Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.Achte Betr. Die hohe Würde oder Stufen der Ehre erhaben ist. Man wirdleicht begreifen, daß Christus hier nicht als der ewige Sohn Gottes und Schöpfer der Welt be- trachtet wird; denn als ein solcher kan er nichts nehmen und empfangen; seine göttliche Herrlich- keit kan weder vermehret noch vermindert werden, und ist auch nie vermehret oder vermindert wor- den. Aber der Mensch Jesus, mit welchen sich die unveränderliche Natur des Sohnes Gottes zu einer Person verbunden hat, dieser konnte hoch und niedrig seyn. So finden wir es auch in der That. Nachdem er alle Mühseeligkeiten des Lebens, Armuth, Verachtung, Schmerzen und Tod ausgestanden, nachdem er durch seinen voll- kommensten Gehorsam bis zum Tod am Kreutze die Strafen unserer Sünden gebüßt, und sich auf das allertiefste erniedriget hatte, so wurde er auch von Gott zu der allerhöchsten Stufe der Ehre erhoben. Und vernehmet es doch, wie erhaben dieieni- eigent-
Achte Betr. Die hohe Würde oder Stufen der Ehre erhaben iſt. Man wirdleicht begreifen, daß Chriſtus hier nicht als der ewige Sohn Gottes und Schöpfer der Welt be- trachtet wird; denn als ein ſolcher kan er nichts nehmen und empfangen; ſeine göttliche Herrlich- keit kan weder vermehret noch vermindert werden, und iſt auch nie vermehret oder vermindert wor- den. Aber der Menſch Jeſus, mit welchen ſich die unveränderliche Natur des Sohnes Gottes zu einer Perſon verbunden hat, dieſer konnte hoch und niedrig ſeyn. So finden wir es auch in der That. Nachdem er alle Mühſeeligkeiten des Lebens, Armuth, Verachtung, Schmerzen und Tod ausgeſtanden, nachdem er durch ſeinen voll- kommenſten Gehorſam bis zum Tod am Kreutze die Strafen unſerer Sünden gebüßt, und ſich auf das allertiefſte erniedriget hatte, ſo wurde er auch von Gott zu der allerhöchſten Stufe der Ehre erhoben. Und vernehmet es doch, wie erhaben dieieni- eigent-
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Achte Betr. Die hohe Würde
oder Stufen der Ehre erhaben iſt. Man wird
leicht begreifen, daß Chriſtus hier nicht als der
ewige Sohn Gottes und Schöpfer der Welt be-
trachtet wird; denn als ein ſolcher kan er nichts
nehmen und empfangen; ſeine göttliche Herrlich-
keit kan weder vermehret noch vermindert werden,
und iſt auch nie vermehret oder vermindert wor-
den. Aber der Menſch Jeſus, mit welchen ſich
die unveränderliche Natur des Sohnes Gottes zu
einer Perſon verbunden hat, dieſer konnte hoch
und niedrig ſeyn. So finden wir es auch in
der That. Nachdem er alle Mühſeeligkeiten des
Lebens, Armuth, Verachtung, Schmerzen und
Tod ausgeſtanden, nachdem er durch ſeinen voll-
kommenſten Gehorſam bis zum Tod am Kreutze die
Strafen unſerer Sünden gebüßt, und ſich auf das
allertiefſte erniedriget hatte, ſo wurde er auch von
Gott zu der allerhöchſten Stufe der Ehre erhoben.
Und vernehmet es doch, wie erhaben dieieni-
ge Würde iſt, die ihm zu Theil wurde. Sie iſt
ſo groß, daß in dem Nahmen Jeſu ſich beugen
ſollen alle derer Knie, die im Himmel und auf
Erden und unter der Erden ſind. Ich ſage es
noch einmahl, der Jeſus von Nazareth, der als
Menſch auf Erden lebte, dultete und ſtarb, mit
welchem aber die Natur des Sohnes Gottes auf
das innigſte vereiniget war, dieſer Menſch Jeſus
iſt es, welchen Gott auf dieſe erhabene Stufe der
Ehre erhoben hat. Hiemit wird keinesweges be-
hauptet, daß mit einem ſterblichen Menſchen eine
ſolche Verwandelung vorgegangen ſey, die man
eigent-
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