Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
kennen lernten. Am reichsten ist die entomologische N002
Sammlung, bei welcher uns Herr Zwick, der ein N003
sehr gründlicher Kenner der Naturgeschichte ist, un- N004
ter anderem auf die giftigen Skorpione der Steppe, auf N005
eine nur wenig gekannte äusserst giftige Spinnenart, N006
welche von den Kalmücken die schwarze Wittwe ge¬ N007
nannt und deren Biss von ihnen sehr gefürchtet wird, N008
und auf die Heuschrecken, diese fürchterlichste Plage N009
der Steppe, deren die Luft verfinsternde Schaaren alles N010
verheeren, wo sie hinfallen, aufmerksam machte.

N001
Mit der Besichtigung dieser eben so interessanten N002
als verschiedenartigen Sammlungen verging der Vor- N003
mittag. Herr von Humboldt hatte sich schon etwas N004
früher entfernt, um seine magnetischen Beobachtungen N005
zu machen 1), Herr Ehrenberg besuchte noch Herrn N006
Wunderlich, um dessen botanische Sammlungen N007
zu sehen, und ich ging mit Herrn Zwick zu der N008
Quelle in der Nähe der Stadt, welche dieselbe mit N009
Trinkwasser versorgt, um ihre Temperatur zu unter- N010
suchen. Ich fand dieselbe 8°,5 R.; die Quelle ist zwar N011
gefasst, und die Quellwasser sammeln sich vor ihrem N012
Abfluss in einem ziemlich grossen Bassin, scheinen N013
aber doch in ihrer Temperatur durch die Temperatur N014
der äusseren Luft nicht bedeutend verändert zu sein. N015
Leider verhinderte es unsere Zeit, die 9 Werst ent- N016
fernten in der Sarpaschen Hügelkette entspringenden N017
Mineralquellen zu besuchen, die früher, ehe andere N018
Mineralwasser in Russland bekannt und besucht wa- N019
ren, sich einer grossen Berühmtheit erfreuten, aber N020
auch noch jetzt häufig sowohl zum Trinken als zum

[footnote-continued reference] [footnote reference]
[footnote-continued reference] N001
ger Theil in die Sammlungen der Akademie der Wissenschaften in N002
Petersburg gekommen ist. Münzen von Silber und Kupfer werden N003
wie in Bolgari noch jetzt häufig von den Bewohnern dieser Gegen- N004
den gefunden, und an die Reisenden verkauft. Der grösste Theil N005
derselben stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert.
[footnote reference] N001
1) Herr von Humboldt fand hier die Inklination der Magnet- N002
nadel 62° 15',9.

N001
kennen lernten. Am reichsten ist die entomologische N002
Sammlung, bei welcher uns Herr Zwick, der ein N003
sehr gründlicher Kenner der Naturgeschichte ist, un- N004
ter anderem auf die giftigen Skorpione der Steppe, auf N005
eine nur wenig gekannte äusserst giftige Spinnenart, N006
welche von den Kalmücken die schwarze Wittwe ge¬ N007
nannt und deren Biss von ihnen sehr gefürchtet wird, N008
und auf die Heuschrecken, diese fürchterlichste Plage N009
der Steppe, deren die Luft verfinsternde Schaaren alles N010
verheeren, wo sie hinfallen, aufmerksam machte.

N001
Mit der Besichtigung dieser eben so interessanten N002
als verschiedenartigen Sammlungen verging der Vor- N003
mittag. Herr von Humboldt hatte sich schon etwas N004
früher entfernt, um seine magnetischen Beobachtungen N005
zu machen 1), Herr Ehrenberg besuchte noch Herrn N006
Wunderlich, um dessen botanische Sammlungen N007
zu sehen, und ich ging mit Herrn Zwick zu der N008
Quelle in der Nähe der Stadt, welche dieselbe mit N009
Trinkwasser versorgt, um ihre Temperatur zu unter- N010
suchen. Ich fand dieselbe 8°,5 R.; die Quelle ist zwar N011
gefasst, und die Quellwasser sammeln sich vor ihrem N012
Abfluss in einem ziemlich grossen Bassin, scheinen N013
aber doch in ihrer Temperatur durch die Temperatur N014
der äusseren Luft nicht bedeutend verändert zu sein. N015
Leider verhinderte es unsere Zeit, die 9 Werst ent- N016
fernten in der Sarpaschen Hügelkette entspringenden N017
Mineralquellen zu besuchen, die früher, ehe andere N018
Mineralwasser in Russland bekannt und besucht wa- N019
ren, sich einer grossen Berühmtheit erfreuten, aber N020
auch noch jetzt häufig sowohl zum Trinken als zum

