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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Seiten des Waldes her Leute gekommen. Schmuck
und geschmeidig sind alle gewesen, wie ich sie hier
noch nie so gesehen. Sie bringen Hochzeitsgaben mit.
Der Pecher kommt mit dem glänzend schwarzen
Pechöltopf: "Für die Brautleut' zur Gesundheit.
Was will das Pechöl sagen? Habt ihr im Leben
auch Pech zu tragen, müßt ihr ihm gleich das Oel
der Geduld zutheilen. Das will das Pechöl sagen."
Wurzner kommen mit Gesäme und duftenden Kräuter-
büscheln; die Ameisgräber kommen mit "Wald-
rauch"; Kinder bringen Wildobst in Fichtenrinden-
körbchen; Holzhauer tragen Hausgeräthe herbei. Der
Schwamelfuchs, ein altes, verhöckertes und verknor-
peltes Männlein, schleppt eine großmächtige Thon-
schüssel heran, einen rechten Familientopf, wol für
ein ganzes Dutzend Esser. Andere bringen hölzerne
Löffel dazu; wieder Andere kramen Mehl- und
Schmalzkübel aus, und ein Kohlenbrennerweibchen
kommt ganz verlegen hereingetorkelt und steckt der
Braut ein sorgsam umwickeltes Päckchen zu. Als
diese, mit unbehilflichen Worten die Spenderin
lobend, es öffnet, kommen zwei wackergestopfte
Kapauner zum Vorschein. Das erspäht die alte
Rußkathl, die, bereits auch festlich angezogen, er-
wartungsvoll an den Wänden herumschleicht, und
sie flüstert zu ihrer Tochter: "Weißt wol, Annamirl,
wo die best' Brautgab' hinkommen muß? Jawol,

Seiten des Waldes her Leute gekommen. Schmuck
und geſchmeidig ſind alle geweſen, wie ich ſie hier
noch nie ſo geſehen. Sie bringen Hochzeitsgaben mit.
Der Pecher kommt mit dem glänzend ſchwarzen
Pechöltopf: „Für die Brautleut’ zur Geſundheit.
Was will das Pechöl ſagen? Habt ihr im Leben
auch Pech zu tragen, müßt ihr ihm gleich das Oel
der Geduld zutheilen. Das will das Pechöl ſagen.“
Wurzner kommen mit Geſäme und duftenden Kräuter-
büſcheln; die Ameisgräber kommen mit „Wald-
rauch“; Kinder bringen Wildobſt in Fichtenrinden-
körbchen; Holzhauer tragen Hausgeräthe herbei. Der
Schwamelfuchs, ein altes, verhöckertes und verknor-
peltes Männlein, ſchleppt eine großmächtige Thon-
ſchüſſel heran, einen rechten Familientopf, wol für
ein ganzes Dutzend Eſſer. Andere bringen hölzerne
Löffel dazu; wieder Andere kramen Mehl- und
Schmalzkübel aus, und ein Kohlenbrennerweibchen
kommt ganz verlegen hereingetorkelt und ſteckt der
Braut ein ſorgſam umwickeltes Päckchen zu. Als
dieſe, mit unbehilflichen Worten die Spenderin
lobend, es öffnet, kommen zwei wackergeſtopfte
Kapauner zum Vorſchein. Das erſpäht die alte
Rußkathl, die, bereits auch feſtlich angezogen, er-
wartungsvoll an den Wänden herumſchleicht, und
ſie flüſtert zu ihrer Tochter: „Weißt wol, Annamirl,
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[165/0175] Seiten des Waldes her Leute gekommen. Schmuck und geſchmeidig ſind alle geweſen, wie ich ſie hier noch nie ſo geſehen. Sie bringen Hochzeitsgaben mit. Der Pecher kommt mit dem glänzend ſchwarzen Pechöltopf: „Für die Brautleut’ zur Geſundheit. Was will das Pechöl ſagen? Habt ihr im Leben auch Pech zu tragen, müßt ihr ihm gleich das Oel der Geduld zutheilen. Das will das Pechöl ſagen.“ Wurzner kommen mit Geſäme und duftenden Kräuter- büſcheln; die Ameisgräber kommen mit „Wald- rauch“; Kinder bringen Wildobſt in Fichtenrinden- körbchen; Holzhauer tragen Hausgeräthe herbei. Der Schwamelfuchs, ein altes, verhöckertes und verknor- peltes Männlein, ſchleppt eine großmächtige Thon- ſchüſſel heran, einen rechten Familientopf, wol für ein ganzes Dutzend Eſſer. Andere bringen hölzerne Löffel dazu; wieder Andere kramen Mehl- und Schmalzkübel aus, und ein Kohlenbrennerweibchen kommt ganz verlegen hereingetorkelt und ſteckt der Braut ein ſorgſam umwickeltes Päckchen zu. Als dieſe, mit unbehilflichen Worten die Spenderin lobend, es öffnet, kommen zwei wackergeſtopfte Kapauner zum Vorſchein. Das erſpäht die alte Rußkathl, die, bereits auch feſtlich angezogen, er- wartungsvoll an den Wänden herumſchleicht, und ſie flüſtert zu ihrer Tochter: „Weißt wol, Annamirl, wo die beſt’ Brautgab’ hinkommen muß? Jawol,

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/175>, abgerufen am 21.11.2024.