vielleicht selbst ahnen mögen. Ei doch, sie wissen es gar wol. Da ist gleich der Wurzner. Seine Lodenkutte geht ihm schier bis zu den Waden hinab; sein Hut ist ein wahres Familiendach, das aber stellenweise schon durchlöchert ist und durch- bricht. Schon von Weitem kennt man ihn. Da oben im Gestein klettert er herum und wühlt mit seinem krummen Stecheisen die Speikwurzel hervor. Dabei brummt er denn gar zuweilen das Liedchen:
"Wan ih speikgrobn thua Auf der Olm, do herobn, Do denk ih gern auf d'Weibaleut. Daroth's es, wo da Speik hinkimmt? In's Türknland für d'Weibaleut, Damit s' an bessern Gruchn kriagn, Im Türknland, de Weibaleut!"
Dieses stolze kühne Bewußtsein des Wurzners, daß er die Frauenwelt des Morgenlandes in einen bessern Geruch bringe, wird aber angefochten.
Dort auf der Felswand steht ein alter Ge- fährte, der hört das Lied; er häckelt die Messing- häftchen seines Wamses auf und öffnet seinen Mund:
"Wanst ollaweil auf die türkischn Weibaleut denkst, Du Lota, so woaß ma's schon! Geh gwürz dih liaba selba Mit Speik auf der Olm, Leicht stehts da besser on!"
vielleicht ſelbſt ahnen mögen. Ei doch, ſie wiſſen es gar wol. Da iſt gleich der Wurzner. Seine Lodenkutte geht ihm ſchier bis zu den Waden hinab; ſein Hut iſt ein wahres Familiendach, das aber ſtellenweiſe ſchon durchlöchert iſt und durch- bricht. Schon von Weitem kennt man ihn. Da oben im Geſtein klettert er herum und wühlt mit ſeinem krummen Stecheiſen die Speikwurzel hervor. Dabei brummt er denn gar zuweilen das Liedchen:
„Wan ih ſpeikgrobn thua Auf der Olm, do herobn, Do denk ih gern auf d’Weibaleut. Daroth’s es, wo da Speik hinkimmt? In’s Türknland für d’Weibaleut, Damit ſ’ an beſſern Gruchn kriagn, Im Türknland, de Weibaleut!“
Dieſes ſtolze kühne Bewußtſein des Wurzners, daß er die Frauenwelt des Morgenlandes in einen beſſern Geruch bringe, wird aber angefochten.
Dort auf der Felswand ſteht ein alter Ge- fährte, der hört das Lied; er häckelt die Meſſing- häftchen ſeines Wamſes auf und öffnet ſeinen Mund:
„Wanſt ollaweil auf die türkiſchn Weibaleut denkſt, Du Lota, ſo woaß ma’s ſchon! Geh gwürz dih liaba ſelba Mit Speik auf der Olm, Leicht ſtehts da beſſer on!“
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vielleicht ſelbſt ahnen mögen. Ei doch, ſie wiſſen
es gar wol. Da iſt gleich der Wurzner. Seine
Lodenkutte geht ihm ſchier bis zu den Waden
hinab; ſein Hut iſt ein wahres Familiendach, das
aber ſtellenweiſe ſchon durchlöchert iſt und durch-
bricht. Schon von Weitem kennt man ihn. Da
oben im Geſtein klettert er herum und wühlt mit
ſeinem krummen Stecheiſen die Speikwurzel hervor.
Dabei brummt er denn gar zuweilen das Liedchen:
„Wan ih ſpeikgrobn thua
Auf der Olm, do herobn,
Do denk ih gern auf d’Weibaleut.
Daroth’s es, wo da Speik hinkimmt?
In’s Türknland für d’Weibaleut,
Damit ſ’ an beſſern Gruchn kriagn,
Im Türknland, de Weibaleut!“
Dieſes ſtolze kühne Bewußtſein des Wurzners,
daß er die Frauenwelt des Morgenlandes in einen
beſſern Geruch bringe, wird aber angefochten.
Dort auf der Felswand ſteht ein alter Ge-
fährte, der hört das Lied; er häckelt die Meſſing-
häftchen ſeines Wamſes auf und öffnet ſeinen
Mund:
„Wanſt ollaweil auf die türkiſchn
Weibaleut denkſt,
Du Lota, ſo woaß ma’s ſchon!
Geh gwürz dih liaba ſelba
Mit Speik auf der Olm,
Leicht ſtehts da beſſer on!“
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/102>, abgerufen am 23.11.2024.
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