N001 darauf nach der Absicht der Reise des Herrn v. Hum- N002 boldt, welcher ihm erwiedern liess, dass er gekommen N003 sei, um die Bergwerke, von denen der chinesische N004 Offizier wohl Kenntniss hatte, zu besuchen. Herr v. N005 Humboldt dagegen fragte ihn nach seiner Heimath, N006 worauf er erwiederte, dass er direkt von Peking hier- N007 her gesandt sei, und erzählte, dass er den Weg zu N008 Pferde und in 4 Monaten zurückgelegt habe, dass er N009 noch nicht lange hier sei, und dass die Befehlshaber N010 dieses Postens alle drei Jahre wechselten.
N001 Nach einem kurzen Aufenthalte entfernten wir uns, N002 und liessen uns nach dem jenseitigen Ufer übersetzen, um N003 dem Offizier des andern Postens gleichfalls unsern Besuch N004 zu machen. Er erwartete uns in seiner Jurte, vor deren N005 Thür eine Menge Stangen mit Stücken frischen Flei- N006 sches behängt, aufgestellt waren, zwischen denen wir N007 uns einen Durchweg suchen mussten. Er war wie der N008 Befehlshaber des rechten Postens gekleidet, war aber älter N009 und schmutziger, und einen ähnlichen Anstrich hatte N010 auch seine Jurte und seine ganze Umgebung. Die N011 Unterhaltung mit ihm war noch etwas mühsamer, da N012 ihm erst die Reden des Dolmetschers von einem seiner N013 Untergebenen ins Chinesische übersetzt werden mussten, N014 sei es, dass er selbst nicht mongolisch verstand, oder dass N015 er es seiner Würde für angemessener hielt, nicht unmit- N016 telbar mit dem Dolmetscher zu sprechen. Herr v. Hum- N017 boldt schenkte ihm ein Stück rothen Sammet, das N018 schon zu diesem Zwecke in Buchtarminsk gekauft war, N019 und welches er mit Dank annahm. Er bot uns dar- N020 auf Thee an, wofür ihm jedoch auch gedankt wurde. N021 Nach einigem Verweilen führte er uns in den Tempel, N022 der auf dieser Seite des Irtysch nicht weit vom Flusse N023 stand. Es war ein kleines viereckiges hölzernes Ge- N024 bäude, dessen Thür dem Flusse zugekehrt war; im Innern N025 fanden wir es fast leer, da es ausser einem Altar der Thür N026 gegenüber, und der Abbildung eines Idols des Bud- N027 dhistischen Cultus an der Wand über dem Altar, keine
N001 darauf nach der Absicht der Reise des Herrn v. Hum- N002 boldt, welcher ihm erwiedern liess, dass er gekommen N003 sei, um die Bergwerke, von denen der chinesische N004 Offizier wohl Kenntniss hatte, zu besuchen. Herr v. N005 Humboldt dagegen fragte ihn nach seiner Heimath, N006 worauf er erwiederte, dass er direkt von Peking hier- N007 her gesandt sei, und erzählte, dass er den Weg zu N008 Pferde und in 4 Monaten zurückgelegt habe, dass er N009 noch nicht lange hier sei, und dass die Befehlshaber N010 dieses Postens alle drei Jahre wechselten.
