe, welche den ganzen Raum zwischen dem Ir- N016
tysch und Ob einnimmt. Keinesweges trocken und dürr, N017
welche Vorstellung man so häufig mit dem Worte Steppe N018
verbindet, ist sie vielmehr im höchsten Grade wasser- N019
reich, voller grosser oder kleinerer Seen, Moräste und N020
Flüsse, welche letztere sich theils in den Om, der N021
ein Hauptfluss dieser Steppe ist, theils unmittelbar in N022
den Irtysch oder Ob ergiessen. Stellenweise ist der N023
Boden nur ein Lug, wie bei Linum in der Mark, und N024
vollkommen eben, wie auf dem Meere; hin und wieder N025
ist er gras- und kräuterreich und mit Pappeln und N026
Birken bedeckt; an andern trocknen Stellen sahen wir N027
auf dem Wege häufig Salzefflorescenzen, die nach N028
den Versuchen, die ich später damit anstellte, aus N029
Kochsalz und Bittersalz bestanden. Ebenso sind auch N030
mehrere der Seen der Barabinskischen Steppe sal- N031
zig. Wegen des häufig morastigen Bodens ist der N032
Weg auf grosse Strecken gebrückt, die Bohlendämme N033
sind bei ihrer Länge natürlich schlecht unterhalten, N034
und daher das Fahren auf denselben sehr beschwer- N035
lich. Diese Beschwerde war jedoch noch viel erträg- N036
licher als eine andere, die durch die grosse Menge N037
von Mücken und Fliegen aller Art, die uns stets um-

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[497/0531] N001 Nach Tara, 309 Werste von Tobolsk, kamen wir N002 in der Nacht zum 27. Juli. Wir fuhren ohne Aufent- N003 halt weiter, mussten aber doch in der folgenden Sta- N004 tion Sekmenewa wegen der Reparatur eines Wagens N005 einige Stunden verweilen. Das Dorf liegt wie Tara N006 an dem Irtysch, an dessen linkem Ufer wir auch noch N007 1½ Stationen entlang fuhren, fast immer mit der Aus- N008 sicht auf den mächtigen Strom. Bei dem grossen N009 Dorfe Tatmytskaja setzten wir über den Irtysch, und N010 verliessen ihn nun hier für längere Zeit. Der Weg N011 geht erst einige Zeit südöstlich bis zum Flusse Om, N012 der bei der Stadt Omsk sich in den Irtysch ergiesst, N013 und dann in der Nähe dieses Flusses in östlicher Rich- N014 tung fort. Von hier an beginnt die Barabinskische N015 Steppe, welche den ganzen Raum zwischen dem Ir- N016 tysch und Ob einnimmt. Keinesweges trocken und dürr, N017 welche Vorstellung man so häufig mit dem Worte Steppe N018 verbindet, ist sie vielmehr im höchsten Grade wasser- N019 reich, voller grosser oder kleinerer Seen, Moräste und N020 Flüsse, welche letztere sich theils in den Om, der N021 ein Hauptfluss dieser Steppe ist, theils unmittelbar in N022 den Irtysch oder Ob ergiessen. Stellenweise ist der N023 Boden nur ein Lug, wie bei Linum in der Mark, und N024 vollkommen eben, wie auf dem Meere; hin und wieder N025 ist er gras- und kräuterreich und mit Pappeln und N026 Birken bedeckt; an andern trocknen Stellen sahen wir N027 auf dem Wege häufig Salzefflorescenzen, die nach N028 den Versuchen, die ich später damit anstellte, aus N029 Kochsalz und Bittersalz bestanden. Ebenso sind auch N030 mehrere der Seen der Barabinskischen Steppe sal- N031 zig. Wegen des häufig morastigen Bodens ist der N032 Weg auf grosse Strecken gebrückt, die Bohlendämme N033 sind bei ihrer Länge natürlich schlecht unterhalten, N034 und daher das Fahren auf denselben sehr beschwer- N035 lich. Diese Beschwerde war jedoch noch viel erträg- N036 licher als eine andere, die durch die grosse Menge N037 von Mücken und Fliegen aller Art, die uns stets um- N001 32

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/531>, abgerufen am 22.11.2024.