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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Esto beata; funus atque imagines
Ducant Trumphales tuum;
Nec sit marita, quae rotundioribus
Onusta baccis ambulet.
Quid? quod libelli Stoici inter Sericos
Jacere pulvillos amant?
Illiterati num minus nervi rigent?
Minusve languet fascinum?
Quod ut superbo provoces ab inguine,
Ore allaborandum est tibi.

Ich gestehe, in dieser scheußlichen Schilderung auch nicht einen
Funken Poesie zu finden.

(73) S. 323. Panofka a. a. O. p. 4., sieht darin eine
Parodie der Jungfräulichkeit, weil der Atalanta der Charakter dersel¬
ben par excellence zugekommen sei. Wegen arma und philotes ist hier
noch zu bemerken, daß sie allerdings auch ganz einfach Begattung,
Beischlaf überhaupt bedeuten. Sie haben aber nach Plutarch die hier
gemeinte Nebenbedeutung, die von Lucretius Carus, de rerum natura,
IV., V. 1259. ff. beschrieben wird:

Et quibus ipsa modis tractetur blanda voluptas,
Id quoque permagni refert: nam more ferarum ,
Quadrupedumque magis ritu , plerumque putantur.
Concipere uxores, quia sic loca sumere possunt,
Pectoribus positis, sublatis semina lumbis.

Worüber Lucretius sich dann weiter in naturphilosophische Er¬
klärungen von seinem Standpunct aus ergeht.

(74) S. 327. Arden v. Feversham, übersetzt in Tiecks
Vorschule Shakespeare's, 1823, Bd. I., S. 113. ff.

(75) S. 329. Die gedankenlose Uebersetzungsmanie der Deut¬
schen in Ansehung Englischer und Französischer Romane und Novellen
ist ein tiefer Krebsschaden unserer Literatur, ja unseres Lebens. Man
vergleiche einmal statistisch, wie viel wir von den Engländern und
Franzosen in diesem Fach übersetzen, mit dem, was sie von uns über¬
setzen. Die elendesten Schmiersale weniger als mittelmäßiger Autoren
werden sofort in's Deutsche übersetzt und, wenn man die Kataloge der
Leihbibliotheken durchmustert, sollte man fast glauben, Paul de Kock,
d'Arlincourt, A. Dumas, Feval, James u. s. w. wären unsere Classi¬
ker. Man frage sich, ob nicht zehn Uebersetzungen erschienen sein wür¬
den, wenn die ausländischen Literaturen Romane, wie Max Waldau
nach der Natur, Auerbachs Neues Leben, Gutzkow's Ritter vom

Esto beata; funus atque imagines
Ducant Trumphales tuum;
Nec sit marita, quae rotundioribus
Onusta baccis ambulet.
Quid? quod libelli Stoici inter Sericos
Jacere pulvillos amant?
Illiterati num minus nervi rigent?
Minusve languet fascinum?
Quod ut superbo provoces ab inguine,
Ore allaborandum est tibi.

Ich geſtehe, in dieſer ſcheußlichen Schilderung auch nicht einen
Funken Poeſie zu finden.

(73) S. 323. Panofka a. a. O. p. 4., ſieht darin eine
Parodie der Jungfräulichkeit, weil der Atalanta der Charakter derſel¬
ben par excellence zugekommen ſei. Wegen ἁϱμα und φιλοτης iſt hier
noch zu bemerken, daß ſie allerdings auch ganz einfach Begattung,
Beiſchlaf überhaupt bedeuten. Sie haben aber nach Plutarch die hier
gemeinte Nebenbedeutung, die von Lucretius Carus, de rerum natura,
IV., V. 1259. ff. beſchrieben wird:

Et quibus ipsa modis tractetur blanda voluptas,
Id quoque permagni refert: nam more ferarum ,
Quadrupedumque magis ritu , plerumque putantur.
Concipere uxores, quia sic loca sumere possunt,
Pectoribus positis, sublatis semina lumbis.

Worüber Lucretius ſich dann weiter in naturphiloſophiſche Er¬
klärungen von ſeinem Standpunct aus ergeht.

