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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Glauben an Jesum Christum.
dings zu mißbilligen. Es ist nicht nur einem Chri-
sten erlaubt, sondern auch seine Pflicht für seine
und der Seinigen Wohlfarth zu sorgen. So ie-
mand die Seinigen, und sonderlich seine Haus-
genoßen
(seine Familie) nicht versorget, der
hat den Glaubet verleugnet,
(beweiset eben
durch diese seine Lieblosigkeit und grausame Härte,
daß er kein wahrer Christ sey,) und ist ärger als
ein Heyde.
1 Tim. 5, 8. Aber es giebt Leute,
die diesen Apostolischen Ausspruch auf eine unver-
antwortliche Weise zu ihrem eigenen Schaden miß-
brauchen; die daraus den ganz unvernünftigen
Schluß machen: Meine einzige Sorge auf Erden
muß dahin gerichtet seyn, daß ich mir und den
Meinigen ein großes Vermögen erwerbe, und da-
mit ich diesen Endzweck erreiche, muß ich Tag und
Nacht arbeiten, und auf Mittel sinnen, wie ich
etwas gewinnen, und meinen Reichthum vermeh-
ren möge: darf ich nicht wohlthätig gegen Frem-
de und andere Personen seyn, die nicht zu meiner
Familie gehören; darf ich andere Pflichten des
Christenthums, die mich an der Erreichung meiner
Absicht hindern, nicht ausüben. Man sollte kaum
glauben, daß Leute, die Verstand haben, so äus-
serst verkehrt schließen könnten, und dennoch ist es
wahr. Thoren, Unverständige, die ihr so denkt,
urtheilt ihr nicht schon im gemeinen Leben so, daß
man unter zwey nöthigen Geschäften das eine thun,
und das andere nicht laßen soll? Die Sorge für
unsere zeitliche Wohlfarth, und für unser ewiges
Wohl können gar wohl mit einander bestehen.
Aber für unsere ewige Wohlfarth sollen wir doch

immer

Glauben an Jeſum Chriſtum.
dings zu mißbilligen. Es iſt nicht nur einem Chri-
ſten erlaubt, ſondern auch ſeine Pflicht für ſeine
und der Seinigen Wohlfarth zu ſorgen. So ie-
mand die Seinigen, und ſonderlich ſeine Haus-
genoßen
(ſeine Familie) nicht verſorget, der
hat den Glaubet verleugnet,
(beweiſet eben
durch dieſe ſeine Liebloſigkeit und grauſame Härte,
daß er kein wahrer Chriſt ſey,) und iſt ärger als
ein Heyde.
1 Tim. 5, 8. Aber es giebt Leute,
die dieſen Apoſtoliſchen Ausſpruch auf eine unver-
antwortliche Weiſe zu ihrem eigenen Schaden miß-
brauchen; die daraus den ganz unvernünftigen
Schluß machen: Meine einzige Sorge auf Erden
muß dahin gerichtet ſeyn, daß ich mir und den
Meinigen ein großes Vermögen erwerbe, und da-
mit ich dieſen Endzweck erreiche, muß ich Tag und
Nacht arbeiten, und auf Mittel ſinnen, wie ich
etwas gewinnen, und meinen Reichthum vermeh-
ren möge: darf ich nicht wohlthätig gegen Frem-
de und andere Perſonen ſeyn, die nicht zu meiner
Familie gehören; darf ich andere Pflichten des
Chriſtenthums, die mich an der Erreichung meiner
Abſicht hindern, nicht ausüben. Man ſollte kaum
glauben, daß Leute, die Verſtand haben, ſo äuſ-
ſerſt verkehrt ſchließen könnten, und dennoch iſt es
wahr. Thoren, Unverſtändige, die ihr ſo denkt,
urtheilt ihr nicht ſchon im gemeinen Leben ſo, daß
man unter zwey nöthigen Geſchäften das eine thun,
und das andere nicht laßen ſoll? Die Sorge für
unſere zeitliche Wohlfarth, und für unſer ewiges
Wohl können gar wohl mit einander beſtehen.
Aber für unſere ewige Wohlfarth ſollen wir doch

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[139/0151] Glauben an Jeſum Chriſtum. dings zu mißbilligen. Es iſt nicht nur einem Chri- ſten erlaubt, ſondern auch ſeine Pflicht für ſeine und der Seinigen Wohlfarth zu ſorgen. So ie- mand die Seinigen, und ſonderlich ſeine Haus- genoßen (ſeine Familie) nicht verſorget, der hat den Glaubet verleugnet, (beweiſet eben durch dieſe ſeine Liebloſigkeit und grauſame Härte, daß er kein wahrer Chriſt ſey,) und iſt ärger als ein Heyde. 1 Tim. 5, 8. Aber es giebt Leute, die dieſen Apoſtoliſchen Ausſpruch auf eine unver- antwortliche Weiſe zu ihrem eigenen Schaden miß- brauchen; die daraus den ganz unvernünftigen Schluß machen: Meine einzige Sorge auf Erden muß dahin gerichtet ſeyn, daß ich mir und den Meinigen ein großes Vermögen erwerbe, und da- mit ich dieſen Endzweck erreiche, muß ich Tag und Nacht arbeiten, und auf Mittel ſinnen, wie ich etwas gewinnen, und meinen Reichthum vermeh- ren möge: darf ich nicht wohlthätig gegen Frem- de und andere Perſonen ſeyn, die nicht zu meiner Familie gehören; darf ich andere Pflichten des Chriſtenthums, die mich an der Erreichung meiner Abſicht hindern, nicht ausüben. Man ſollte kaum glauben, daß Leute, die Verſtand haben, ſo äuſ- ſerſt verkehrt ſchließen könnten, und dennoch iſt es wahr. Thoren, Unverſtändige, die ihr ſo denkt, urtheilt ihr nicht ſchon im gemeinen Leben ſo, daß man unter zwey nöthigen Geſchäften das eine thun, und das andere nicht laßen ſoll? Die Sorge für unſere zeitliche Wohlfarth, und für unſer ewiges Wohl können gar wohl mit einander beſtehen. Aber für unſere ewige Wohlfarth ſollen wir doch immer

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/151>, abgerufen am 22.11.2024.