Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
eine Heerde von Ziegen und Schaafen mit Fettschwän- N002
zen umherlaufen, die ihren Viehstand ausmachte. Die N003
ganze Gegend umher hatte ein ödes Ansehn, der Bo- N004
den war hüglig, die kleinen, meistens von aller Damm- N005
erde entblössten Hügel bestanden aus einem feinkör- N006
nigen Grauwackenschiefer mit seiger stehenden, zum N007
Theil sehr gekrümmten und gewundenen Schichten. N008
Die Ufer waren aber schilfreich, besonders an der klei- N009
nen Insel im Irtysch, auf welcher das Kosaken-Piket N010
stand. 1)

N001
Wir beschleunigten indessen doch die Anstalten N002
zur Abreise, da Herr v. Humboldt gern so früh wie N003
möglich Baty verlassen wollte, um zur Bestimmung N004
der Lage des Postens, in einiger Entfernung von dem- N005
selben Sonnenhöhen nehmen zu können. An Ort und N006
Stelle nahm er Anstand, diess zu thun, weil er fürch- N007
tete dadurch Verdacht bei den Chinesen zu erregen. N008
Wir verliessen daher Baty kurz nach 4 Uhr, verweil- N009
ten zu jenem Zwecke an einer schicklichen Stelle ei- N010
nige Zeit, kehrten dann aber ohne weitern Aufenthalt N011
auf demselben Wege, auf welchem wir gekommen wa- N012
ren, nach Krasnojarsk zurück, wo wir um 12 Uhr in der

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Aehnliche chinesische Posten wie Baty finden sich an der N002
ganzen russisch-chinesischen Gränze; der nächste östliche Posten ist N003
der von Tschingistei, welcher an der Buchtarma in der Nähe des N004
Dorfes Fykalka aufgestellt ist, und im Jahre 1826 von Ledehour N005
besucht wurde. Oestlich von diesem befindet sich ebenfalls an der N006
Buchtarma, gegenüber der Einmündung der Fadicha, der Posten Urül, N007
der nach uns im Jahre 1833 von Gebler besucht wurde, welcher N008
aber nur drei Kalmücken dort traf, da die übrige Mannschaft sich N009
nach Gobdo Choto zurückgezogen hatte, und die neue noch nicht N010
angekommen war. (Der Marsch zwischen diesen Oertern wird ge- N011
wöhnlich in 10 Tagen zurückgelegt). Oestlich von Urül befinden sich N012
noch die Posten Usündebatü und Tschenedegoto an der Buchtarma, N013
dann folgt der Posten Ukuk an dem in den Argot fliessenden Bach N014
Alacha, und dann der letzte an den Quellen der Tschuja. Fast alle N015
diese Posten ziehen sich im Winter nach Gobdo Choto zurück, nur N016
der von Tschingistei bleibt auch in dieser Jahreszeit an Ort und N017
Stelle. (S. Gebler a. a. O. in den Dorpaler Jahrbüchern).

N001
eine Heerde von Ziegen und Schaafen mit Fettschwän- N002
zen umherlaufen, die ihren Viehstand ausmachte. Die N003
ganze Gegend umher hatte ein ödes Ansehn, der Bo- N004
den war hüglig, die kleinen, meistens von aller Damm- N005
erde entblössten Hügel bestanden aus einem feinkör- N006
nigen Grauwackenschiefer mit seiger stehenden, zum N007
Theil sehr gekrümmten und gewundenen Schichten. N008
Die Ufer waren aber schilfreich, besonders an der klei- N009
nen Insel im Irtysch, auf welcher das Kosaken-Piket N010
stand. 1)

N001
Wir beschleunigten indessen doch die Anstalten N002
zur Abreise, da Herr v. Humboldt gern so früh wie N003
möglich Baty verlassen wollte, um zur Bestimmung N004
der Lage des Postens, in einiger Entfernung von dem- N005
selben Sonnenhöhen nehmen zu können. An Ort und N006
Stelle nahm er Anstand, diess zu thun, weil er fürch- N007
tete dadurch Verdacht bei den Chinesen zu erregen. N008
Wir verliessen daher Baty kurz nach 4 Uhr, verweil- N009
ten zu jenem Zwecke an einer schicklichen Stelle ei- N010
nige Zeit, kehrten dann aber ohne weitern Aufenthalt N011
auf demselben Wege, auf welchem wir gekommen wa- N012
ren, nach Krasnojarsk zurück, wo wir um 12 Uhr in der

