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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Da oben hinter dem Bergrücken ist eine um-
waldete Thalmulde, die sie die Wolfsgrube nennen.
Vor Kurzem bin ich in dieser Wolfsgrube gewesen.
Ich komme eben zurecht, wie sie einen Mann be-
graben, der weder Wurzner, noch Ameiswühler,
noch Pechschaber, noch Branntweinbrenner, noch ein
Wilderer gewesen war. Aber der allermerkwürdigste
Waldteufel. Die Sache hab ich theils selbst erfah-
ren, theils ist sie mir erzählt und verbürgt worden.

Gearbeitet hat er gar nichts. Das ist Einer
gewesen, der sich durch Essen sein Brot erworben
hat. Sie haben ihn allerwärts den "Fresser" ge-
nannt; einen andern Namen, halt ich, hat er gar
nicht gehabt. Das soll ein ganz verkommener
Mensch gewesen sein, aber gewaltig stark am Leibe.
Sein Haupthaar ist durch Schweiß und Harz zu
einem unlöslichen Filz verworren gewesen; da hat
er keines Hutes bedurft. Sein Bart ist gewesen
wie aus verdorrten Fichtennadeln; seine mächtig-
breite Brust wie übersponnen mit zehnfachem
Spinnenweb; da hat er den Brustlatz erspart. An
seinen wuchtigen Füßen hat sich eine völlige Horn-
haut gebildet; da ist ihm das Schuhwerk über-
flüßig gewesen. Eine fast grauenhafte Erscheinung!
ich hab ihn noch vor einigen Tagen im Winkel be-
gegnet. Hebt, wie er mich sieht, eine Handvoll Sand
vom Boden auf und will den Sand verschlingen,

Da oben hinter dem Bergrücken iſt eine um-
waldete Thalmulde, die ſie die Wolfsgrube nennen.
Vor Kurzem bin ich in dieſer Wolfsgrube geweſen.
Ich komme eben zurecht, wie ſie einen Mann be-
graben, der weder Wurzner, noch Ameiswühler,
noch Pechſchaber, noch Branntweinbrenner, noch ein
Wilderer geweſen war. Aber der allermerkwürdigſte
Waldteufel. Die Sache hab ich theils ſelbſt erfah-
ren, theils iſt ſie mir erzählt und verbürgt worden.

Gearbeitet hat er gar nichts. Das iſt Einer
geweſen, der ſich durch Eſſen ſein Brot erworben
hat. Sie haben ihn allerwärts den „Freſſer“ ge-
nannt; einen andern Namen, halt ich, hat er gar
nicht gehabt. Das ſoll ein ganz verkommener
Menſch geweſen ſein, aber gewaltig ſtark am Leibe.
Sein Haupthaar iſt durch Schweiß und Harz zu
einem unlöslichen Filz verworren geweſen; da hat
er keines Hutes bedurft. Sein Bart iſt geweſen
wie aus verdorrten Fichtennadeln; ſeine mächtig-
breite Bruſt wie überſponnen mit zehnfachem
Spinnenweb; da hat er den Bruſtlatz erſpart. An
ſeinen wuchtigen Füßen hat ſich eine völlige Horn-
haut gebildet; da iſt ihm das Schuhwerk über-
flüßig geweſen. Eine faſt grauenhafte Erſcheinung!
ich hab ihn noch vor einigen Tagen im Winkel be-
gegnet. Hebt, wie er mich ſieht, eine Handvoll Sand
vom Boden auf und will den Sand verſchlingen,

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[95/0105] Da oben hinter dem Bergrücken iſt eine um- waldete Thalmulde, die ſie die Wolfsgrube nennen. Vor Kurzem bin ich in dieſer Wolfsgrube geweſen. Ich komme eben zurecht, wie ſie einen Mann be- graben, der weder Wurzner, noch Ameiswühler, noch Pechſchaber, noch Branntweinbrenner, noch ein Wilderer geweſen war. Aber der allermerkwürdigſte Waldteufel. Die Sache hab ich theils ſelbſt erfah- ren, theils iſt ſie mir erzählt und verbürgt worden. Gearbeitet hat er gar nichts. Das iſt Einer geweſen, der ſich durch Eſſen ſein Brot erworben hat. Sie haben ihn allerwärts den „Freſſer“ ge- nannt; einen andern Namen, halt ich, hat er gar nicht gehabt. Das ſoll ein ganz verkommener Menſch geweſen ſein, aber gewaltig ſtark am Leibe. Sein Haupthaar iſt durch Schweiß und Harz zu einem unlöslichen Filz verworren geweſen; da hat er keines Hutes bedurft. Sein Bart iſt geweſen wie aus verdorrten Fichtennadeln; ſeine mächtig- breite Bruſt wie überſponnen mit zehnfachem Spinnenweb; da hat er den Bruſtlatz erſpart. An ſeinen wuchtigen Füßen hat ſich eine völlige Horn- haut gebildet; da iſt ihm das Schuhwerk über- flüßig geweſen. Eine faſt grauenhafte Erſcheinung! ich hab ihn noch vor einigen Tagen im Winkel be- gegnet. Hebt, wie er mich ſieht, eine Handvoll Sand vom Boden auf und will den Sand verſchlingen,

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/105>, abgerufen am 27.11.2024.