(74) S. 327. Arden v. Feversham, überſetzt in Tiecks
Vorſchule Shakeſpeare's, 1823, Bd. I., S. 113. ff.

(75) S. 329. Die gedankenloſe Ueberſetzungsmanie der Deut¬
ſchen in Anſehung Engliſcher und Franzöſiſcher Romane und Novellen
iſt ein tiefer Krebsſchaden unſerer Literatur, ja unſeres Lebens. Man
vergleiche einmal ſtatiſtiſch, wie viel wir von den Engländern und
Franzoſen in dieſem Fach überſetzen, mit dem, was ſie von uns über¬
ſetzen. Die elendeſten Schmierſale weniger als mittelmäßiger Autoren
werden ſofort in's Deutſche überſetzt und, wenn man die Kataloge der
Leihbibliotheken durchmuſtert, ſollte man faſt glauben, Paul de Kock,
d'Arlincourt, A. Dumas, Féval, James u. ſ. w. wären unſere Claſſi¬
ker. Man frage ſich, ob nicht zehn Ueberſetzungen erſchienen ſein wür¬
den, wenn die ausländiſchen Literaturen Romane, wie Max Waldau
nach der Natur, Auerbachs Neues Leben, Gutzkow's Ritter vom

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[457/0479] Esto beata; funus atque imagines Ducant Trumphales tuum; Nec sit marita, quae rotundioribus Onusta baccis ambulet. Quid? quod libelli Stoici inter Sericos Jacere pulvillos amant? Illiterati num minus nervi rigent? Minusve languet fascinum? Quod ut superbo provoces ab inguine, Ore allaborandum est tibi. Ich geſtehe, in dieſer ſcheußlichen Schilderung auch nicht einen Funken Poeſie zu finden. (73) S. 323. Panofka a. a. O. p. 4., ſieht darin eine Parodie der Jungfräulichkeit, weil der Atalanta der Charakter derſel¬ ben par excellence zugekommen ſei. Wegen ἁϱμα und φιλοτης iſt hier noch zu bemerken, daß ſie allerdings auch ganz einfach Begattung, Beiſchlaf überhaupt bedeuten. Sie haben aber nach Plutarch die hier gemeinte Nebenbedeutung, die von Lucretius Carus, de rerum natura, IV., V. 1259. ff. beſchrieben wird: Et quibus ipsa modis tractetur blanda voluptas, Id quoque permagni refert: nam more ferarum , Quadrupedumque magis ritu , plerumque putantur. Concipere uxores, quia sic loca sumere possunt, Pectoribus positis, sublatis semina lumbis. Worüber Lucretius ſich dann weiter in naturphiloſophiſche Er¬ klärungen von ſeinem Standpunct aus ergeht. (74) S. 327. Arden v. Feversham, überſetzt in Tiecks Vorſchule Shakeſpeare's, 1823, Bd. I., S. 113. ff. (75) S. 329. Die gedankenloſe Ueberſetzungsmanie der Deut¬ ſchen in Anſehung Engliſcher und Franzöſiſcher Romane und Novellen iſt ein tiefer Krebsſchaden unſerer Literatur, ja unſeres Lebens. Man vergleiche einmal ſtatiſtiſch, wie viel wir von den Engländern und Franzoſen in dieſem Fach überſetzen, mit dem, was ſie von uns über¬ ſetzen. Die elendeſten Schmierſale weniger als mittelmäßiger Autoren werden ſofort in's Deutſche überſetzt und, wenn man die Kataloge der Leihbibliotheken durchmuſtert, ſollte man faſt glauben, Paul de Kock, d'Arlincourt, A. Dumas, Féval, James u. ſ. w. wären unſere Claſſi¬ ker. Man frage ſich, ob nicht zehn Ueberſetzungen erſchienen ſein wür¬ den, wenn die ausländiſchen Literaturen Romane, wie Max Waldau nach der Natur, Auerbachs Neues Leben, Gutzkow's Ritter vom

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/479>, abgerufen am 21.11.2024.