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Aehnliche chinesische Posten wie Baty finden sich an der N002
ganzen russisch-chinesischen Gränze; der nächste östliche Posten ist N003
der von Tschingistei, welcher an der Buchtarma in der Nähe des N004
Dorfes Fykalka aufgestellt ist, und im Jahre 1826 von Ledehour N005
besucht wurde. Oestlich von diesem befindet sich ebenfalls an der N006
Buchtarma, gegenüber der Einmündung der Fadicha, der Posten Urül, N007
der nach uns im Jahre 1833 von Gebler besucht wurde, welcher N008
aber nur drei Kalmücken dort traf, da die übrige Mannschaft sich N009
nach Gobdo Choto zurückgezogen hatte, und die neue noch nicht N010
angekommen war. (Der Marsch zwischen diesen Oertern wird ge- N011
wöhnlich in 10 Tagen zurückgelegt). Oestlich von Urül befinden sich N012
noch die Posten Usündebatü und Tschenédegotó an der Buchtarma, N013
dann folgt der Posten Ukúk an dem in den Argot fliessenden Bach N014
Alachá, und dann der letzte an den Quellen der Tschuja. Fast alle N015
diese Posten ziehen sich im Winter nach Gobdo Choto zurück, nur N016
der von Tschingistei bleibt auch in dieser Jahreszeit an Ort und N017
Stelle. (S. Gebler a. a. O. in den Dorpaler Jahrbüchern).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0641" xml:id="img_0641" n="607"/>
        <p><lb n="N001"/>
eine Heerde von Ziegen und Schaafen mit Fettschwän-             <lb n="N002"/>
zen umherlaufen, die ihren Viehstand ausmachte. Die             <lb n="N003"/>
ganze Gegend umher hatte ein ödes Ansehn, der Bo-             <lb n="N004"/>
den war hüglig, die kleinen, meistens von aller Damm-             <lb n="N005"/>
erde entblössten Hügel bestanden aus einem feinkör-             <lb n="N006"/>
nigen Grauwackenschiefer mit seiger stehenden, zum             <lb n="N007"/>
Theil sehr gekrümmten und gewundenen Schichten.             <lb n="N008"/>
Die Ufer waren aber schilfreich, besonders an der klei-             <lb n="N009"/>
nen Insel im Irtysch, auf welcher das Kosaken-Piket             <lb n="N010"/>
stand. 1)</p>
        <p><lb n="N001"/>
Wir beschleunigten indessen doch die Anstalten             <lb n="N002"/>
zur Abreise, da Herr v. Humboldt gern so früh wie             <lb n="N003"/>
möglich Baty verlassen wollte, um zur Bestimmung             <lb n="N004"/>
der Lage des Postens, in einiger Entfernung von dem-             <lb n="N005"/>
selben Sonnenhöhen nehmen zu können. An Ort und             <lb n="N006"/>
Stelle nahm er Anstand, diess zu thun, weil er fürch-             <lb n="N007"/>
tete dadurch Verdacht bei den Chinesen zu erregen. <lb n="N008"/>
Wir verliessen daher Baty kurz nach 4 Uhr, verweil-             <lb n="N009"/>
ten zu jenem Zwecke an einer schicklichen Stelle ei-             <lb n="N010"/>
nige Zeit, kehrten dann aber ohne weitern Aufenthalt             <lb n="N011"/>
auf demselben Wege, auf welchem wir gekommen wa-             <lb n="N012"/>
ren, nach Krasnojarsk zurück, wo wir um 12 Uhr in der</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Aehnliche chinesische Posten wie Baty finden sich an der             <lb n="N002"/>
ganzen russisch-chinesischen Gränze; der nächste östliche Posten ist             <lb n="N003"/>
der von Tschingistei, welcher an der Buchtarma in der Nähe des <lb n="N004"/>
Dorfes Fykalka aufgestellt ist, und im Jahre 1826 von Ledehour <lb n="N005"/>
besucht wurde. Oestlich von diesem befindet sich ebenfalls an der             <lb n="N006"/>
Buchtarma, gegenüber der Einmündung der Fadicha, der Posten Urül,             <lb n="N007"/>
