Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.N001 N001 [footnote reference] N001
1) Das obere Thal der Buchtarma wird von den sogenannten N002 Kamenschtschiken oder Jassaschniken bewohnt, ursprünglich N003 grösstentheils entlaufene Bergarbeiter oder andere Läuflinge, die N004 sich an der obern Buchtarma festgesetzt, und von ihren unzugäng- N005 lichen Schlupfwinkeln aus lange Zeit die umliegende Gegend beun- N006 ruhigt und Raub und Mord verübt hatten. Im Jahre 1791 unter- N007 warfen sie sich den Gesetzen, und erhielten von der Kaiserin Ka- N008 tharina für ihren frühern Lebenswandel Verzeihung, um welche sie N009 durch eine eigene Gesandtschaft nachgesucht hatten. Sie siedelten N010 sich nun in ordentlichen Dörfern an, und wurden anfangs nur ver- N011 pflichtet einen Tribut, wie die der russischen Herrschaft unterwor- N012 fenen Völkerschaften Sibiriens zu entrichten, bezahlen aber jetzt die- N013 selben Abgaben wie die russischen Bauern, und sind nur von der N014 Rekruten-Lieferung frei geblieben. Wegen jenes Tributes (Jassak) N015 haben sie den Namen Jassaschniken, wegen ihres Aufenthaltes im N016 hohem Gebirge den Namen Kamenschtschiken (von Kamen Stein, N017 Fels) erhalten. Sie sind jetzt ruhige und wohlhabende Unterthanen N018 geworden, die acht grosse Dörfer bewohnen, deren östliches eben N019 Fykalka ist. Nähere Nachrichten über diese Kamenschtschiken geben N020 Ledebour in seiner Altaischen Reise B. II, S. 288 und Ritter in N021 seiner Erdkunde von Asien B. I, S. 701; die neuesten theilt Gebler N022 in den Dorpater Jahrbüchern für Litteratur, Statistik und Kunst N023 B. III, S. 143 mit. N001 N001 [footnote reference] N001
1) Das obere Thal der Buchtarma wird von den sogenannten N002 Kamenschtschiken oder Jassaschniken bewohnt, ursprünglich N003 grösstentheils entlaufene Bergarbeiter oder andere Läuflinge, die N004 sich an der obern Buchtarma festgesetzt, und von ihren unzugäng- N005 lichen Schlupfwinkeln aus lange Zeit die umliegende Gegend beun- N006 ruhigt und Raub und Mord verübt hatten. Im Jahre 1791 unter- N007 warfen sie sich den Gesetzen, und erhielten von der Kaiserin Ka- N008 tharina für ihren frühern Lebenswandel Verzeihung, um welche sie N009 durch eine eigene Gesandtschaft nachgesucht hatten. Sie siedelten N010 sich nun in ordentlichen Dörfern an, und wurden anfangs nur ver- N011 pflichtet einen Tribut, wie die der russischen Herrschaft unterwor- N012 fenen Völkerschaften Sibiriens zu entrichten, bezahlen aber jetzt die- N013 selben Abgaben wie die russischen Bauern, und sind nur von der N014 Rekruten-Lieferung frei geblieben. Wegen jenes Tributes (Jassak) N015 haben sie den Namen Jassaschniken, wegen ihres Aufenthaltes im N016 hohem Gebirge den Namen Kamenschtschiken (von Kamen Stein, N017 Fels) erhalten. Sie sind jetzt ruhige und wohlhabende Unterthanen N018 geworden, die acht grosse Dörfer bewohnen, deren östliches eben N019 Fykalka ist. Nähere Nachrichten über diese Kamenschtschiken geben N020 Ledebour in seiner Altaischen Reise B. II, S. 288 und Ritter in N021 seiner Erdkunde von Asien B. I, S. 701; die neuesten theilt Gebler N022 in den Dorpater Jahrbüchern für Litteratur, Statistik und Kunst N023 B. III, S. 143 mit. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0628" xml:id="img_0628" n="594"/> <p><lb n="N001"/> östlich, dem Thale der Beresowka gerade gegenüber, <lb n="N002"/> und erhebt sich in 17 einzelnen Hörnern; sie waren <lb n="N003"/> alle schon mit Schnee bedeckt, der zwar nicht das <lb n="N004"/> ganze Jahr auf ihnen liegen bleibt, und im Mai weg- <lb n="N005"/> zuschmelzen, aber schon am Ende des Juli sie wieder <lb n="N006"/> zu bedecken pflegt. Der Anblick dieser schneebe- <lb n="N007"/> deckten Berge erregte wohl den Wunsch, noch weiter <lb n="N008"/> ins Gebirge eindringen zu können, aber die Jahres- <lb n="N009"/> zeit war doch für unsere weitern Pläne schon zu weit <lb n="N010"/> vorgerückt, um diesem Wunsche nachgeben zu können.