N001 schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- N002 Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, N003 und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die N004 übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um N005 51/2 Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die N006 Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten N007 Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer N008 nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht N009 hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach N010 der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten N011 Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- N012 chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- N013 her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf N014 eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum N015 Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht N016 bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben.
N001 Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die N002 obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon N003 angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb N004 Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die N005 aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur N006 bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo N007 sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen N008 bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch N009 nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, N010 die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von N011 dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht N012 bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt N013 nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte N014 unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- N015 stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb N016 wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung N017 vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote.
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Nach Göbel ist indessen seit 1833 hierher die Hauptquaran- N002 taine verlegt worden.
N001 schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- N002 Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, N003 und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die N004 übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um N005 5½ Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die N006 Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten N007 Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer N008 nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht N009 hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach N010 der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten N011 Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- N012 chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- N013 her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf N014 eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum N015 Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht N016 bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben.
N001 Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die N002 obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon N003 angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb N004 Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die N005 aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur N006 bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo N007 sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen N008 bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch N009 nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, N010 die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von N011 dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht N012 bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt N013 nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte N014 unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- N015 stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb N016 wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung N017 vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote.
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Nach Göbel ist indessen seit 1833 hierher die Hauptquaran- N002 taine verlegt worden.
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0328"xml:id="img_0326"n="310"/><p><lbn="N001"/>
schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- <lbn="N002"/>
Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, <lbn="N003"/>
und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die <lbn="N004"/>
übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um <lbn="N005"/>
5½ Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die <lbn="N006"/>
Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten <lbn="N007"/>
Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer <lbn="N008"/>
nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht <lbn="N009"/>
hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach <lbn="N010"/>
der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten <lbn="N011"/>
Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- <lbn="N012"/>
chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- <lbn="N013"/>
her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf <lbn="N014"/>
eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum <lbn="N015"/>
Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht <lbn="N016"/>
bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben.</p><p><lbn="N001"/>
Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die <lbn="N002"/>
obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon <lbn="N003"/>
angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb <lbn="N004"/>
Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die <lbn="N005"/>
aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur <lbn="N006"/>
bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo <lbn="N007"/>
sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen <lbn="N008"/>
bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch <lbn="N009"/>
nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, <lbn="N010"/>
die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von <lbn="N011"/>
dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht <lbn="N012"/>
bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt <lbn="N013"/>
nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte <lbn="N014"/>
unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- <lbn="N015"/>
stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb <lbn="N016"/>
wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung <lbn="N017"/>
vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote.</p><noteplace="foot"n="[footnote reference]"><lbn="N001"/>
1) Nach Göbel ist indessen seit 1833 hierher die Hauptquaran- <lbn="N002"/>
taine verlegt worden.</note></div></body></text></TEI>
[310/0328]
N001
schifften bei dem Schiffswerft und den vielen Wolga- N002
Schiffen vorbei, die bei Astrachan vor Anker lagen, N003
und sahen noch lange die hohe Kathedrale, und die N004
übrigen vielen Thürme der Stadt, bis die Sonne um N005
5½ Uhr unterging, und die eintretende Dämmerung die N006
Aussicht verdunkelte. Wir fuhren auf der breiten N007
Wolga, an deren seichtem schilfbewachsenen Ufer N008
nichts unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, die Nacht N009
hindurch, und gelangten so am Morgen um 7 Uhr nach N010
der kleinen Insel Birutschicassa, die auf der rechten N011
Seite in der Mündung der Wolga liegt, und von Astra- N012
chan 85 Werste entfernt ist. Wir wären schon frü- N013
her hier angekommen, waren aber in der Nacht auf N014
eine seichte Stelle gerathen, und hatten hier bis zum N015
Anbruch des Tages gehalten, um in der Nacht nicht N016
bald wieder einen ähnlichen Aufenthalt zu haben.
N001
Auf Birutschicassa ist die untere Quarantaine, die N002
obere und Hauptquarantaine befindet sich, wie schon N003
angegeben, auf der Insel Bertul, 15 Werste unterhalb N004
Astrachan. In der unteren Quarantaine müssen die N005
aus Persien kommenden Schiffe 4 bis 6 Tage und nur N006
bei Pestzeiten länger, auf der oberen dagegen, wo N007
sie auch ausladen müssen, wenigstens 12 Tage liegen N008
bleiben; auf der unteren Quarantaine 1) sind daher auch N009
nur einige hölzerne Häuser für die Aufseher errichtet, N010
die hart am Ufer liegen, welches man hier etwas von N011
dem Schilfe, das die übrigen Theile des Ufers dicht N012
bedeckt, gereinigt hat. Da Herr von Humboldt N013
nicht unterlassen wollte, an diesem südlichsten Punkte N014
unserer Reise die Inklination der Magnetnadel zu be- N015
stimmen, so wurde hier gelandet. Das Dampfboot blieb N016
wegen des seichten Grundes in einiger Entfernung N017
vom Ufer, und wir landeten in einem kleinen Boote.
[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Nach Göbel ist indessen seit 1833 hierher die Hauptquaran- N002
taine verlegt worden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.
Die Transkription erfolgte nach den unter
http://www.ocr-d.de/gt_guidelines
formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.
Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/328>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.