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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Siebende Betr. Von Jesu Christo
seufzen, so können sie zu ihm das veste Vertrauen
haben daß er bereitwillig sey, sich ihrer mirleidig
anzunehmen. Denn da er aus eigner Erfahrung
weiß, wie Leidenden zu Muthe ist, wie sollte er,
der liebreichste Menschenfreund, seine Brüder in
ihrem Elende trostlos versinken laßen? Nein, ver-
laßen kann er sie nie, wenn sie auch äußerlich am
Leibe leiden müßen. Sein trostvolles Evangelium
enthält bewährte Arzneyen für alle Seelenkrankhei-
ten. Die gewiße Erwartung der ihnen bereiteten
großen Herrlichkeit macht ihnen alles Widrige er-
träglich und leicht, und giebt ihnen auch im Tode
selbst deu sichersten Trost. Zuletzt, nach standhaft
erdulteten Leiden, nimmt er sie in seine ewige Freu-
de auf, wo sie für alles das, was sie als Christen
hier in diesem Leben erdnltet haben, unaussprechlich
getröstet werden -- So erfreulich ist die evangeli-
sche Lehre von Jesu dem Versöhner der Menschen.

Und nun mag diese trostvolle, göttliche Wahr-
heit auch noch so vielen Klugen der Welt anstößig
und ungereimt vorkommen, mir soll sie in meinem
ganzen Leben schätzbar, mir soll sie noch im Tode
der beste Trost seyn. Ich weiß, daß ich von Na-
tur ein Sünder bin; ich weiß, daß ich mein Leben
mit Thorheiten und Sünden befleckt habe, die
mich an sich unwürdig machen würden, an den
Freuden Theil zu haben, welche in iener Ewigkeit
für gute und heilige Geschöpfe bereitet sind. Aber
ich weiß auch, daß Christus, der erhabene Sohn
Gottes mir Leben und seelige Unsterblichkeit zuwe-
ge gebracht hat. Ja, ich weiß nunmehr, daß

mir

Siebende Betr. Von Jeſu Chriſto
ſeufzen, ſo können ſie zu ihm das veſte Vertrauen
haben daß er bereitwillig ſey, ſich ihrer mirleidig
anzunehmen. Denn da er aus eigner Erfahrung
weiß, wie Leidenden zu Muthe iſt, wie ſollte er,
der liebreichſte Menſchenfreund, ſeine Brüder in
ihrem Elende troſtlos verſinken laßen? Nein, ver-
laßen kann er ſie nie, wenn ſie auch äußerlich am
Leibe leiden müßen. Sein troſtvolles Evangelium
enthält bewährte Arzneyen für alle Seelenkrankhei-
ten. Die gewiße Erwartung der ihnen bereiteten
großen Herrlichkeit macht ihnen alles Widrige er-
träglich und leicht, und giebt ihnen auch im Tode
ſelbſt deu ſicherſten Troſt. Zuletzt, nach ſtandhaft
erdulteten Leiden, nimmt er ſie in ſeine ewige Freu-
de auf, wo ſie für alles das, was ſie als Chriſten
hier in dieſem Leben erdnltet haben, unausſprechlich
getröſtet werden — So erfreulich iſt die evangeli-
ſche Lehre von Jeſu dem Verſöhner der Menſchen.

Und nun mag dieſe troſtvolle, göttliche Wahr-
heit auch noch ſo vielen Klugen der Welt anſtößig
und ungereimt vorkommen, mir ſoll ſie in meinem
ganzen Leben ſchätzbar, mir ſoll ſie noch im Tode
der beſte Troſt ſeyn. Ich weiß, daß ich von Na-
tur ein Sünder bin; ich weiß, daß ich mein Leben
mit Thorheiten und Sünden befleckt habe, die
mich an ſich unwürdig machen würden, an den
Freuden Theil zu haben, welche in iener Ewigkeit
für gute und heilige Geſchöpfe bereitet ſind. Aber
ich weiß auch, daß Chriſtus, der erhabene Sohn
Gottes mir Leben und ſeelige Unſterblichkeit zuwe-
ge gebracht hat. Ja, ich weiß nunmehr, daß

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[100/0112] Siebende Betr. Von Jeſu Chriſto ſeufzen, ſo können ſie zu ihm das veſte Vertrauen haben daß er bereitwillig ſey, ſich ihrer mirleidig anzunehmen. Denn da er aus eigner Erfahrung weiß, wie Leidenden zu Muthe iſt, wie ſollte er, der liebreichſte Menſchenfreund, ſeine Brüder in ihrem Elende troſtlos verſinken laßen? Nein, ver- laßen kann er ſie nie, wenn ſie auch äußerlich am Leibe leiden müßen. Sein troſtvolles Evangelium enthält bewährte Arzneyen für alle Seelenkrankhei- ten. Die gewiße Erwartung der ihnen bereiteten großen Herrlichkeit macht ihnen alles Widrige er- träglich und leicht, und giebt ihnen auch im Tode ſelbſt deu ſicherſten Troſt. Zuletzt, nach ſtandhaft erdulteten Leiden, nimmt er ſie in ſeine ewige Freu- de auf, wo ſie für alles das, was ſie als Chriſten hier in dieſem Leben erdnltet haben, unausſprechlich getröſtet werden — So erfreulich iſt die evangeli- ſche Lehre von Jeſu dem Verſöhner der Menſchen. Und nun mag dieſe troſtvolle, göttliche Wahr- heit auch noch ſo vielen Klugen der Welt anſtößig und ungereimt vorkommen, mir ſoll ſie in meinem ganzen Leben ſchätzbar, mir ſoll ſie noch im Tode der beſte Troſt ſeyn. Ich weiß, daß ich von Na- tur ein Sünder bin; ich weiß, daß ich mein Leben mit Thorheiten und Sünden befleckt habe, die mich an ſich unwürdig machen würden, an den Freuden Theil zu haben, welche in iener Ewigkeit für gute und heilige Geſchöpfe bereitet ſind. Aber ich weiß auch, daß Chriſtus, der erhabene Sohn Gottes mir Leben und ſeelige Unſterblichkeit zuwe- ge gebracht hat. Ja, ich weiß nunmehr, daß mir

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/112>, abgerufen am 21.11.2024.