N001 Nach einem kurzen Aufenthalte entfernten wir uns, N002 und liessen uns nach dem jenseitigen Ufer übersetzen, um N003 dem Offizier des andern Postens gleichfalls unsern Besuch N004 zu machen. Er erwartete uns in seiner Jurte, vor deren N005 Thür eine Menge Stangen mit Stücken frischen Flei- N006 sches behängt, aufgestellt waren, zwischen denen wir N007 uns einen Durchweg suchen mussten. Er war wie der N008 Befehlshaber des rechten Postens gekleidet, war aber älter N009 und schmutziger, und einen ähnlichen Anstrich hatte N010 auch seine Jurte und seine ganze Umgebung. Die N011 Unterhaltung mit ihm war noch etwas mühsamer, da N012 ihm erst die Reden des Dolmetschers von einem seiner N013 Untergebenen ins Chinesische übersetzt werden mussten, N014 sei es, dass er selbst nicht mongolisch verstand, oder dass N015 er es seiner Würde für angemessener hielt, nicht unmit- N016 telbar mit dem Dolmetscher zu sprechen. Herr v. Hum- N017 boldt schenkte ihm ein Stück rothen Sammet, das N018 schon zu diesem Zwecke in Buchtarminsk gekauft war, N019 und welches er mit Dank annahm. Er bot uns dar- N020 auf Thee an, wofür ihm jedoch auch gedankt wurde. N021 Nach einigem Verweilen führte er uns in den Tempel, N022 der auf dieser Seite des Irtysch nicht weit vom Flusse N023 stand. Es war ein kleines viereckiges hölzernes Ge- N024 bäude, dessen Thür dem Flusse zugekehrt war; im Innern N025 fanden wir es fast leer, da es ausser einem Altar der Thür N026 gegenüber, und der Abbildung eines Idols des Bud- N027 dhistischen Cultus an der Wand über dem Altar, keine
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darauf nach der Absicht der Reise des Herrn v. Hum- N002
boldt, welcher ihm erwiedern liess, dass er gekommen N003
sei, um die Bergwerke, von denen der chinesische N004
Offizier wohl Kenntniss hatte, zu besuchen. Herr v. N005
Humboldt dagegen fragte ihn nach seiner Heimath, N006
worauf er erwiederte, dass er direkt von Peking hier- N007
her gesandt sei, und erzählte, dass er den Weg zu N008
Pferde und in 4 Monaten zurückgelegt habe, dass er N009
noch nicht lange hier sei, und dass die Befehlshaber N010
dieses Postens alle drei Jahre wechselten.
N001
Nach einem kurzen Aufenthalte entfernten wir uns, N002
und liessen uns nach dem jenseitigen Ufer übersetzen, um N003
dem Offizier des andern Postens gleichfalls unsern Besuch N004
zu machen. Er erwartete uns in seiner Jurte, vor deren N005
Thür eine Menge Stangen mit Stücken frischen Flei- N006
sches behängt, aufgestellt waren, zwischen denen wir N007
uns einen Durchweg suchen mussten. Er war wie der N008
Befehlshaber des rechten Postens gekleidet, war aber älter N009
und schmutziger, und einen ähnlichen Anstrich hatte N010
auch seine Jurte und seine ganze Umgebung. Die N011
Unterhaltung mit ihm war noch etwas mühsamer, da N012
ihm erst die Reden des Dolmetschers von einem seiner N013
Untergebenen ins Chinesische übersetzt werden mussten, N014
sei es, dass er selbst nicht mongolisch verstand, oder dass N015
er es seiner Würde für angemessener hielt, nicht unmit- N016
telbar mit dem Dolmetscher zu sprechen. Herr v. Hum- N017
boldt schenkte ihm ein Stück rothen Sammet, das N018
schon zu diesem Zwecke in Buchtarminsk gekauft war, N019
und welches er mit Dank annahm. Er bot uns dar- N020
auf Thee an, wofür ihm jedoch auch gedankt wurde. N021
Nach einigem Verweilen führte er uns in den Tempel, N022
der auf dieser Seite des Irtysch nicht weit vom Flusse N023
stand. Es war ein kleines viereckiges hölzernes Ge- N024
bäude, dessen Thür dem Flusse zugekehrt war; im Innern N025
fanden wir es fast leer, da es ausser einem Altar der Thür N026
gegenüber, und der Abbildung eines Idols des Bud- N027
dhistischen Cultus an der Wand über dem Altar, keine
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/637>, abgerufen am 22.11.2024.
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