Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.Lehrer des menschlichen Geschlechts. da die Abgötterey so mächtig gestürzt wurde, daman allenthalben den Schöpfer und alleinigen Herrn der Welt, der so lange verkannt war, zu verehren anfieng, wie würdet ihr euch gewundert haben, daß der einzige Jesus von Nazareth durch einige verachtete, ungelehrte Männer ausrichtete, was ihr mit aller eurer Weisheit auszurichten nicht im Stande waret; oder wenn ihr so glücklich gewesen wäret denienigen zu kennen, welcher durch sein Evangelium Leben und unvergängliches We- sen an das Licht gebracht hat, wenn ihr un- ter der Menge, die ihn täglich umgab, euch zu ihm hindrängen, und die trostvollen Worte hättet ver- nehmen können: des Menschen Sohn ist kom- men seelig zu machen das verlohren ist, (Matth. 18, 11.) Kommet her zu mir alle, die ihr müh- seelig und beladen seyd, ich will euch erquicken (Matth. 11, 28.) Also hat Gott die Welt ge- liebet, daß er seinen eingebohrnen Sohn gab, auf daß alle die an ihn glauben nicht verloh- ren werden, sondern das ewige, ewige Leben haben. (Joh. 3, 16.) wenn ihr diese, und so viele andere Herz und Seele durchdringende Wahr- heiten gehöret hättet -- wie würdet ihr die Schwä- che eurer eigenen Einsichten gefühlt, wie würdet ihr niedergefallen seyn und angebetet, und bekannt ha- ben: Es hat noch nie kein Mensch geredet wie dieser! Ja, so ists, lieben Christen, nie hat ein große
Lehrer des menſchlichen Geſchlechts. da die Abgötterey ſo mächtig geſtürzt wurde, daman allenthalben den Schöpfer und alleinigen Herrn der Welt, der ſo lange verkannt war, zu verehren anfieng, wie würdet ihr euch gewundert haben, daß der einzige Jeſus von Nazareth durch einige verachtete, ungelehrte Männer ausrichtete, was ihr mit aller eurer Weisheit auszurichten nicht im Stande waret; oder wenn ihr ſo glücklich geweſen wäret denienigen zu kennen, welcher durch ſein Evangelium Leben und unvergängliches We- ſen an das Licht gebracht hat, wenn ihr un- ter der Menge, die ihn täglich umgab, euch zu ihm hindrängen, und die troſtvollen Worte hättet ver- nehmen können: des Menſchen Sohn iſt kom- men ſeelig zu machen das verlohren iſt, (Matth. 18, 11.) Kommet her zu mir alle, die ihr müh- ſeelig und beladen ſeyd, ich will euch erquicken (Matth. 11, 28.) Alſo hat Gott die Welt ge- liebet, daß er ſeinen eingebohrnen Sohn gab, auf daß alle die an ihn glauben nicht verloh- ren werden, ſondern das ewige, ewige Leben haben. (Joh. 3, 16.) wenn ihr dieſe, und ſo viele andere Herz und Seele durchdringende Wahr- heiten gehöret hättet — wie würdet ihr die Schwä- che eurer eigenen Einſichten gefühlt, wie würdet ihr niedergefallen ſeyn und angebetet, und bekannt ha- ben: Es hat noch nie kein Menſch geredet wie dieſer! Ja, ſo iſts, lieben Chriſten, nie hat ein große
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Lehrer des menſchlichen Geſchlechts.
da die Abgötterey ſo mächtig geſtürzt wurde, da
man allenthalben den Schöpfer und alleinigen Herrn
der Welt, der ſo lange verkannt war, zu verehren
anfieng, wie würdet ihr euch gewundert haben,
daß der einzige Jeſus von Nazareth durch einige
verachtete, ungelehrte Männer ausrichtete, was
ihr mit aller eurer Weisheit auszurichten nicht im
Stande waret; oder wenn ihr ſo glücklich geweſen
wäret denienigen zu kennen, welcher durch ſein
Evangelium Leben und unvergängliches We-
ſen an das Licht gebracht hat, wenn ihr un-
ter der Menge, die ihn täglich umgab, euch zu ihm
hindrängen, und die troſtvollen Worte hättet ver-
nehmen können: des Menſchen Sohn iſt kom-
men ſeelig zu machen das verlohren iſt, (Matth.
18, 11.) Kommet her zu mir alle, die ihr müh-
ſeelig und beladen ſeyd, ich will euch erquicken
(Matth. 11, 28.) Alſo hat Gott die Welt ge-
liebet, daß er ſeinen eingebohrnen Sohn gab,
auf daß alle die an ihn glauben nicht verloh-
ren werden, ſondern das ewige, ewige Leben
haben. (Joh. 3, 16.) wenn ihr dieſe, und ſo
viele andere Herz und Seele durchdringende Wahr-
heiten gehöret hättet — wie würdet ihr die Schwä-
che eurer eigenen Einſichten gefühlt, wie würdet ihr
niedergefallen ſeyn und angebetet, und bekannt ha-
ben: Es hat noch nie kein Menſch geredet wie
dieſer!
Ja, ſo iſts, lieben Chriſten, nie hat ein
Menſch ſo geredet wie er, nie konnte ein Menſch
ſo reden, weil nur der Sohn Gottes allein das
große
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Zitationshilfe: | Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/139>, abgerufen am 16.02.2025. |