Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber ihre Augen sind seither schlechter geworden;
Jeder sieht mich nicht, wenn ich des Weges an ihm
vorüberkomme.



In diesem Sommer bin ich wieder auf dem
Berg gewesen. Hab schon gemeint, ich sehe es gegen
Mittag hin. Ist aber nur ein Nebelstreifen gelegen.

Ich habe mir bei dieser Bergfahrt, ich weiß
nicht, durch das grelle Licht der Wetten, oder durch
einen scharfen Wärmewechsel, wieder das böse
Augenleiden zugezogen, das viele Wochen gewährt
und mich an meinem Berufe gehindert hat.



Ich denke, dem stummen Reiter Peter sollte
man ein wenig Musik lehren. Er muß doch was
haben, um sein Herz auszulegen.

Es ist unglaublich, wie das weh thut, wenn
man Alles in sich verschließen muß.



1853.

Der Peter hat Schick; er spielt schon auf der
Zither und auf der Geige. Später muß er mir an
die Orgel. Die Winkelsteger werden auch in Zukunft
noch ihr Meßlied haben wollen. Ich werde nicht
immer sein.



Aber ihre Augen ſind ſeither ſchlechter geworden;
Jeder ſieht mich nicht, wenn ich des Weges an ihm
vorüberkomme.



In dieſem Sommer bin ich wieder auf dem
Berg geweſen. Hab ſchon gemeint, ich ſehe es gegen
Mittag hin. Iſt aber nur ein Nebelſtreifen gelegen.

Ich habe mir bei dieſer Bergfahrt, ich weiß
nicht, durch das grelle Licht der Wetten, oder durch
einen ſcharfen Wärmewechſel, wieder das böſe
Augenleiden zugezogen, das viele Wochen gewährt
und mich an meinem Berufe gehindert hat.



Ich denke, dem ſtummen Reiter Peter ſollte
man ein wenig Muſik lehren. Er muß doch was
haben, um ſein Herz auszulegen.

Es iſt unglaublich, wie das weh thut, wenn
man Alles in ſich verſchließen muß.



1853.

Der Peter hat Schick; er ſpielt ſchon auf der
Zither und auf der Geige. Später muß er mir an
die Orgel. Die Winkelſteger werden auch in Zukunft
noch ihr Meßlied haben wollen. Ich werde nicht
immer ſein.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0434" n="424"/>
Aber ihre Augen &#x017F;ind &#x017F;either &#x017F;chlechter geworden;<lb/>
Jeder &#x017F;ieht mich nicht, wenn ich des Weges an ihm<lb/>
vorüberkomme.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>In die&#x017F;em Sommer bin ich wieder auf dem<lb/>
Berg gewe&#x017F;en. Hab &#x017F;chon gemeint, ich &#x017F;ehe es gegen<lb/>
Mittag hin. I&#x017F;t aber nur ein Nebel&#x017F;treifen gelegen.</p><lb/>
          <p>Ich habe mir bei die&#x017F;er Bergfahrt, ich weiß<lb/>
nicht, durch das grelle Licht der Wetten, oder durch<lb/>
einen &#x017F;charfen Wärmewech&#x017F;el, wieder das bö&#x017F;e<lb/>
Augenleiden zugezogen, das viele Wochen gewährt<lb/>
und mich an meinem Berufe gehindert hat.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Ich denke, dem &#x017F;tummen Reiter Peter &#x017F;ollte<lb/>
man ein wenig Mu&#x017F;ik lehren. Er muß doch was<lb/>
haben, um &#x017F;ein Herz auszulegen.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t unglaublich, wie das weh thut, wenn<lb/>
man Alles in &#x017F;ich ver&#x017F;chließen muß.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>
            <date> <hi rendition="#et">1853.</hi> </date>
          </p><lb/>
          <p>Der Peter hat Schick; er &#x017F;pielt &#x017F;chon auf der<lb/>
Zither und auf der Geige. Später muß er mir an<lb/>
die Orgel. Die Winkel&#x017F;teger werden auch in Zukunft<lb/>
noch ihr Meßlied haben wollen. Ich werde nicht<lb/>
immer &#x017F;ein.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0434] Aber ihre Augen ſind ſeither ſchlechter geworden; Jeder ſieht mich nicht, wenn ich des Weges an ihm vorüberkomme. In dieſem Sommer bin ich wieder auf dem Berg geweſen. Hab ſchon gemeint, ich ſehe es gegen Mittag hin. Iſt aber nur ein Nebelſtreifen gelegen. Ich habe mir bei dieſer Bergfahrt, ich weiß nicht, durch das grelle Licht der Wetten, oder durch einen ſcharfen Wärmewechſel, wieder das böſe Augenleiden zugezogen, das viele Wochen gewährt und mich an meinem Berufe gehindert hat. Ich denke, dem ſtummen Reiter Peter ſollte man ein wenig Muſik lehren. Er muß doch was haben, um ſein Herz auszulegen. Es iſt unglaublich, wie das weh thut, wenn man Alles in ſich verſchließen muß. 1853. Der Peter hat Schick; er ſpielt ſchon auf der Zither und auf der Geige. Später muß er mir an die Orgel. Die Winkelſteger werden auch in Zukunft noch ihr Meßlied haben wollen. Ich werde nicht immer ſein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/434
Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/434>, abgerufen am 21.11.2024.