zahlen versehen waren. Ich versuchte die Blätter zu ordnen und warf zuweilen einen Blick auf deren Inhalt. Es waren tagebuchartige Aufzeichnungen, die sich auf Winkelsteg bezogen. Die Schriften waren aber so voll von eigenartigen Ausdrücken und regellos geformten Sätzen, daß eine Art Uebersetzung nöthig schien, um sie der Verständlich- keit zuzuführen.
Die Mühe däuchte mir nicht abschreckend, denn ich hoffte hier Urkunden des so entlegenen Alpendörfchens und vielleicht gar aus dem Leben des verschwundenen Schulmeisters zu finden. Indem ich emsig weiter ordnete, und mit dieser Arbeit schon völlig zur Rüste kam, entdeckte ich plötzlich ein dickes graues Blatt, auf welchem mit gro- ßen rothen Buchstaben geschrieben stand: "Die Schriften des Waldschulmeisters."
So hatte ich nun gewissermaßen ein Buch zusammengestellt; und das Blatt mit den rothen Lettern legte ich auf Geradewohl oben an, als des Buches Ueberschrift.
Mittlerweile hatte meine Wachtel die achte Stunde verkündet, und auf dem Kirchthurme läu- teten zwei helle Glöcklein zur Messe. Der Pfarrer, ein schlanker Mann mit blassem Angesichte, schritt von seinem Hause die kleine Steintreppe heran zur Kirche. Einige Männer und Weiber zogen ihm
zahlen verſehen waren. Ich verſuchte die Blätter zu ordnen und warf zuweilen einen Blick auf deren Inhalt. Es waren tagebuchartige Aufzeichnungen, die ſich auf Winkelſteg bezogen. Die Schriften waren aber ſo voll von eigenartigen Ausdrücken und regellos geformten Sätzen, daß eine Art Ueberſetzung nöthig ſchien, um ſie der Verſtändlich- keit zuzuführen.
Die Mühe däuchte mir nicht abſchreckend, denn ich hoffte hier Urkunden des ſo entlegenen Alpendörfchens und vielleicht gar aus dem Leben des verſchwundenen Schulmeiſters zu finden. Indem ich emſig weiter ordnete, und mit dieſer Arbeit ſchon völlig zur Rüſte kam, entdeckte ich plötzlich ein dickes graues Blatt, auf welchem mit gro- ßen rothen Buchſtaben geſchrieben ſtand: „Die Schriften des Waldſchulmeiſters.“
So hatte ich nun gewiſſermaßen ein Buch zuſammengeſtellt; und das Blatt mit den rothen Lettern legte ich auf Geradewohl oben an, als des Buches Ueberſchrift.
Mittlerweile hatte meine Wachtel die achte Stunde verkündet, und auf dem Kirchthurme läu- teten zwei helle Glöcklein zur Meſſe. Der Pfarrer, ein ſchlanker Mann mit blaſſem Angeſichte, ſchritt von ſeinem Hauſe die kleine Steintreppe heran zur Kirche. Einige Männer und Weiber zogen ihm
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zahlen verſehen waren. Ich verſuchte die Blätter
zu ordnen und warf zuweilen einen Blick auf deren
Inhalt. Es waren tagebuchartige Aufzeichnungen,
die ſich auf Winkelſteg bezogen. Die Schriften
waren aber ſo voll von eigenartigen Ausdrücken
und regellos geformten Sätzen, daß eine Art
Ueberſetzung nöthig ſchien, um ſie der Verſtändlich-
keit zuzuführen.
Die Mühe däuchte mir nicht abſchreckend,
denn ich hoffte hier Urkunden des ſo entlegenen
Alpendörfchens und vielleicht gar aus dem Leben
des verſchwundenen Schulmeiſters zu finden. Indem
ich emſig weiter ordnete, und mit dieſer Arbeit
ſchon völlig zur Rüſte kam, entdeckte ich plötzlich
ein dickes graues Blatt, auf welchem mit gro-
ßen rothen Buchſtaben geſchrieben ſtand: „Die
Schriften des Waldſchulmeiſters.“
So hatte ich nun gewiſſermaßen ein Buch
zuſammengeſtellt; und das Blatt mit den rothen
Lettern legte ich auf Geradewohl oben an, als des
Buches Ueberſchrift.
Mittlerweile hatte meine Wachtel die achte
Stunde verkündet, und auf dem Kirchthurme läu-
teten zwei helle Glöcklein zur Meſſe. Der Pfarrer,
ein ſchlanker Mann mit blaſſem Angeſichte, ſchritt
von ſeinem Hauſe die kleine Steintreppe heran zur
Kirche. Einige Männer und Weiber zogen ihm
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/33>, abgerufen am 03.12.2024.
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