getrunken, hat der Vergangenheit vergessen; die Wellen des Waldbächleins sind ein noch eigeneres Wasser, wessen Seele auf denselben schaukelt, und trüge er auch den Winter im Haar, der findet wieder die längst vergangene Zeit seiner Kindheit und Jugend.
Ich gehe tiefer hinein in die Wildniß und ruhe im Moose und lausche der säuselnden, immerdar klingenden Ruhe. Manches erst aufge- blühte Blümlein wiegt nah' an meiner Brust, und will leise anklopfen an der Pforte meines Herzens. Und mancher Käfer krabbelt ängstlich heran, er hat im Dickicht der Gräser und der Moose etwan den Weg verloren zu seinem Liebchen. Jetztund hebt er seinen Kopf empor und frägt nach dem rechten Pfad. Weiß ich ihn selber? -- Sag' du uns an, wo wird die Sehnsucht gestillt, die mit uns ist auf allen Wegen? -- Eine Spinne läßt sich nieder vom Geäste; sie hat sich empor gerungen zur Höhe, und nun sie oben ist, will sie wieder unten sein auf der Erden. Sie spinnt Fäden, ich spinne Ge- danken. Wer ist der Weber, der aus losen Gedanken- fäden ein schönes Kleid weiß zu weben? --
Wie ich noch so träume, rauscht es im Dickicht. Es ist kein Hirsch, es ist kein Reh; es ist ein Menschenkind, ein junges, glühendes Weib, erregt und angstvoll, wie ein verfolgtes Wild. Es ist Aga,
getrunken, hat der Vergangenheit vergeſſen; die Wellen des Waldbächleins ſind ein noch eigeneres Waſſer, weſſen Seele auf denſelben ſchaukelt, und trüge er auch den Winter im Haar, der findet wieder die längſt vergangene Zeit ſeiner Kindheit und Jugend.
Ich gehe tiefer hinein in die Wildniß und ruhe im Mooſe und lauſche der ſäuſelnden, immerdar klingenden Ruhe. Manches erſt aufge- blühte Blümlein wiegt nah’ an meiner Bruſt, und will leiſe anklopfen an der Pforte meines Herzens. Und mancher Käfer krabbelt ängſtlich heran, er hat im Dickicht der Gräſer und der Mooſe etwan den Weg verloren zu ſeinem Liebchen. Jetztund hebt er ſeinen Kopf empor und frägt nach dem rechten Pfad. Weiß ich ihn ſelber? — Sag’ du uns an, wo wird die Sehnſucht geſtillt, die mit uns iſt auf allen Wegen? — Eine Spinne läßt ſich nieder vom Geäſte; ſie hat ſich empor gerungen zur Höhe, und nun ſie oben iſt, will ſie wieder unten ſein auf der Erden. Sie ſpinnt Fäden, ich ſpinne Ge- danken. Wer iſt der Weber, der aus loſen Gedanken- fäden ein ſchönes Kleid weiß zu weben? —
Wie ich noch ſo träume, rauſcht es im Dickicht. Es iſt kein Hirſch, es iſt kein Reh; es iſt ein Menſchenkind, ein junges, glühendes Weib, erregt und angſtvoll, wie ein verfolgtes Wild. Es iſt Aga,
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getrunken, hat der Vergangenheit vergeſſen; die
Wellen des Waldbächleins ſind ein noch eigeneres
Waſſer, weſſen Seele auf denſelben ſchaukelt, und
trüge er auch den Winter im Haar, der findet
wieder die längſt vergangene Zeit ſeiner Kindheit
und Jugend.
Ich gehe tiefer hinein in die Wildniß und
ruhe im Mooſe und lauſche der ſäuſelnden,
immerdar klingenden Ruhe. Manches erſt aufge-
blühte Blümlein wiegt nah’ an meiner Bruſt, und
will leiſe anklopfen an der Pforte meines Herzens.
Und mancher Käfer krabbelt ängſtlich heran, er hat
im Dickicht der Gräſer und der Mooſe etwan den
Weg verloren zu ſeinem Liebchen. Jetztund hebt er
ſeinen Kopf empor und frägt nach dem rechten
Pfad. Weiß ich ihn ſelber? — Sag’ du uns an,
wo wird die Sehnſucht geſtillt, die mit uns iſt auf
allen Wegen? — Eine Spinne läßt ſich nieder
vom Geäſte; ſie hat ſich empor gerungen zur Höhe,
und nun ſie oben iſt, will ſie wieder unten ſein
auf der Erden. Sie ſpinnt Fäden, ich ſpinne Ge-
danken. Wer iſt der Weber, der aus loſen Gedanken-
fäden ein ſchönes Kleid weiß zu weben? —
Wie ich noch ſo träume, rauſcht es im Dickicht.
Es iſt kein Hirſch, es iſt kein Reh; es iſt ein
Menſchenkind, ein junges, glühendes Weib, erregt
und angſtvoll, wie ein verfolgtes Wild. Es iſt Aga,
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/208>, abgerufen am 27.11.2024.
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