ihrer Kleinheit auch in ihren besondern Verhältnissen zierlich und bunt sich darstellen. Wie niedlich sind Alexanderpapa¬ geien, Canarienvögel, Goldfischchen, Bologneserhündchen, Affenpinscher, Sagoins u. s. w., weil diese Thierchen man¬ nigfach gegliedert und in ihren Details zierlich sind. -- Als der positive Gegensatz des dynamisch Erhabenen ist das Ge¬ fällige das Spielende Das Erhabene als Macht äußert seine Unendlichkeit im Schaffen und Zerstören des Großen und man kann nicht mit Unrecht sagen, daß es in der abso¬ luten Freiheit seines Thuns mit seiner Macht gleichsam spiele, wie ja Theologen und Dichter die Weltschöpfung selber als ein Spiel der göttlichen Liebe bezeichnet haben. Das Erhabene an sich ist ernst und der Ausdruck Spiel soll bei ihm nur die absolute Leichtigkeit der göttlichen Production charakteri¬ siren. Zum Spiel als bloßem Spiel gehört eine Bewegung, welcher der Ernst des Zweckes fehlt, wie der Wind mit den Wolken, Wellen und Blumen spielt. Die Unruhe der Ver¬ änderung geht im Spiel von Form zu Form lediglich des Wechsels wegen über. Es ist eine nur accidentelle Bewegung, die an der Substanz nichts ändert; es gewährt den süßen, halbträumerischen Genuß der Oberfläche des Daseins, während dies in seinen Grundvesten sich gleich bleibt. Der Proceß des Spiels muß daher die Gefahr von sich ausschließen; ein Sturm, welcher die Riesenbäume eines Waldes krümmt und zerbricht, spielt nur gleichsam mit ihnen in furchtbarem Ernst, während ein lauer West kosend die Blumen wirklich umspielt; Wogen des tobenden Meers, welche die Schiffe zu den Wolken emporheben, um sie sofort wieder in den klaffenden Abgrund zu stürzen, spielen nur gleichsam mit ihnen, während die sanft an den Strand klatschende Welle mit dem Ufersande wirklich spielt. Alles Spiel, welches als zweck- und gefahr¬
ihrer Kleinheit auch in ihren beſondern Verhältniſſen zierlich und bunt ſich darſtellen. Wie niedlich ſind Alexanderpapa¬ geien, Canarienvögel, Goldfiſchchen, Bologneſerhündchen, Affenpinſcher, Sagoins u. ſ. w., weil dieſe Thierchen man¬ nigfach gegliedert und in ihren Details zierlich ſind. — Als der poſitive Gegenſatz des dynamiſch Erhabenen iſt das Ge¬ fällige das Spielende Das Erhabene als Macht äußert ſeine Unendlichkeit im Schaffen und Zerſtören des Großen und man kann nicht mit Unrecht ſagen, daß es in der abſo¬ luten Freiheit ſeines Thuns mit ſeiner Macht gleichſam ſpiele, wie ja Theologen und Dichter die Weltſchöpfung ſelber als ein Spiel der göttlichen Liebe bezeichnet haben. Das Erhabene an ſich iſt ernſt und der Ausdruck Spiel ſoll bei ihm nur die abſolute Leichtigkeit der göttlichen Production charakteri¬ ſiren. Zum Spiel als bloßem Spiel gehört eine Bewegung, welcher der Ernſt des Zweckes fehlt, wie der Wind mit den Wolken, Wellen und Blumen ſpielt. Die Unruhe der Ver¬ änderung geht im Spiel von Form zu Form lediglich des Wechſels wegen über. Es iſt eine nur accidentelle Bewegung, die an der Subſtanz nichts ändert; es gewährt den ſüßen, halbträumeriſchen Genuß der Oberfläche des Daſeins, während dies in ſeinen Grundveſten ſich gleich bleibt. Der Proceß des Spiels muß daher die Gefahr von ſich ausſchließen; ein Sturm, welcher die Rieſenbäume eines Waldes krümmt und zerbricht, ſpielt nur gleichſam mit ihnen in furchtbarem Ernſt, während ein lauer Weſt koſend die Blumen wirklich umſpielt; Wogen des tobenden Meers, welche die Schiffe zu den Wolken emporheben, um ſie ſofort wieder in den klaffenden Abgrund zu ſtürzen, ſpielen nur gleichſam mit ihnen, während die ſanft an den Strand klatſchende Welle mit dem Uferſande wirklich ſpielt. Alles Spiel, welches als zweck- und gefahr¬
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ihrer Kleinheit auch in ihren beſondern Verhältniſſen zierlich
und bunt ſich darſtellen. Wie niedlich ſind Alexanderpapa¬
geien, Canarienvögel, Goldfiſchchen, Bologneſerhündchen,
Affenpinſcher, Sagoins u. ſ. w., weil dieſe Thierchen man¬
nigfach gegliedert und in ihren Details zierlich ſind. — Als
der poſitive Gegenſatz des dynamiſch Erhabenen iſt das Ge¬
fällige das Spielende Das Erhabene als Macht äußert
ſeine Unendlichkeit im Schaffen und Zerſtören des Großen
und man kann nicht mit Unrecht ſagen, daß es in der abſo¬
luten Freiheit ſeines Thuns mit ſeiner Macht gleichſam ſpiele,
wie ja Theologen und Dichter die Weltſchöpfung ſelber als
ein Spiel der göttlichen Liebe bezeichnet haben. Das Erhabene
an ſich iſt ernſt und der Ausdruck Spiel ſoll bei ihm nur
die abſolute Leichtigkeit der göttlichen Production charakteri¬
ſiren. Zum Spiel als bloßem Spiel gehört eine Bewegung,
welcher der Ernſt des Zweckes fehlt, wie der Wind mit den
Wolken, Wellen und Blumen ſpielt. Die Unruhe der Ver¬
änderung geht im Spiel von Form zu Form lediglich des
Wechſels wegen über. Es iſt eine nur accidentelle Bewegung,
die an der Subſtanz nichts ändert; es gewährt den ſüßen,
halbträumeriſchen Genuß der Oberfläche des Daſeins, während
dies in ſeinen Grundveſten ſich gleich bleibt. Der Proceß
des Spiels muß daher die Gefahr von ſich ausſchließen; ein
Sturm, welcher die Rieſenbäume eines Waldes krümmt und
zerbricht, ſpielt nur gleichſam mit ihnen in furchtbarem Ernſt,
während ein lauer Weſt koſend die Blumen wirklich umſpielt;
Wogen des tobenden Meers, welche die Schiffe zu den Wolken
emporheben, um ſie ſofort wieder in den klaffenden Abgrund
zu ſtürzen, ſpielen nur gleichſam mit ihnen, während die
ſanft an den Strand klatſchende Welle mit dem Uferſande
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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