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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Da hebt die Annamirl den Finger: "Du!"

Und im dunkeln Winkel ist das vorige Plät-
schern und Pfauchen. Ein Mensch, der einmal so
angeschwärzt ist, wie der Ruß-Bartelmei, der ver-
mag sich nicht mehr so leicht weiß zu waschen vor
der Welt und sollte seine Schwester gar den Holz-
meistersohn von den Lautergräben heiraten.

Und mein Holzmeistersohn zieht die Riemen
in die Schuhe seiner Braut. Die Alte, einmal zu
den ersten Worten veranlaßt, kommt in's Schwätzen:
"Und vergiß mir's ja nicht, Annamirl," sagt sie, mußt
es auch probiren. Einmal wird's doch anschlagen."

"Daß ich den Pathengroschen sollt' anbauen,
Mutterle?"

"Dasselb', ja. Und unter einer Zwieseltann'
mußt du in der Hochzeitsnacht den Groschen ver-
graben. Das ist der Geldsamen, und wirst sehen,
in drei Tagen wird er blühen, und in drei Mo-
naten kann er gleichwol schon zeitig sein. Die Vor-
fahren haben es auch so gemacht, aber allen ist's
nicht gelungen. Gewesen ist's so: Meine Ahndl
hat die Zeit versäumt, meine Mutter hat die Zwiesel-
tann' nicht mehr gefunden, und ich hab' einen un-
rechten Groschen in die Erden than. Deswegen,
meine Tochter, merk' dir die Stund' und die Zwiesel-
tann', und der Groschen wird aufgehen, und Geld
genug wirst haben dein Lebtag lang."


Da hebt die Annamirl den Finger: „Du!“

Und im dunkeln Winkel iſt das vorige Plät-
ſchern und Pfauchen. Ein Menſch, der einmal ſo
angeſchwärzt iſt, wie der Ruß-Bartelmei, der ver-
mag ſich nicht mehr ſo leicht weiß zu waſchen vor
der Welt und ſollte ſeine Schweſter gar den Holz-
meiſterſohn von den Lautergräben heiraten.

Und mein Holzmeiſterſohn zieht die Riemen
in die Schuhe ſeiner Braut. Die Alte, einmal zu
den erſten Worten veranlaßt, kommt in’s Schwätzen:
„Und vergiß mir’s ja nicht, Annamirl,“ ſagt ſie, mußt
es auch probiren. Einmal wird’s doch anſchlagen.“

„Daß ich den Pathengroſchen ſollt’ anbauen,
Mutterle?“

„Dasſelb’, ja. Und unter einer Zwieſeltann’
mußt du in der Hochzeitsnacht den Groſchen ver-
graben. Das iſt der Geldſamen, und wirſt ſehen,
in drei Tagen wird er blühen, und in drei Mo-
naten kann er gleichwol ſchon zeitig ſein. Die Vor-
fahren haben es auch ſo gemacht, aber allen iſt’s
nicht gelungen. Geweſen iſt’s ſo: Meine Ahndl
hat die Zeit verſäumt, meine Mutter hat die Zwieſel-
tann’ nicht mehr gefunden, und ich hab’ einen un-
rechten Groſchen in die Erden than. Deswegen,
meine Tochter, merk’ dir die Stund’ und die Zwieſel-
tann’, und der Groſchen wird aufgehen, und Geld
genug wirſt haben dein Lebtag lang.“


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[162/0172] Da hebt die Annamirl den Finger: „Du!“ Und im dunkeln Winkel iſt das vorige Plät- ſchern und Pfauchen. Ein Menſch, der einmal ſo angeſchwärzt iſt, wie der Ruß-Bartelmei, der ver- mag ſich nicht mehr ſo leicht weiß zu waſchen vor der Welt und ſollte ſeine Schweſter gar den Holz- meiſterſohn von den Lautergräben heiraten. Und mein Holzmeiſterſohn zieht die Riemen in die Schuhe ſeiner Braut. Die Alte, einmal zu den erſten Worten veranlaßt, kommt in’s Schwätzen: „Und vergiß mir’s ja nicht, Annamirl,“ ſagt ſie, mußt es auch probiren. Einmal wird’s doch anſchlagen.“ „Daß ich den Pathengroſchen ſollt’ anbauen, Mutterle?“ „Dasſelb’, ja. Und unter einer Zwieſeltann’ mußt du in der Hochzeitsnacht den Groſchen ver- graben. Das iſt der Geldſamen, und wirſt ſehen, in drei Tagen wird er blühen, und in drei Mo- naten kann er gleichwol ſchon zeitig ſein. Die Vor- fahren haben es auch ſo gemacht, aber allen iſt’s nicht gelungen. Geweſen iſt’s ſo: Meine Ahndl hat die Zeit verſäumt, meine Mutter hat die Zwieſel- tann’ nicht mehr gefunden, und ich hab’ einen un- rechten Groſchen in die Erden than. Deswegen, meine Tochter, merk’ dir die Stund’ und die Zwieſel- tann’, und der Groſchen wird aufgehen, und Geld genug wirſt haben dein Lebtag lang.“

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/172>, abgerufen am 21.11.2024.