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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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und den übrigen Abend bei uns verweilend, uns von N002
dem Zustande und den Einrichtungen der Kolonie un- N003
terrichteten. Die Kolonisten beschäftigen sich haupt- N004
sächlich mit Webereien aller Art, mit der Fabrikation N005
von Schnupftaback, Senf, Liqueuren u.s.w., mit wel- N006
chen Fabrikaten sie einen ausgebreiteten Handel, selbst N007
mit den Kalmücken und den dänischen Kosaken trei- N008
ben, wie sie auch Niederlagen derselben in Saratoff, N009
Moskau und anderen grösseren Städten unterhalten. N010
Ausserdem treiben sie viel Viehzucht; Ackerbau jedoch N011
nur wenig, da die salzige Beschaffenheit des Bodens N012
und die Dürre des Klimas 1) demselben nicht günstig N013
sind, haben aber alle kleinere und grössere Gärten N014
hinter ihren Häusern, in denen sie Taback, Obst und N015
Wein ziehen, und aus letzterem selbst ein ziemlich N016
gutes Getränk bereiten. Die Kolonie wurde in Folge N017
einer Einladung der Kaiserin Katharina II. an die N018
deutschen Herrnhuter-Gemeinden zur Ansiedlung an N019
der Wolga im Jahre 1765 unter besonderen Privile- N020
gien und Begünstigungen angelegt, und gelangte N021
bald dadurch, wie durch die gute Verwaltung ihrer N022
Vorsteher und durch die Fabrikation einer Menge Ar- N023
tikel, die in diesem Theile von Russland noch unbe- N024
kannt oder schwer zu erhalten waren, so wie auch N025
durch den Handel mit den angränzenden Kalmücken N026
zu einem blühenden Zustande. In der neueren Zeit N027
hat sich der Absatz ihrer Fabrikate, und damit eine N028
ihrer Haupterwerbsquellen sehr vermindert, indem die N029
früher von dieser Gemeinde allein verfertigten Artikel N030
nun auch in Saratoff, Astrachan und anderen Orten N031
angefertigt wurden, und hierdurch, wie auch durch

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1) Schon gegen das Ende des Mai's tritt, wie uns Hr. Zwick N002
berichtete, in Sarepta eine sengende Hitze ein, die die Temperatur N003
wochenlang auf 30° R, erhält, während austrocknende Ostwinde jede N004
Spur von Wolkenbildung verhindern und kein Tropfen Regen die N005
lechzende Natur erquickt. Dann verdorren alle Pflanzen, und die N006
Steppe gewährt den Anblick einer fürchterlichen Einöde.

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und den übrigen Abend bei uns verweilend, uns von N002
dem Zustande und den Einrichtungen der Kolonie un- N003
terrichteten. Die Kolonisten beschäftigen sich haupt- N004
sächlich mit Webereien aller Art, mit der Fabrikation N005
von Schnupftaback, Senf, Liqueuren u.s.w., mit wel- N006
chen Fabrikaten sie einen ausgebreiteten Handel, selbst N007
mit den Kalmücken und den dänischen Kosaken trei- N008
ben, wie sie auch Niederlagen derselben in Saratoff, N009
Moskau und anderen grösseren Städten unterhalten. N010
Ausserdem treiben sie viel Viehzucht; Ackerbau jedoch N011
nur wenig, da die salzige Beschaffenheit des Bodens N012
und die Dürre des Klimas 1) demselben nicht günstig N013
sind, haben aber alle kleinere und grössere Gärten N014
hinter ihren Häusern, in denen sie Taback, Obst und N015
Wein ziehen, und aus letzterem selbst ein ziemlich N016
gutes Getränk bereiten. Die Kolonie wurde in Folge N017
einer Einladung der Kaiserin Katharina II. an die N018
deutschen Herrnhuter-Gemeinden zur Ansiedlung an N019
der Wolga im Jahre 1765 unter besonderen Privile- N020
gien und Begünstigungen angelegt, und gelangte N021
bald dadurch, wie durch die gute Verwaltung ihrer N022
Vorsteher und durch die Fabrikation einer Menge Ar- N023
tikel, die in diesem Theile von Russland noch unbe- N024
kannt oder schwer zu erhalten waren, so wie auch N025
durch den Handel mit den angränzenden Kalmücken N026
zu einem blühenden Zustande. In der neueren Zeit N027
hat sich der Absatz ihrer Fabrikate, und damit eine N028
ihrer Haupterwerbsquellen sehr vermindert, indem die N029
früher von dieser Gemeinde allein verfertigten Artikel N030
nun auch in Saratoff, Astrachan und anderen Orten N031
angefertigt wurden, und hierdurch, wie auch durch

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1) Schon gegen das Ende des Mai's tritt, wie uns Hr. Zwick N002
berichtete, in Sarepta eine sengende Hitze ein, die die Temperatur N003
wochenlang auf 30° R, erhält, während austrocknende Ostwinde jede N004
Spur von Wolkenbildung verhindern und kein Tropfen Regen die N005
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[281/0299] N001 und den übrigen Abend bei uns verweilend, uns von N002 dem Zustande und den Einrichtungen der Kolonie un- N003 terrichteten. Die Kolonisten beschäftigen sich haupt- N004 sächlich mit Webereien aller Art, mit der Fabrikation N005 von Schnupftaback, Senf, Liqueuren u.s.w., mit wel- N006 chen Fabrikaten sie einen ausgebreiteten Handel, selbst N007 mit den Kalmücken und den dänischen Kosaken trei- N008 ben, wie sie auch Niederlagen derselben in Saratoff, N009 Moskau und anderen grösseren Städten unterhalten. N010 Ausserdem treiben sie viel Viehzucht; Ackerbau jedoch N011 nur wenig, da die salzige Beschaffenheit des Bodens N012 und die Dürre des Klimas 1) demselben nicht günstig N013 sind, haben aber alle kleinere und grössere Gärten N014 hinter ihren Häusern, in denen sie Taback, Obst und N015 Wein ziehen, und aus letzterem selbst ein ziemlich N016 gutes Getränk bereiten. Die Kolonie wurde in Folge N017 einer Einladung der Kaiserin Katharina II. an die N018 deutschen Herrnhuter-Gemeinden zur Ansiedlung an N019 der Wolga im Jahre 1765 unter besonderen Privile- N020 gien und Begünstigungen angelegt, und gelangte N021 bald dadurch, wie durch die gute Verwaltung ihrer N022 Vorsteher und durch die Fabrikation einer Menge Ar- N023 tikel, die in diesem Theile von Russland noch unbe- N024 kannt oder schwer zu erhalten waren, so wie auch N025 durch den Handel mit den angränzenden Kalmücken N026 zu einem blühenden Zustande. In der neueren Zeit N027 hat sich der Absatz ihrer Fabrikate, und damit eine N028 ihrer Haupterwerbsquellen sehr vermindert, indem die N029 früher von dieser Gemeinde allein verfertigten Artikel N030 nun auch in Saratoff, Astrachan und anderen Orten N031 angefertigt wurden, und hierdurch, wie auch durch [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Schon gegen das Ende des Mai's tritt, wie uns Hr. Zwick N002 berichtete, in Sarepta eine sengende Hitze ein, die die Temperatur N003 wochenlang auf 30° R, erhält, während austrocknende Ostwinde jede N004 Spur von Wolkenbildung verhindern und kein Tropfen Regen die N005 lechzende Natur erquickt. Dann verdorren alle Pflanzen, und die N006 Steppe gewährt den Anblick einer fürchterlichen Einöde.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/299>, abgerufen am 21.11.2024.