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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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die Abbildung und die Geschichte eines Assinneboinerhäupt¬
lings Wei-dschun-dschoe, der nach Washington im vollen
Schmuck seines prächtigen Nationalcostums gekommen war.
Wie aber kehrte er nach einem längern Aufenthalt in den
Städten der Union zu den Seinen zürück? "Als er auf
dem Verdecke des Dampfbootes erschien, trug er einen Rock
vom feinsten blauen Tuch mit Goldtressen besetzt, auf den
Schultern zwei gewaltige Epauletten, um den Hals eine
glänzend schwarze Binde, und seine Füße waren in ein Paar
wasserdichter Stiefel mit hohen Absätzen gezwängt, wodurch
sein Gang schwankend und unsicher wurde. -- Auf dem
Kopf trug er einen hohen Biberhut mit breiter Silbertresse
und einem zwei Fuß langen rothen Federbusch. Der steife,
gerade Rockkragen reichte ihm bis über die Ohren hinauf
und über den Rücken hing sein langes, mit rother Farbe
geschmücktes Haar in Flechten herab. Um den Hals trug
er eine große silberne Medaille an einem blauen Bande und
an einem breiten über die rechte Schulter gehenden Riemen
hing ein breiter Säbel. Die Hände waren mit ziegenledernen
Handschuhen bekleidet, in der Rechten trug er einen großen
Fächer und in der Linken einen blauen Regenschirm. So
hatte man in Washington den armen Wei-dschun-dschoe
ausstaffirt!" Catlin gibt ein Bild dieser Caricatur. Der
Säbel schleppt dem Helden zwischen den Beinen; er dampft
eine Cigarre und aus jeder der beiden Rocktaschen schauet
der Hals einer Brantweinflasche heraus. Doch die rechte
Carikirung erfolgte erst, als er zu Hause angelangt war,
wo die Seinigen ihn wegen der Berichte, die er von den
Yankee's machte, für einen Lügner hielten. Am Tage nach
seiner Ankunft verfertigte seine Frau sich aus den Schöößen
als einem überflüssigen Theil des Rocks ein Paar Bein¬

die Abbildung und die Geſchichte eines Aſſinneboinerhäupt¬
lings Wei-dſchun-dſchoe, der nach Washington im vollen
Schmuck ſeines prächtigen Nationalcoſtums gekommen war.
Wie aber kehrte er nach einem längern Aufenthalt in den
Städten der Union zu den Seinen zürück? „Als er auf
dem Verdecke des Dampfbootes erſchien, trug er einen Rock
vom feinſten blauen Tuch mit Goldtreſſen beſetzt, auf den
Schultern zwei gewaltige Epauletten, um den Hals eine
glänzend ſchwarze Binde, und ſeine Füße waren in ein Paar
waſſerdichter Stiefel mit hohen Abſätzen gezwängt, wodurch
ſein Gang ſchwankend und unſicher wurde. — Auf dem
Kopf trug er einen hohen Biberhut mit breiter Silbertreſſe
und einem zwei Fuß langen rothen Federbuſch. Der ſteife,
gerade Rockkragen reichte ihm bis über die Ohren hinauf
und über den Rücken hing ſein langes, mit rother Farbe
geſchmücktes Haar in Flechten herab. Um den Hals trug
er eine große ſilberne Medaille an einem blauen Bande und
an einem breiten über die rechte Schulter gehenden Riemen
hing ein breiter Säbel. Die Hände waren mit ziegenledernen
Handſchuhen bekleidet, in der Rechten trug er einen großen
Fächer und in der Linken einen blauen Regenſchirm. So
hatte man in Washington den armen Wei-dſchun-dſchoe
ausſtaffirt!“ Catlin gibt ein Bild dieſer Caricatur. Der
Säbel ſchleppt dem Helden zwiſchen den Beinen; er dampft
eine Cigarre und aus jeder der beiden Rocktaſchen ſchauet
der Hals einer Brantweinflaſche heraus. Doch die rechte
Carikirung erfolgte erſt, als er zu Hauſe angelangt war,
wo die Seinigen ihn wegen der Berichte, die er von den
Yankee's machte, für einen Lügner hielten. Am Tage nach
ſeiner Ankunft verfertigte ſeine Frau ſich aus den Schöößen
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[418/0440] die Abbildung und die Geſchichte eines Aſſinneboinerhäupt¬ lings Wei-dſchun-dſchoe, der nach Washington im vollen Schmuck ſeines prächtigen Nationalcoſtums gekommen war. Wie aber kehrte er nach einem längern Aufenthalt in den Städten der Union zu den Seinen zürück? „Als er auf dem Verdecke des Dampfbootes erſchien, trug er einen Rock vom feinſten blauen Tuch mit Goldtreſſen beſetzt, auf den Schultern zwei gewaltige Epauletten, um den Hals eine glänzend ſchwarze Binde, und ſeine Füße waren in ein Paar waſſerdichter Stiefel mit hohen Abſätzen gezwängt, wodurch ſein Gang ſchwankend und unſicher wurde. — Auf dem Kopf trug er einen hohen Biberhut mit breiter Silbertreſſe und einem zwei Fuß langen rothen Federbuſch. Der ſteife, gerade Rockkragen reichte ihm bis über die Ohren hinauf und über den Rücken hing ſein langes, mit rother Farbe geſchmücktes Haar in Flechten herab. Um den Hals trug er eine große ſilberne Medaille an einem blauen Bande und an einem breiten über die rechte Schulter gehenden Riemen hing ein breiter Säbel. Die Hände waren mit ziegenledernen Handſchuhen bekleidet, in der Rechten trug er einen großen Fächer und in der Linken einen blauen Regenſchirm. So hatte man in Washington den armen Wei-dſchun-dſchoe ausſtaffirt!“ Catlin gibt ein Bild dieſer Caricatur. Der Säbel ſchleppt dem Helden zwiſchen den Beinen; er dampft eine Cigarre und aus jeder der beiden Rocktaſchen ſchauet der Hals einer Brantweinflaſche heraus. Doch die rechte Carikirung erfolgte erſt, als er zu Hauſe angelangt war, wo die Seinigen ihn wegen der Berichte, die er von den Yankee's machte, für einen Lügner hielten. Am Tage nach ſeiner Ankunft verfertigte ſeine Frau ſich aus den Schöößen als einem überflüſſigen Theil des Rocks ein Paar Bein¬

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/440>, abgerufen am 21.11.2024.