Das geht toll zu. Das ganze Graßsteigerhaus wollen sie umkehren; über den Kirchplatz johlen sie hin und treiben Unfug.
Im Pfarrhofe liegt ein Bauernknecht, dem haben sie den Kinnbacken zerschmettert.
Faschingsonntag ist da. An die Seuche wird nicht gedacht. In das Wirthshaus kommen sie zu- sammen und trinken Branntwein; sie sind heiter und lachen und necken sich. Es röthen sich die Ge- sichter, da will Jeder sticheln und spotten, aber Keiner mehr geneckt sein. Eines krummen Wortes, eines schellen Blickes, oder auch eines Mägdleins wegen -- entsteht ein Streit. Es setzt Backenstreiche mit flacher Hand -- das ist zu wenig; sie schlagen mit den Fäusten drein -- ist auch zu wenig; sie brechen Stuhlfüße, schwingen sie mit beiden Armen wüthend, lassen sie niedersausen auf die Köpfe. Das ist genug. Streckt sich Einer auf dem Boden. Die Unterhaltung ist aus.
"Seid gescheit, Leutchen," hab ich beim Graß- steiger unten einmal gesagt, "wollt ihr an den Ruhetagen so wüst sein, so weicht der Segen von euerer Arbeit, und es kommt noch eine böse Zeit über Winkelsteg."
Zur Faſchingszeit 1832.
Das geht toll zu. Das ganze Graßſteigerhaus wollen ſie umkehren; über den Kirchplatz johlen ſie hin und treiben Unfug.
Im Pfarrhofe liegt ein Bauernknecht, dem haben ſie den Kinnbacken zerſchmettert.
Faſchingſonntag iſt da. An die Seuche wird nicht gedacht. In das Wirthshaus kommen ſie zu- ſammen und trinken Branntwein; ſie ſind heiter und lachen und necken ſich. Es röthen ſich die Ge- ſichter, da will Jeder ſticheln und ſpotten, aber Keiner mehr geneckt ſein. Eines krummen Wortes, eines ſchellen Blickes, oder auch eines Mägdleins wegen — entſteht ein Streit. Es ſetzt Backenſtreiche mit flacher Hand — das iſt zu wenig; ſie ſchlagen mit den Fäuſten drein — iſt auch zu wenig; ſie brechen Stuhlfüße, ſchwingen ſie mit beiden Armen wüthend, laſſen ſie niederſauſen auf die Köpfe. Das iſt genug. Streckt ſich Einer auf dem Boden. Die Unterhaltung iſt aus.
„Seid geſcheit, Leutchen,“ hab ich beim Graß- ſteiger unten einmal geſagt, „wollt ihr an den Ruhetagen ſo wüſt ſein, ſo weicht der Segen von euerer Arbeit, und es kommt noch eine böſe Zeit über Winkelſteg.“
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Zur Faſchingszeit 1832.
Das geht toll zu. Das ganze Graßſteigerhaus
wollen ſie umkehren; über den Kirchplatz johlen ſie
hin und treiben Unfug.
Im Pfarrhofe liegt ein Bauernknecht, dem
haben ſie den Kinnbacken zerſchmettert.
Faſchingſonntag iſt da. An die Seuche wird
nicht gedacht. In das Wirthshaus kommen ſie zu-
ſammen und trinken Branntwein; ſie ſind heiter
und lachen und necken ſich. Es röthen ſich die Ge-
ſichter, da will Jeder ſticheln und ſpotten, aber
Keiner mehr geneckt ſein. Eines krummen Wortes,
eines ſchellen Blickes, oder auch eines Mägdleins
wegen — entſteht ein Streit. Es ſetzt Backenſtreiche
mit flacher Hand — das iſt zu wenig; ſie ſchlagen
mit den Fäuſten drein — iſt auch zu wenig; ſie
brechen Stuhlfüße, ſchwingen ſie mit beiden Armen
wüthend, laſſen ſie niederſauſen auf die Köpfe.
Das iſt genug. Streckt ſich Einer auf dem Boden.
Die Unterhaltung iſt aus.
„Seid geſcheit, Leutchen,“ hab ich beim Graß-
ſteiger unten einmal geſagt, „wollt ihr an den
Ruhetagen ſo wüſt ſein, ſo weicht der Segen von
euerer Arbeit, und es kommt noch eine böſe Zeit
über Winkelſteg.“
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/375>, abgerufen am 21.11.2024.
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