Stemmeisen und Dingen verschafft, die er gar nicht anzufassen weiß und sein Lebtag nicht brauchen wird. Aber die Werkzeugkörbe sind sein Stolz und seine schwache Seite, und seine Buben können ihm keinen größeren Aerger verursachen, als wenn sie in ihren eigenmächtigen Tischlerarbeiten ihm etwan einen Bohrer verschleppen oder ein Messer schartig machen. Sie mögen nur brav das Handwerk lernen, die zwei Körbe werden ja einmal ihre Erbschaft sein.
Ich habe mehrere Pläne für Wohnhäuser ge- zeichnet, wie sie gebaut werden sollen, daß sie dauer- haft, licht, luftig, leicht heizbar, für die Lebensweise der Leute geeignet und geschmackvoll sind. Nach sol- chen Plänen hat der Franz Ehrenwald bereits mehrere Häuser begonnen. Eines davon gehört dem Meisterknecht Paul in den Lautergräben. Die Bau- ten sind nicht kostspielig, da der Waldherr das Holz dazu umsonst gibt; auch sollen sie, sagt man, steuer- frei bleiben.
So fängt das Geschäft des Meister Ehrenwald prächtig an; er muß sich Gehilfen nehmen und seine Buben werden ihm zu wenig. Auch geht er bereits mit einem Plan für sein eigenes Haus um. Letztlich, als ich einmal unten am Bach stehe und Forellen fische, kommt er plötzlich, ich weiß gar nicht von woher, auf mich zu und lispelt mir ge- heimnißvoll in's Ohr: "Glaubt mir, mein neues
Stemmeiſen und Dingen verſchafft, die er gar nicht anzufaſſen weiß und ſein Lebtag nicht brauchen wird. Aber die Werkzeugkörbe ſind ſein Stolz und ſeine ſchwache Seite, und ſeine Buben können ihm keinen größeren Aerger verurſachen, als wenn ſie in ihren eigenmächtigen Tiſchlerarbeiten ihm etwan einen Bohrer verſchleppen oder ein Meſſer ſchartig machen. Sie mögen nur brav das Handwerk lernen, die zwei Körbe werden ja einmal ihre Erbſchaft ſein.
Ich habe mehrere Pläne für Wohnhäuſer ge- zeichnet, wie ſie gebaut werden ſollen, daß ſie dauer- haft, licht, luftig, leicht heizbar, für die Lebensweiſe der Leute geeignet und geſchmackvoll ſind. Nach ſol- chen Plänen hat der Franz Ehrenwald bereits mehrere Häuſer begonnen. Eines davon gehört dem Meiſterknecht Paul in den Lautergräben. Die Bau- ten ſind nicht koſtſpielig, da der Waldherr das Holz dazu umſonſt gibt; auch ſollen ſie, ſagt man, ſteuer- frei bleiben.
So fängt das Geſchäft des Meiſter Ehrenwald prächtig an; er muß ſich Gehilfen nehmen und ſeine Buben werden ihm zu wenig. Auch geht er bereits mit einem Plan für ſein eigenes Haus um. Letztlich, als ich einmal unten am Bach ſtehe und Forellen fiſche, kommt er plötzlich, ich weiß gar nicht von woher, auf mich zu und liſpelt mir ge- heimnißvoll in’s Ohr: „Glaubt mir, mein neues
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Stemmeiſen und Dingen verſchafft, die er gar nicht
anzufaſſen weiß und ſein Lebtag nicht brauchen
wird. Aber die Werkzeugkörbe ſind ſein Stolz und
ſeine ſchwache Seite, und ſeine Buben können ihm
keinen größeren Aerger verurſachen, als wenn ſie in
ihren eigenmächtigen Tiſchlerarbeiten ihm etwan
einen Bohrer verſchleppen oder ein Meſſer ſchartig
machen. Sie mögen nur brav das Handwerk lernen,
die zwei Körbe werden ja einmal ihre Erbſchaft ſein.
Ich habe mehrere Pläne für Wohnhäuſer ge-
zeichnet, wie ſie gebaut werden ſollen, daß ſie dauer-
haft, licht, luftig, leicht heizbar, für die Lebensweiſe
der Leute geeignet und geſchmackvoll ſind. Nach ſol-
chen Plänen hat der Franz Ehrenwald bereits
mehrere Häuſer begonnen. Eines davon gehört dem
Meiſterknecht Paul in den Lautergräben. Die Bau-
ten ſind nicht koſtſpielig, da der Waldherr das Holz
dazu umſonſt gibt; auch ſollen ſie, ſagt man, ſteuer-
frei bleiben.
So fängt das Geſchäft des Meiſter Ehrenwald
prächtig an; er muß ſich Gehilfen nehmen und
ſeine Buben werden ihm zu wenig. Auch geht er
bereits mit einem Plan für ſein eigenes Haus um.
Letztlich, als ich einmal unten am Bach ſtehe und
Forellen fiſche, kommt er plötzlich, ich weiß gar
nicht von woher, auf mich zu und liſpelt mir ge-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/242>, abgerufen am 23.11.2024.
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