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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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obere Buchtarma die Gränze, die fast in der Verlän- N002
gerung des Narym liegt, sich aber einige Werste vor N003
dessen Ursprung nach NW. wendet. Eine hohe nackte N004
Felsenkette, die den Namen der Narymschen Berge N005
führt, zog sich bisher auf der rechten Seite des Ir- N006
tysch in einiger Entfernung vom Ufer entlang, hinter N007
dem Narym rücken aber diese Berge näher an den N008
Fluss, an der Stelle des zweiten Pferdewechsels wa- N009
ren sie ihm am nächsten, und traten dann wieder mehr N010
zurück. Sie bestehen aus Granit, der auch hier gröss- N011
tentheils in horizontalen Lagen abgesondert ist, und N012
dieselben merkwürdigen Formen hat wie am Koly- N013
wanschen See und bei Buchtarminsk. Er bildet ganze N014
Mauern, oder einzelne Felsen, die in einer Reihe neben- N015
einander liegen, und auch hier die Vorstellung er- N016
wecken, als wären sie aus einer Spalte hervorge- N017
brochen. Sie haben das nämliche Streichen wie die N018
Mochnataja Sobka bei Buchtarminsk St. 4,4 von SW. N019
nach NO., und gehen deshalb nicht ganz genau mit dem N020
Laufe des Irtysch parallel, sondern machen mit ihm N021
einen sehr spitzen Winkel. Hinter dem zweiten Wech- N022
sel war das Ansehn dieser Granitfelsen am merkwür- N023
digsten; die Granitmauern hatten hier eine bedeutende N024
Lücke, und bildeten gleichsam ein Thor, das von lauter N025
kleinen Pics von Granit, die sich im Hintergrunde zu N026
einer grössern Höhe erheben, ausgefüllt wird. Man N027
glaubte einen grossen mächtigen Lavastrom auf sich N028
zufliessen zu sehen, der aber in seinem Laufe aufge- N029
halten und erstarrt war. Die Beschaffenheit dieses Gra- N030
nites war bei diesem zweiten Wechsel, wo wir sie nä- N031
her untersuchten, vollkommen wie die des Granites zwi- N032
schen Beresowsk und Buchtarminsk; doch kommt der N033
Granit in den Narymschen Bergen auch porphyrartig N034
vor, wie ich aus einem Stücke von diesen Bergen N035
ersah, welches ich später in Buchtarminsk erhielt. Die N036
Gemengtheile haben hier zwar noch dieselbe Farbe, N037
aber grosse weisse Feldspathkrystalle liegen gedrängt

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obere Buchtarma die Gränze, die fast in der Verlän- N002
gerung des Narym liegt, sich aber einige Werste vor N003
dessen Ursprung nach NW. wendet. Eine hohe nackte N004
Felsenkette, die den Namen der Narymschen Berge N005
führt, zog sich bisher auf der rechten Seite des Ir- N006
tysch in einiger Entfernung vom Ufer entlang, hinter N007
dem Narym rücken aber diese Berge näher an den N008
Fluss, an der Stelle des zweiten Pferdewechsels wa- N009
ren sie ihm am nächsten, und traten dann wieder mehr N010
zurück. Sie bestehen aus Granit, der auch hier gröss- N011
tentheils in horizontalen Lagen abgesondert ist, und N012
dieselben merkwürdigen Formen hat wie am Koly- N013
wanschen See und bei Buchtarminsk. Er bildet ganze N014
Mauern, oder einzelne Felsen, die in einer Reihe neben- N015
einander liegen, und auch hier die Vorstellung er- N016
wecken, als wären sie aus einer Spalte hervorge- N017
brochen. Sie haben das nämliche Streichen wie die N018
Mochnataja Sobka bei Buchtarminsk St. 4,4 von SW. N019
nach NO., und gehen deshalb nicht ganz genau mit dem N020
Laufe des Irtysch parallel, sondern machen mit ihm N021
einen sehr spitzen Winkel. Hinter dem zweiten Wech- N022
sel war das Ansehn dieser Granitfelsen am merkwür- N023
digsten; die Granitmauern hatten hier eine bedeutende N024
Lücke, und bildeten gleichsam ein Thor, das von lauter N025
kleinen Pics von Granit, die sich im Hintergrunde zu N026
einer grössern Höhe erheben, ausgefüllt wird. Man N027
glaubte einen grossen mächtigen Lavastrom auf sich N028
zufliessen zu sehen, der aber in seinem Laufe aufge- N029
halten und erstarrt war. Die Beschaffenheit dieses Gra- N030
nites war bei diesem zweiten Wechsel, wo wir sie nä- N031
her untersuchten, vollkommen wie die des Granites zwi- N032
schen Beresowsk und Buchtarminsk; doch kommt der N033
Granit in den Narymschen Bergen auch porphyrartig N034
vor, wie ich aus einem Stücke von diesen Bergen N035
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[599/0633] N001 obere Buchtarma die Gränze, die fast in der Verlän- N002 gerung des Narym liegt, sich aber einige Werste vor N003 dessen Ursprung nach NW. wendet. Eine hohe nackte N004 Felsenkette, die den Namen der Narymschen Berge N005 führt, zog sich bisher auf der rechten Seite des Ir- N006 tysch in einiger Entfernung vom Ufer entlang, hinter N007 dem Narym rücken aber diese Berge näher an den N008 Fluss, an der Stelle des zweiten Pferdewechsels wa- N009 ren sie ihm am nächsten, und traten dann wieder mehr N010 zurück. Sie bestehen aus Granit, der auch hier gröss- N011 tentheils in horizontalen Lagen abgesondert ist, und N012 dieselben merkwürdigen Formen hat wie am Koly- N013 wanschen See und bei Buchtarminsk. Er bildet ganze N014 Mauern, oder einzelne Felsen, die in einer Reihe neben- N015 einander liegen, und auch hier die Vorstellung er- N016 wecken, als wären sie aus einer Spalte hervorge- N017 brochen. Sie haben das nämliche Streichen wie die N018 Mochnataja Sobka bei Buchtarminsk St. 4,4 von SW. N019 nach NO., und gehen deshalb nicht ganz genau mit dem N020 Laufe des Irtysch parallel, sondern machen mit ihm N021 einen sehr spitzen Winkel. Hinter dem zweiten Wech- N022 sel war das Ansehn dieser Granitfelsen am merkwür- N023 digsten; die Granitmauern hatten hier eine bedeutende N024 Lücke, und bildeten gleichsam ein Thor, das von lauter N025 kleinen Pics von Granit, die sich im Hintergrunde zu N026 einer grössern Höhe erheben, ausgefüllt wird. Man N027 glaubte einen grossen mächtigen Lavastrom auf sich N028 zufliessen zu sehen, der aber in seinem Laufe aufge- N029 halten und erstarrt war. Die Beschaffenheit dieses Gra- N030 nites war bei diesem zweiten Wechsel, wo wir sie nä- N031 her untersuchten, vollkommen wie die des Granites zwi- N032 schen Beresowsk und Buchtarminsk; doch kommt der N033 Granit in den Narymschen Bergen auch porphyrartig N034 vor, wie ich aus einem Stücke von diesen Bergen N035 ersah, welches ich später in Buchtarminsk erhielt. Die N036 Gemengtheile haben hier zwar noch dieselbe Farbe, N037 aber grosse weisse Feldspathkrystalle liegen gedrängt

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/633>, abgerufen am 22.11.2024.