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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Kohlenbrenner aus den Lautergräben herübergekom-
men, und hat zwei solche Hütten um eine ganz
erkleckliche Summe erkauft und zur Verwunderung
der Leute gleich baar ausbezahlt. Aus den pech-
schwarzen Kohlen werden funkelnde Thaler gemacht,
hat die alte Ruß-Kath einmal gesagt. Und mit
planken Thalern hat der Grassteiger die Hütten be-
zahlt, und nun ist er ein ansehnlicher Mann.

Der Pfarrhof ist der Vollendung nahe und die
Kirche ebenfalls, und darnach kommt das Schulhaus
dran; -- o Gott, ich erlebe eine sehr große Freude
in diesen Wäldern.

Gestern zur Abendstunde haben wir die Kirche
zum erstenmal zugesperrt. Es ist der Baumeister,
der Tischler aus Holdenschlag, der Holzmeister dabei
gewesen, aber ich weiß nicht, wie es gekommen,
daß, wie wir auseinandergegangen, der Schlüssel
mir in den Händen ist verblieben. Ja so -- ich
bin ja der Schulmeister. Ich weiß es selber kaum,
daß ich es bin, und da schreibt mir letztlich der
Waldherr, er sei mit meinem schulmeisterlichen Wir-
ken im Walde recht zufrieden. Was thue ich denn?
Geschichten erzähle ich den Kindern, und weise ihnen
mancherlei Kleinigkeiten des Waldes, die sonst zeit-
lebens kein Mensch hier noch beachtet hat, mit denen
aber die Kinder tolles Wesen treiben und ihre
Freude haben.


Kohlenbrenner aus den Lautergräben herübergekom-
men, und hat zwei ſolche Hütten um eine ganz
erkleckliche Summe erkauft und zur Verwunderung
der Leute gleich baar ausbezahlt. Aus den pech-
ſchwarzen Kohlen werden funkelnde Thaler gemacht,
hat die alte Ruß-Kath einmal geſagt. Und mit
planken Thalern hat der Grasſteiger die Hütten be-
zahlt, und nun iſt er ein anſehnlicher Mann.

Der Pfarrhof iſt der Vollendung nahe und die
Kirche ebenfalls, und darnach kommt das Schulhaus
dran; — o Gott, ich erlebe eine ſehr große Freude
in dieſen Wäldern.

Geſtern zur Abendſtunde haben wir die Kirche
zum erſtenmal zugeſperrt. Es iſt der Baumeiſter,
der Tiſchler aus Holdenſchlag, der Holzmeiſter dabei
geweſen, aber ich weiß nicht, wie es gekommen,
daß, wie wir auseinandergegangen, der Schlüſſel
mir in den Händen iſt verblieben. Ja ſo — ich
bin ja der Schulmeiſter. Ich weiß es ſelber kaum,
daß ich es bin, und da ſchreibt mir letztlich der
Waldherr, er ſei mit meinem ſchulmeiſterlichen Wir-
ken im Walde recht zufrieden. Was thue ich denn?
Geſchichten erzähle ich den Kindern, und weiſe ihnen
mancherlei Kleinigkeiten des Waldes, die ſonſt zeit-
lebens kein Menſch hier noch beachtet hat, mit denen
aber die Kinder tolles Weſen treiben und ihre
Freude haben.


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[229/0239] Kohlenbrenner aus den Lautergräben herübergekom- men, und hat zwei ſolche Hütten um eine ganz erkleckliche Summe erkauft und zur Verwunderung der Leute gleich baar ausbezahlt. Aus den pech- ſchwarzen Kohlen werden funkelnde Thaler gemacht, hat die alte Ruß-Kath einmal geſagt. Und mit planken Thalern hat der Grasſteiger die Hütten be- zahlt, und nun iſt er ein anſehnlicher Mann. Der Pfarrhof iſt der Vollendung nahe und die Kirche ebenfalls, und darnach kommt das Schulhaus dran; — o Gott, ich erlebe eine ſehr große Freude in dieſen Wäldern. Geſtern zur Abendſtunde haben wir die Kirche zum erſtenmal zugeſperrt. Es iſt der Baumeiſter, der Tiſchler aus Holdenſchlag, der Holzmeiſter dabei geweſen, aber ich weiß nicht, wie es gekommen, daß, wie wir auseinandergegangen, der Schlüſſel mir in den Händen iſt verblieben. Ja ſo — ich bin ja der Schulmeiſter. Ich weiß es ſelber kaum, daß ich es bin, und da ſchreibt mir letztlich der Waldherr, er ſei mit meinem ſchulmeiſterlichen Wir- ken im Walde recht zufrieden. Was thue ich denn? Geſchichten erzähle ich den Kindern, und weiſe ihnen mancherlei Kleinigkeiten des Waldes, die ſonſt zeit- lebens kein Menſch hier noch beachtet hat, mit denen aber die Kinder tolles Weſen treiben und ihre Freude haben.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/239>, abgerufen am 23.11.2024.