sich jählings der Wald und jeder Baum am Rande streckt seine Arme aus -- weist lautlos vor Ehr- furcht ein wunderbares Bild.
Ein stiller See liegt da, weit hingedehnt, blau, grün, schwarz -- wer kennt die Farbe? An den Ufern der Morgenseite erhebt sich über graues Gestein der hohe, dunkle Bergwald, mild umschleiert von den Lichtfäden der Sonne. An dem gegenüber- liegenden Strande baut sich eine ungeheuere Fels- wand, hinter der sich Höhen und Höhen, Hänge und Hänge schichten, bis hinan zu den höchsten Riffen und Zinnen und Zacken am Saume des blauen Himmels. Mannigfaltig und herrlich über alle Beschreibung zieht sich das Hochgebirge hin in einem ungeheueren Halbrund. Hier unten noch Lehnen, Rasen und sammtgrüne Filze der Wachholdersträuche. Dann die milchweißen Fäden der niederstürzenden Wasserfälle, deren Tosen von keinem Ohre ver- nommen in den Räumen der Lüfte verhallt. Dann die Geröllfelder, die Schuttriesen, jedes Steinchen klar gezeichnet in der reinen Luft; dann Klüfte mit Schatten, mit Schründen, mit Schnee; dann ver- witterte Felsgestalten, wüst und hochragend, dämonen- haft in ihrer Ungeheuerlichkeit und ewigen Ruhe.
Ein Steinadler schwingt sich im Blau, jetzt wie ein schwarzer Punkt, jetzt wie ein silbernes Blättchen umkreist er eine Felsenspitze. Und in den
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ſich jählings der Wald und jeder Baum am Rande ſtreckt ſeine Arme aus — weiſt lautlos vor Ehr- furcht ein wunderbares Bild.
Ein ſtiller See liegt da, weit hingedehnt, blau, grün, ſchwarz — wer kennt die Farbe? An den Ufern der Morgenſeite erhebt ſich über graues Geſtein der hohe, dunkle Bergwald, mild umſchleiert von den Lichtfäden der Sonne. An dem gegenüber- liegenden Strande baut ſich eine ungeheuere Fels- wand, hinter der ſich Höhen und Höhen, Hänge und Hänge ſchichten, bis hinan zu den höchſten Riffen und Zinnen und Zacken am Saume des blauen Himmels. Mannigfaltig und herrlich über alle Beſchreibung zieht ſich das Hochgebirge hin in einem ungeheueren Halbrund. Hier unten noch Lehnen, Raſen und ſammtgrüne Filze der Wachholderſträuche. Dann die milchweißen Fäden der niederſtürzenden Waſſerfälle, deren Toſen von keinem Ohre ver- nommen in den Räumen der Lüfte verhallt. Dann die Geröllfelder, die Schuttrieſen, jedes Steinchen klar gezeichnet in der reinen Luft; dann Klüfte mit Schatten, mit Schründen, mit Schnee; dann ver- witterte Felsgeſtalten, wüſt und hochragend, dämonen- haft in ihrer Ungeheuerlichkeit und ewigen Ruhe.
Ein Steinadler ſchwingt ſich im Blau, jetzt wie ein ſchwarzer Punkt, jetzt wie ein ſilbernes Blättchen umkreiſt er eine Felſenſpitze. Und in den
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ſich jählings der Wald und jeder Baum am Rande
ſtreckt ſeine Arme aus — weiſt lautlos vor Ehr-
furcht ein wunderbares Bild.
Ein ſtiller See liegt da, weit hingedehnt,
blau, grün, ſchwarz — wer kennt die Farbe? An
den Ufern der Morgenſeite erhebt ſich über graues
Geſtein der hohe, dunkle Bergwald, mild umſchleiert
von den Lichtfäden der Sonne. An dem gegenüber-
liegenden Strande baut ſich eine ungeheuere Fels-
wand, hinter der ſich Höhen und Höhen, Hänge
und Hänge ſchichten, bis hinan zu den höchſten
Riffen und Zinnen und Zacken am Saume des
blauen Himmels. Mannigfaltig und herrlich über alle
Beſchreibung zieht ſich das Hochgebirge hin in einem
ungeheueren Halbrund. Hier unten noch Lehnen,
Raſen und ſammtgrüne Filze der Wachholderſträuche.
Dann die milchweißen Fäden der niederſtürzenden
Waſſerfälle, deren Toſen von keinem Ohre ver-
nommen in den Räumen der Lüfte verhallt. Dann
die Geröllfelder, die Schuttrieſen, jedes Steinchen
klar gezeichnet in der reinen Luft; dann Klüfte mit
Schatten, mit Schründen, mit Schnee; dann ver-
witterte Felsgeſtalten, wüſt und hochragend, dämonen-
haft in ihrer Ungeheuerlichkeit und ewigen Ruhe.
Ein Steinadler ſchwingt ſich im Blau, jetzt
wie ein ſchwarzer Punkt, jetzt wie ein ſilbernes
Blättchen umkreiſt er eine Felſenſpitze. Und in den
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/413>, abgerufen am 21.11.2024.
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