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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Endlich verläßt der Mann das Haus, um sein
Kind zu suchen. Stundenlang irrt und ruft er in
der sturmbewegten Wildniß; der Wind bläst ihm
Augen und Mund voll Schnee; seine ganze Kraft
muß er anstrengen, um wieder zurück zur Hütte
gelangen zu können.

Und nun vergehen zwei Tage; der Schneefall
hält an, die Hütte des Berthold wird fast ver-
schneit. Sie trösten sich überlaut, die Lili werde
wol bei dem Klausner sein. Diese Hoffnung wird
zu nichte am dritten Tag, als der Berthold nach
einem stundenlangen Ringen im verschneiten Ge-
lände die Klause vermag zu erreichen.

Lili sei vor drei Tagen wol bei dem Klausner
gewesen, und habe sich dann bei Zeiten mit dem
Milchtopf auf den Heimweg gemacht.

"So liegt meine Waldlilie im Schnee be-
graben," murmelt der Berthold tonlos. Dann geht
er zu anderen Holzern und bittet, wie diesen Mann
kein Mensch noch so hat bitten gesehen, daß man
komme und ihm das todte Kind suchen helfe.

Am Abende desselben Tages haben sie die
Waldlilie gefunden.

Abseits in einer Waldschlucht, im finsteren,
wildverflochtenen Dickichte junger Fichten und Ge-
zirme, durch das keine Schneeflocke vermag zu
dringen, und über dem die Schneelasten sich wölben

Endlich verläßt der Mann das Haus, um ſein
Kind zu ſuchen. Stundenlang irrt und ruft er in
der ſturmbewegten Wildniß; der Wind bläſt ihm
Augen und Mund voll Schnee; ſeine ganze Kraft
muß er anſtrengen, um wieder zurück zur Hütte
gelangen zu können.

Und nun vergehen zwei Tage; der Schneefall
hält an, die Hütte des Berthold wird faſt ver-
ſchneit. Sie tröſten ſich überlaut, die Lili werde
wol bei dem Klauſner ſein. Dieſe Hoffnung wird
zu nichte am dritten Tag, als der Berthold nach
einem ſtundenlangen Ringen im verſchneiten Ge-
lände die Klauſe vermag zu erreichen.

Lili ſei vor drei Tagen wol bei dem Klauſner
geweſen, und habe ſich dann bei Zeiten mit dem
Milchtopf auf den Heimweg gemacht.

„So liegt meine Waldlilie im Schnee be-
graben,“ murmelt der Berthold tonlos. Dann geht
er zu anderen Holzern und bittet, wie dieſen Mann
kein Menſch noch ſo hat bitten geſehen, daß man
komme und ihm das todte Kind ſuchen helfe.

Am Abende desſelben Tages haben ſie die
Waldlilie gefunden.

Abſeits in einer Waldſchlucht, im finſteren,
wildverflochtenen Dickichte junger Fichten und Ge-
zirme, durch das keine Schneeflocke vermag zu
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[330/0340] Endlich verläßt der Mann das Haus, um ſein Kind zu ſuchen. Stundenlang irrt und ruft er in der ſturmbewegten Wildniß; der Wind bläſt ihm Augen und Mund voll Schnee; ſeine ganze Kraft muß er anſtrengen, um wieder zurück zur Hütte gelangen zu können. Und nun vergehen zwei Tage; der Schneefall hält an, die Hütte des Berthold wird faſt ver- ſchneit. Sie tröſten ſich überlaut, die Lili werde wol bei dem Klauſner ſein. Dieſe Hoffnung wird zu nichte am dritten Tag, als der Berthold nach einem ſtundenlangen Ringen im verſchneiten Ge- lände die Klauſe vermag zu erreichen. Lili ſei vor drei Tagen wol bei dem Klauſner geweſen, und habe ſich dann bei Zeiten mit dem Milchtopf auf den Heimweg gemacht. „So liegt meine Waldlilie im Schnee be- graben,“ murmelt der Berthold tonlos. Dann geht er zu anderen Holzern und bittet, wie dieſen Mann kein Menſch noch ſo hat bitten geſehen, daß man komme und ihm das todte Kind ſuchen helfe. Am Abende desſelben Tages haben ſie die Waldlilie gefunden. Abſeits in einer Waldſchlucht, im finſteren, wildverflochtenen Dickichte junger Fichten und Ge- zirme, durch das keine Schneeflocke vermag zu dringen, und über dem die Schneelaſten ſich wölben

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/340>, abgerufen am 24.11.2024.