der nach uns im Jahre 1833 von Gebler besucht wurde, welcher             <lb n="N008"/>
aber nur drei Kalmücken dort traf, da die übrige Mannschaft sich             <lb n="N009"/>
nach Gobdo Choto zurückgezogen hatte, und die neue noch nicht <lb n="N010"/>
angekommen war. (Der Marsch zwischen diesen Oertern wird ge-             <lb n="N011"/>
wöhnlich in 10 Tagen zurückgelegt). Oestlich von Urül befinden sich             <lb n="N012"/>
noch die Posten Usündebatü und Tschenédegotó an der Buchtarma, <lb n="N013"/>
dann folgt der Posten Ukúk an dem in den Argot fliessenden Bach             <lb n="N014"/>
Alachá, und dann der letzte an den Quellen der Tschuja. Fast alle             <lb n="N015"/>
diese Posten ziehen sich im Winter nach Gobdo Choto zurück, nur             <lb n="N016"/>
der von Tschingistei bleibt auch in dieser Jahreszeit an Ort und             <lb n="N017"/>
Stelle. (S. Gebler a. a. O. in den Dorpaler Jahrbüchern).</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[607/0641] N001 eine Heerde von Ziegen und Schaafen mit Fettschwän- N002 zen umherlaufen, die ihren Viehstand ausmachte. Die N003 ganze Gegend umher hatte ein ödes Ansehn, der Bo- N004 den war hüglig, die kleinen, meistens von aller Damm- N005 erde entblössten Hügel bestanden aus einem feinkör- N006 nigen Grauwackenschiefer mit seiger stehenden, zum N007 Theil sehr gekrümmten und gewundenen Schichten. N008 Die Ufer waren aber schilfreich, besonders an der klei- N009 nen Insel im Irtysch, auf welcher das Kosaken-Piket N010 stand. 1) N001 Wir beschleunigten indessen doch die Anstalten N002 zur Abreise, da Herr v. Humboldt gern so früh wie N003 möglich Baty verlassen wollte, um zur Bestimmung N004 der Lage des Postens, in einiger Entfernung von dem- N005 selben Sonnenhöhen nehmen zu können. An Ort und N006 Stelle nahm er Anstand, diess zu thun, weil er fürch- N007 tete dadurch Verdacht bei den Chinesen zu erregen. N008 Wir verliessen daher Baty kurz nach 4 Uhr, verweil- N009 ten zu jenem Zwecke an einer schicklichen Stelle ei- N010 nige Zeit, kehrten dann aber ohne weitern Aufenthalt N011 auf demselben Wege, auf welchem wir gekommen wa- N012 ren, nach Krasnojarsk zurück, wo wir um 12 Uhr in der [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Aehnliche chinesische Posten wie Baty finden sich an der N002 ganzen russisch-chinesischen Gränze; der nächste östliche Posten ist N003 der von Tschingistei, welcher an der Buchtarma in der Nähe des N004 Dorfes Fykalka aufgestellt ist, und im Jahre 1826 von Ledehour N005 besucht wurde. Oestlich von diesem befindet sich ebenfalls an der N006 Buchtarma, gegenüber der Einmündung der Fadicha, der Posten Urül, N007 der nach uns im Jahre 1833 von Gebler besucht wurde, welcher N008 aber nur drei Kalmücken dort traf, da die übrige Mannschaft sich N009 nach Gobdo Choto zurückgezogen hatte, und die neue noch nicht N010 angekommen war. (Der Marsch zwischen diesen Oertern wird ge- N011 wöhnlich in 10 Tagen zurückgelegt). Oestlich von Urül befinden sich N012 noch die Posten Usündebatü und Tschenédegotó an der Buchtarma, N013 dann folgt der Posten Ukúk an dem in den Argot fliessenden Bach N014 Alachá, und dann der letzte an den Quellen der Tschuja. Fast alle N015 diese Posten ziehen sich im Winter nach Gobdo Choto zurück, nur N016 der von Tschingistei bleibt auch in dieser Jahreszeit an Ort und N017 Stelle. (S. Gebler a. a. O. in den Dorpaler Jahrbüchern).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/641
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/641>, abgerufen am 29.06.2024.