[footnote-continued reference] [footnote reference]
[footnote-continued reference] N001
ger Theil in die Sammlungen der Akademie der Wissenschaften in N002
Petersburg gekommen ist. Münzen von Silber und Kupfer werden N003
wie in Bolgari noch jetzt häufig von den Bewohnern dieser Gegen- N004
den gefunden, und an die Reisenden verkauft. Der grösste Theil N005
derselben stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert.
[footnote reference] N001
1) Herr von Humboldt fand hier die Inklination der Magnet- N002
nadel 62° 15',9.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0304" xml:id="img_0302" n="286"/>
        <p><lb n="N001"/>
kennen lernten. Am reichsten ist die entomologische <lb n="N002"/>
Sammlung, bei welcher uns Herr Zwick, der ein             <lb n="N003"/>
sehr gründlicher Kenner der Naturgeschichte ist, un-             <lb n="N004"/>
ter anderem auf die giftigen Skorpione der Steppe, auf             <lb n="N005"/>
eine nur wenig gekannte äusserst giftige Spinnenart,             <lb n="N006"/>
welche von den Kalmücken die schwarze Wittwe ge¬             <lb n="N007"/>
nannt und deren Biss von ihnen sehr gefürchtet wird,             <lb n="N008"/>
und auf die Heuschrecken, diese fürchterlichste Plage             <lb n="N009"/>
der Steppe, deren die Luft verfinsternde Schaaren alles             <lb n="N010"/>
verheeren, wo sie hinfallen, aufmerksam machte.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Mit der Besichtigung dieser eben so interessanten             <lb n="N002"/>
als verschiedenartigen Sammlungen verging der Vor-             <lb n="N003"/>
mittag. Herr von Humboldt hatte sich schon etwas             <lb n="N004"/>
früher entfernt, um seine magnetischen Beobachtungen             <lb n="N005"/>
zu machen 1), Herr Ehrenberg besuchte noch Herrn <lb n="N006"/>
Wunderlich, um dessen botanische Sammlungen             <lb n="N007"/>
zu sehen, und ich ging mit Herrn Zwick zu der             <lb n="N008"/>
Quelle in der Nähe der Stadt, welche dieselbe mit             <lb n="N009"/>
Trinkwasser versorgt, um ihre Temperatur zu unter-             <lb n="N010"/>
suchen. Ich fand dieselbe 8°,5 R.; die Quelle ist zwar             <lb n="N011"/>
gefasst, und die Quellwasser sammeln sich vor ihrem             <lb n="N012"/>
Abfluss in einem ziemlich grossen Bassin, scheinen             <lb n="N013"/>
aber doch in ihrer Temperatur durch die Temperatur             <lb n="N014"/>
der äusseren Luft nicht bedeutend verändert zu sein.             <lb n="N015"/>
Leider verhinderte es unsere Zeit, die 9 Werst ent-             <lb n="N016"/>
fernten in der Sarpaschen Hügelkette entspringenden             <lb n="N017"/>
Mineralquellen zu besuchen, die früher, ehe andere             <lb n="N018"/>
Mineralwasser in Russland bekannt und besucht wa-             <lb n="N019"/>
ren, sich einer grossen Berühmtheit erfreuten, aber             <lb n="N020"/>
auch noch jetzt häufig sowohl zum Trinken als zum</p>
        <note place="foot" n="[footnote-continued reference]"><lb n="N001"/>
ger Theil in die Sammlungen der Akademie der Wissenschaften in             <lb n="N002"/>
Petersburg gekommen ist. Münzen von Silber und Kupfer werden             <lb n="N003"/>
wie in Bolgari noch jetzt häufig von den Bewohnern dieser Gegen-             <lb n="N004"/>
den gefunden, und an die Reisenden verkauft. Der grösste Theil             <lb n="N005"/>
derselben stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert.</note>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Herr von Humboldt fand hier die Inklination der Magnet- <lb n="N002"/>
nadel 62° 15',9.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0304] N001 kennen lernten. Am reichsten ist die entomologische N002 Sammlung, bei welcher uns Herr Zwick, der ein N003 sehr gründlicher Kenner der Naturgeschichte ist, un- N004 ter anderem auf die giftigen Skorpione der Steppe, auf N005 eine nur wenig gekannte äusserst giftige Spinnenart, N006 welche von den Kalmücken die schwarze Wittwe ge¬ N007 nannt und deren Biss von ihnen sehr gefürchtet wird, N008 und auf die Heuschrecken, diese fürchterlichste Plage N009 der Steppe, deren die Luft verfinsternde Schaaren alles N010 verheeren, wo sie hinfallen, aufmerksam machte. N001 Mit der Besichtigung dieser eben so interessanten N002 als verschiedenartigen Sammlungen verging der Vor- N003 mittag. Herr von Humboldt hatte sich schon etwas N004 früher entfernt, um seine magnetischen Beobachtungen N005 zu machen 1), Herr Ehrenberg besuchte noch Herrn N006 Wunderlich, um dessen botanische Sammlungen N007 zu sehen, und ich ging mit Herrn Zwick zu der N008 Quelle in der Nähe der Stadt, welche dieselbe mit N009 Trinkwasser versorgt, um ihre Temperatur zu unter- N010 suchen. Ich fand dieselbe 8°,5 R.; die Quelle ist zwar N011 gefasst, und die Quellwasser sammeln sich vor ihrem N012 Abfluss in einem ziemlich grossen Bassin, scheinen N013 aber doch in ihrer Temperatur durch die Temperatur N014 der äusseren Luft nicht bedeutend verändert zu sein. N015 Leider verhinderte es unsere Zeit, die 9 Werst ent- N016 fernten in der Sarpaschen Hügelkette entspringenden N017 Mineralquellen zu besuchen, die früher, ehe andere N018 Mineralwasser in Russland bekannt und besucht wa- N019 ren, sich einer grossen Berühmtheit erfreuten, aber N020 auch noch jetzt häufig sowohl zum Trinken als zum [footnote-continued reference] [footnote reference] [footnote-continued reference] N001 ger Theil in die Sammlungen der Akademie der Wissenschaften in N002 Petersburg gekommen ist. Münzen von Silber und Kupfer werden N003 wie in Bolgari noch jetzt häufig von den Bewohnern dieser Gegen- N004 den gefunden, und an die Reisenden verkauft. Der grösste Theil N005 derselben stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert. [footnote reference] N001 1) Herr von Humboldt fand hier die Inklination der Magnet- N002 nadel 62° 15',9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/304
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/304>, abgerufen am 22.11.2024.