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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Siebende Betr. Von Jesu Christo
Verderben hat sich auf seine Nachkommen auf alle
Menschen ohne Unterschied fortgepflanzt. Er zog
sich den Tod, als die gedrohete Strafe der Sün-
den zu, und auch seine Nachkommen, ohne Aus-
nahme, sind dem Tode und allen den Strafen un-
terworfen, die Gott auf Sünden gesetzt hat.
Dieß ist die deutliche Lehre Pauli Röm. 5, 12.
Durch einen Menschen, (Adam) ist die Sün-
de in die Welt gekommen, und wegen der
Sünde müßen alle Menschen den Tod, als
die Strafe der Uebertrettung, erdulten.
Daß
wir alle sterben müßen, das wißen wir aus der
Erfahrung; und daß uns dieses Schicksal trift,
weil wir Sünder sind, das sollten wir doch wohl
dem göttlichen Worte glauben. Daß manche die-
se Strafen der Sünden für zu groß halten, das
kommt daher weil sie nicht recht überlegen, was
Sünde ist, und auf sich hat. Wir würden aber ver-
muthlich über uns selber erstaunen, wenn wir die
Unordnungen, die dadurch in dem unermäßlichen
Reiche Gottes angerichtet worden, gleichsam mit
einem Blicke überschauen könnten. Wie groß ist
nicht der Jammer, den Laster und Bosheit nur
auf unserm Erdboden anrichtet? Wie sehr wer-
den dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet, und
die wohlthätigsten Anstalten, Gottes vereitelt? Wis-
sen wir denn, wie weit sich die traurigen Folgen
von diesen schrecklichen Vergehungen erstrecken kön-
nen? Kurz, wir sind unserer natürlichen Beschaf-
fenheit nach keine taugliche Bürger des Himmels,
und wir mögen auf unsere vermeinte natürliche
Gutheit des Herzens noch so stolz seyn, so wird

doch

Siebende Betr. Von Jeſu Chriſto
Verderben hat ſich auf ſeine Nachkommen auf alle
Menſchen ohne Unterſchied fortgepflanzt. Er zog
ſich den Tod, als die gedrohete Strafe der Sün-
den zu, und auch ſeine Nachkommen, ohne Aus-
nahme, ſind dem Tode und allen den Strafen un-
terworfen, die Gott auf Sünden geſetzt hat.
Dieß iſt die deutliche Lehre Pauli Röm. 5, 12.
Durch einen Menſchen, (Adam) iſt die Sün-
de in die Welt gekommen, und wegen der
Sünde müßen alle Menſchen den Tod, als
die Strafe der Uebertrettung, erdulten.
Daß
wir alle ſterben müßen, das wißen wir aus der
Erfahrung; und daß uns dieſes Schickſal trift,
weil wir Sünder ſind, das ſollten wir doch wohl
dem göttlichen Worte glauben. Daß manche die-
ſe Strafen der Sünden für zu groß halten, das
kommt daher weil ſie nicht recht überlegen, was
Sünde iſt, und auf ſich hat. Wir würden aber ver-
muthlich über uns ſelber erſtaunen, wenn wir die
Unordnungen, die dadurch in dem unermäßlichen
Reiche Gottes angerichtet worden, gleichſam mit
einem Blicke überſchauen könnten. Wie groß iſt
nicht der Jammer, den Laſter und Bosheit nur
auf unſerm Erdboden anrichtet? Wie ſehr wer-
den dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet, und
die wohlthätigſten Anſtalten, Gottes vereitelt? Wiſ-
ſen wir denn, wie weit ſich die traurigen Folgen
von dieſen ſchrecklichen Vergehungen erſtrecken kön-
nen? Kurz, wir ſind unſerer natürlichen Beſchaf-
fenheit nach keine taugliche Bürger des Himmels,
und wir mögen auf unſere vermeinte natürliche
Gutheit des Herzens noch ſo ſtolz ſeyn, ſo wird

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[90/0102] Siebende Betr. Von Jeſu Chriſto Verderben hat ſich auf ſeine Nachkommen auf alle Menſchen ohne Unterſchied fortgepflanzt. Er zog ſich den Tod, als die gedrohete Strafe der Sün- den zu, und auch ſeine Nachkommen, ohne Aus- nahme, ſind dem Tode und allen den Strafen un- terworfen, die Gott auf Sünden geſetzt hat. Dieß iſt die deutliche Lehre Pauli Röm. 5, 12. Durch einen Menſchen, (Adam) iſt die Sün- de in die Welt gekommen, und wegen der Sünde müßen alle Menſchen den Tod, als die Strafe der Uebertrettung, erdulten. Daß wir alle ſterben müßen, das wißen wir aus der Erfahrung; und daß uns dieſes Schickſal trift, weil wir Sünder ſind, das ſollten wir doch wohl dem göttlichen Worte glauben. Daß manche die- ſe Strafen der Sünden für zu groß halten, das kommt daher weil ſie nicht recht überlegen, was Sünde iſt, und auf ſich hat. Wir würden aber ver- muthlich über uns ſelber erſtaunen, wenn wir die Unordnungen, die dadurch in dem unermäßlichen Reiche Gottes angerichtet worden, gleichſam mit einem Blicke überſchauen könnten. Wie groß iſt nicht der Jammer, den Laſter und Bosheit nur auf unſerm Erdboden anrichtet? Wie ſehr wer- den dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet, und die wohlthätigſten Anſtalten, Gottes vereitelt? Wiſ- ſen wir denn, wie weit ſich die traurigen Folgen von dieſen ſchrecklichen Vergehungen erſtrecken kön- nen? Kurz, wir ſind unſerer natürlichen Beſchaf- fenheit nach keine taugliche Bürger des Himmels, und wir mögen auf unſere vermeinte natürliche Gutheit des Herzens noch ſo ſtolz ſeyn, ſo wird doch

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/102>, abgerufen am 21.11.2024.