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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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nach meinem treulosen Herzen. Aber es bleibt ruhig
und still, nur daß zuweilen auf dem Thurme die
Uhr ihre Viertheile schlägt -- und am hohen Fen-
ster, durch das nun der Mond hereinscheint, zuweilen
eine Fledermaus vorbeihuscht. Ich lehne mich an
die Rückwand und schließe die Augen; der Schlaf
kommt nicht . . . . Gedanken sind gekommen.

Ja, sonst knieen sie da draußen vor dem
Schuber, die armen Sünder, und erforschen das
Gewissen; und heute erforscht es der Beichtiger
selbst einmal. -- Ich habe zurückgeblickt auf mein
ganzes Leben. Wie ist es so bewegt, wie bin ich
arm und einsam gewesen! Meinen Vater habe ich
verlassen, wie er mich ja nicht gehalten hat; mein
Erzieher ist von mir gezogen worden, als er mich
in die Wirren der Welt geschoben hat; in dem
Teiche ist ein flammendes Herz verloschen. Da habe
ich keinen Freund mehr auf der weiten, weiten
Erden. Wie ein Spielzeug bin ich geworfen worden
über Land und Wasser. Was ist gemeint gewesen
mit meinen hohlen Thaten? Was ist erstrebt wor-
den? Habe ich wohl gethan? Ich bin Priester;
habe ich Gott verehrt mit meinem Herzen? -- Ich
bin Vermittler; habe ich Gott versöhnt mit den
Menschen, und diese mit sich selbst? -- Wenn ich
dereinst vor Gottes Richterstuhl stehe, wenn die
Wagschale sinkt mit meiner Uebelthat; ist eine

nach meinem treuloſen Herzen. Aber es bleibt ruhig
und ſtill, nur daß zuweilen auf dem Thurme die
Uhr ihre Viertheile ſchlägt — und am hohen Fen-
ſter, durch das nun der Mond hereinſcheint, zuweilen
eine Fledermaus vorbeihuſcht. Ich lehne mich an
die Rückwand und ſchließe die Augen; der Schlaf
kommt nicht . . . . Gedanken ſind gekommen.

Ja, ſonſt knieen ſie da draußen vor dem
Schuber, die armen Sünder, und erforſchen das
Gewiſſen; und heute erforſcht es der Beichtiger
ſelbſt einmal. — Ich habe zurückgeblickt auf mein
ganzes Leben. Wie iſt es ſo bewegt, wie bin ich
arm und einſam geweſen! Meinen Vater habe ich
verlaſſen, wie er mich ja nicht gehalten hat; mein
Erzieher iſt von mir gezogen worden, als er mich
in die Wirren der Welt geſchoben hat; in dem
Teiche iſt ein flammendes Herz verloſchen. Da habe
ich keinen Freund mehr auf der weiten, weiten
Erden. Wie ein Spielzeug bin ich geworfen worden
über Land und Waſſer. Was iſt gemeint geweſen
mit meinen hohlen Thaten? Was iſt erſtrebt wor-
den? Habe ich wohl gethan? Ich bin Prieſter;
habe ich Gott verehrt mit meinem Herzen? — Ich
bin Vermittler; habe ich Gott verſöhnt mit den
Menſchen, und dieſe mit ſich ſelbſt? — Wenn ich
dereinſt vor Gottes Richterſtuhl ſtehe, wenn die
Wagſchale ſinkt mit meiner Uebelthat; iſt eine

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[285/0295] nach meinem treuloſen Herzen. Aber es bleibt ruhig und ſtill, nur daß zuweilen auf dem Thurme die Uhr ihre Viertheile ſchlägt — und am hohen Fen- ſter, durch das nun der Mond hereinſcheint, zuweilen eine Fledermaus vorbeihuſcht. Ich lehne mich an die Rückwand und ſchließe die Augen; der Schlaf kommt nicht . . . . Gedanken ſind gekommen. Ja, ſonſt knieen ſie da draußen vor dem Schuber, die armen Sünder, und erforſchen das Gewiſſen; und heute erforſcht es der Beichtiger ſelbſt einmal. — Ich habe zurückgeblickt auf mein ganzes Leben. Wie iſt es ſo bewegt, wie bin ich arm und einſam geweſen! Meinen Vater habe ich verlaſſen, wie er mich ja nicht gehalten hat; mein Erzieher iſt von mir gezogen worden, als er mich in die Wirren der Welt geſchoben hat; in dem Teiche iſt ein flammendes Herz verloſchen. Da habe ich keinen Freund mehr auf der weiten, weiten Erden. Wie ein Spielzeug bin ich geworfen worden über Land und Waſſer. Was iſt gemeint geweſen mit meinen hohlen Thaten? Was iſt erſtrebt wor- den? Habe ich wohl gethan? Ich bin Prieſter; habe ich Gott verehrt mit meinem Herzen? — Ich bin Vermittler; habe ich Gott verſöhnt mit den Menſchen, und dieſe mit ſich ſelbſt? — Wenn ich dereinſt vor Gottes Richterſtuhl ſtehe, wenn die Wagſchale ſinkt mit meiner Uebelthat; iſt eine

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/295>, abgerufen am 23.11.2024.