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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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war, als hörte ich das Athemholen der Nacht. --
Ich war im Einschlummern; da erhob sich plötzlich
ganz nahe über mir ein lebhaftes Schallen, und
eilfmal hintereinander laut und lustig klang der
Wachtelschlag. Ganz täuschend ähnlich waren die
Laute dem lieblichen Rufe des Vogels im Korn-
felde. Die alte Uhr war's gewesen, die mir so
seltsam die eilfte Stunde verkündet hatte.

Und der süße Wachtelschlag hatte mein Sinnen
und Träumen entführt hinaus auf das lichte son-
nige Kornfeld zu den wiegenden Halmen, zu den
blauleuchtenden Blumenaugen, zu den gaukelnden
Schmetterlingen -- und so war ich eingeschlafen an
demselben Abende, im geheimnißvollen Schulhause
zu Winkelsteg.



Wie mich der Wachtelschlag eingelullt hatte,
so weckte mich der Wachtelschlag wieder auf. Es
war des Morgens zur sechsten Stunde.

Im Stübchen athmete noch die milde Wärme
des Ofens; an den Wänden und auf der Decke
lag es wie Mondlicht. Und es mußte die Sonne
schon am Himmel stehen; es war im Juli. Ich
erhob mich und zog einen der blauen Fenstervor-
hänge zurück. Die großen Scheiben waren grau
angelaufen; nur hie und da löste sich eine Tropfen-
perle und rollte hin und herzuckend nieder durch

war, als hörte ich das Athemholen der Nacht. —
Ich war im Einſchlummern; da erhob ſich plötzlich
ganz nahe über mir ein lebhaftes Schallen, und
eilfmal hintereinander laut und luſtig klang der
Wachtelſchlag. Ganz täuſchend ähnlich waren die
Laute dem lieblichen Rufe des Vogels im Korn-
felde. Die alte Uhr war’s geweſen, die mir ſo
ſeltſam die eilfte Stunde verkündet hatte.

Und der ſüße Wachtelſchlag hatte mein Sinnen
und Träumen entführt hinaus auf das lichte ſon-
nige Kornfeld zu den wiegenden Halmen, zu den
blauleuchtenden Blumenaugen, zu den gaukelnden
Schmetterlingen — und ſo war ich eingeſchlafen an
demſelben Abende, im geheimnißvollen Schulhauſe
zu Winkelſteg.



Wie mich der Wachtelſchlag eingelullt hatte,
ſo weckte mich der Wachtelſchlag wieder auf. Es
war des Morgens zur ſechsten Stunde.

Im Stübchen athmete noch die milde Wärme
des Ofens; an den Wänden und auf der Decke
lag es wie Mondlicht. Und es mußte die Sonne
ſchon am Himmel ſtehen; es war im Juli. Ich
erhob mich und zog einen der blauen Fenſtervor-
hänge zurück. Die großen Scheiben waren grau
angelaufen; nur hie und da löſte ſich eine Tropfen-
perle und rollte hin und herzuckend nieder durch

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[21/0031] war, als hörte ich das Athemholen der Nacht. — Ich war im Einſchlummern; da erhob ſich plötzlich ganz nahe über mir ein lebhaftes Schallen, und eilfmal hintereinander laut und luſtig klang der Wachtelſchlag. Ganz täuſchend ähnlich waren die Laute dem lieblichen Rufe des Vogels im Korn- felde. Die alte Uhr war’s geweſen, die mir ſo ſeltſam die eilfte Stunde verkündet hatte. Und der ſüße Wachtelſchlag hatte mein Sinnen und Träumen entführt hinaus auf das lichte ſon- nige Kornfeld zu den wiegenden Halmen, zu den blauleuchtenden Blumenaugen, zu den gaukelnden Schmetterlingen — und ſo war ich eingeſchlafen an demſelben Abende, im geheimnißvollen Schulhauſe zu Winkelſteg. Wie mich der Wachtelſchlag eingelullt hatte, ſo weckte mich der Wachtelſchlag wieder auf. Es war des Morgens zur ſechsten Stunde. Im Stübchen athmete noch die milde Wärme des Ofens; an den Wänden und auf der Decke lag es wie Mondlicht. Und es mußte die Sonne ſchon am Himmel ſtehen; es war im Juli. Ich erhob mich und zog einen der blauen Fenſtervor- hänge zurück. Die großen Scheiben waren grau angelaufen; nur hie und da löſte ſich eine Tropfen- perle und rollte hin und herzuckend nieder durch

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/31>, abgerufen am 23.11.2024.