</p> <p><lb n="N001"/> Die Stolbowucha ist nicht der höchste Berg des <lb n="N002"/> Cholsun-Gebirges, noch weiter östlich liegt 15 Werste <lb n="N003"/> ONO. von dem Dorfe Fykalka, 1) in dem Thale der <lb n="N004"/> Bjelaja, einem rechten Nebenflusse der Buchtarma, die <lb n="N005"/> höhere Schtschebenucha, und noch weiter östlich in <lb n="N006"/> dem Meridian des von Ledebour besuchten chinesi- <lb n="N007"/> schen Postens Tschingistei an der Buchtarma die hohe</p> <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/> 1) Das obere Thal der Buchtarma wird von den sogenannten <lb n="N002"/> Kamenschtschiken oder Jassaschniken bewohnt, ursprünglich <lb n="N003"/> grösstentheils entlaufene Bergarbeiter oder andere Läuflinge, die <lb n="N004"/> sich an der obern Buchtarma festgesetzt, und von ihren unzugäng- <lb n="N005"/> lichen Schlupfwinkeln aus lange Zeit die umliegende Gegend beun- <lb n="N006"/> ruhigt und Raub und Mord verübt hatten. Im Jahre 1791 unter- <lb n="N007"/> warfen sie sich den Gesetzen, und erhielten von der Kaiserin Ka- <lb n="N008"/> tharina für ihren frühern Lebenswandel Verzeihung, um welche sie <lb n="N009"/> durch eine eigene Gesandtschaft nachgesucht hatten. Sie siedelten <lb n="N010"/> sich nun in ordentlichen Dörfern an, und wurden anfangs nur ver- <lb n="N011"/> pflichtet einen Tribut, wie die der russischen Herrschaft unterwor- <lb n="N012"/> fenen Völkerschaften Sibiriens zu entrichten, bezahlen aber jetzt die- <lb n="N013"/> selben Abgaben wie die russischen Bauern, und sind nur von der <lb n="N014"/> Rekruten-Lieferung frei geblieben. Wegen jenes Tributes (Jassak) <lb n="N015"/> haben sie den Namen Jassaschniken, wegen ihres Aufenthaltes im <lb n="N016"/> hohem Gebirge den Namen Kamenschtschiken (von Kamen Stein, <lb n="N017"/> Fels) erhalten. Sie sind jetzt ruhige und wohlhabende Unterthanen <lb n="N018"/> geworden, die acht grosse Dörfer bewohnen, deren östliches eben <lb n="N019"/> Fykalka ist. Nähere Nachrichten über diese Kamenschtschiken geben <lb n="N020"/> Ledebour in seiner Altaischen Reise B. II, S. 288 und Ritter in <lb n="N021"/> seiner Erdkunde von Asien B. I, S. 701; die neuesten theilt Gebler <lb n="N022"/> in den Dorpater Jahrbüchern für Litteratur, Statistik und Kunst <lb n="N023"/> B. III, S. 143 mit.</note> </div> </body> </text> </TEI> [594/0628]
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östlich, dem Thale der Beresowka gerade gegenüber, N002
und erhebt sich in 17 einzelnen Hörnern; sie waren N003
alle schon mit Schnee bedeckt, der zwar nicht das N004
ganze Jahr auf ihnen liegen bleibt, und im Mai weg- N005
zuschmelzen, aber schon am Ende des Juli sie wieder N006
zu bedecken pflegt. Der Anblick dieser schneebe- N007
deckten Berge erregte wohl den Wunsch, noch weiter N008
ins Gebirge eindringen zu können, aber die Jahres- N009
zeit war doch für unsere weitern Pläne schon zu weit N010
vorgerückt, um diesem Wunsche nachgeben zu können.
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Die Stolbowucha ist nicht der höchste Berg des N002
Cholsun-Gebirges, noch weiter östlich liegt 15 Werste N003
ONO. von dem Dorfe Fykalka, 1) in dem Thale der N004
Bjelaja, einem rechten Nebenflusse der Buchtarma, die N005
höhere Schtschebenucha, und noch weiter östlich in N006
dem Meridian des von Ledebour besuchten chinesi- N007
schen Postens Tschingistei an der Buchtarma die hohe
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1) Das obere Thal der Buchtarma wird von den sogenannten N002
Kamenschtschiken oder Jassaschniken bewohnt, ursprünglich N003
grösstentheils entlaufene Bergarbeiter oder andere Läuflinge, die N004
sich an der obern Buchtarma festgesetzt, und von ihren unzugäng- N005
lichen Schlupfwinkeln aus lange Zeit die umliegende Gegend beun- N006
ruhigt und Raub und Mord verübt hatten. Im Jahre 1791 unter- N007
warfen sie sich den Gesetzen, und erhielten von der Kaiserin Ka- N008
tharina für ihren frühern Lebenswandel Verzeihung, um welche sie N009
durch eine eigene Gesandtschaft nachgesucht hatten. Sie siedelten N010
sich nun in ordentlichen Dörfern an, und wurden anfangs nur ver- N011
pflichtet einen Tribut, wie die der russischen Herrschaft unterwor- N012
fenen Völkerschaften Sibiriens zu entrichten, bezahlen aber jetzt die- N013
selben Abgaben wie die russischen Bauern, und sind nur von der N014
Rekruten-Lieferung frei geblieben. Wegen jenes Tributes (Jassak) N015
haben sie den Namen Jassaschniken, wegen ihres Aufenthaltes im N016
hohem Gebirge den Namen Kamenschtschiken (von Kamen Stein, N017
Fels) erhalten. Sie sind jetzt ruhige und wohlhabende Unterthanen N018
geworden, die acht grosse Dörfer bewohnen, deren östliches eben N019
Fykalka ist. Nähere Nachrichten über diese Kamenschtschiken geben N020
Ledebour in seiner Altaischen Reise B. II, S. 288 und Ritter in N021
seiner Erdkunde von Asien B. I, S. 701; die neuesten theilt Gebler N022
in den Dorpater Jahrbüchern für Litteratur, Statistik und Kunst N023
B. III, S. 143 mit.
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