Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.Siebzehnte Betr. Von den Ursachen, ren, und wir würden wenig Mühe mehr anwen-den, uns zu den verschiedenen Lebensarten und Verrichtungen, wodurch ietzt die Glückseeligkeit der menschlichen Gesellschaft befördert wird, vor- zubereiten. Alles Zeitliche würde uns so gleich- gültig seyn, daß wir gleichsam mit Zwang und Unwillen uns damit abgeben würden. Selbst die Erhaltung unsers Lebens würden wir gering- schätzen, wenn uns nicht eine unsichtbare Ge- walt dazu nöthigte. Wir würden wie schwer- müthige Verwiesene auf Erden leben, und be- ständig nach dem Zeitpunkt schmachten, da wir in iene herrlichen Gegenden, die sich unsern Blicken geöfnet, versetzt werden sollen. Nichts von dem, was die Güte des Schöpfers zu un- serm Vergnügen bereitet hat, würde uns belusti- gen. Es würde uns eben so gehen, wie einen höhern Wesen, welches etwa genöthiget wäre unter Menschen zu wohnen, und es würden uns alle menschliche Bestrebungen nicht anders als leere Träume, als kindische Kleinigkeiten und Be- lustigungen eines Tages vorkommen. Was würde alsdann aus der Welt werden? Wie lange würde die menschliche Gesellschaft bestehen? 2) Eine deutlichere Erkenntnis himmli- den
Siebzehnte Betr. Von den Urſachen, ren, und wir würden wenig Mühe mehr anwen-den, uns zu den verſchiedenen Lebensarten und Verrichtungen, wodurch ietzt die Glückſeeligkeit der menſchlichen Geſellſchaft befördert wird, vor- zubereiten. Alles Zeitliche würde uns ſo gleich- gültig ſeyn, daß wir gleichſam mit Zwang und Unwillen uns damit abgeben würden. Selbſt die Erhaltung unſers Lebens würden wir gering- ſchätzen, wenn uns nicht eine unſichtbare Ge- walt dazu nöthigte. Wir würden wie ſchwer- müthige Verwieſene auf Erden leben, und be- ſtändig nach dem Zeitpunkt ſchmachten, da wir in iene herrlichen Gegenden, die ſich unſern Blicken geöfnet, verſetzt werden ſollen. Nichts von dem, was die Güte des Schöpfers zu un- ſerm Vergnügen bereitet hat, würde uns beluſti- gen. Es würde uns eben ſo gehen, wie einen höhern Weſen, welches etwa genöthiget wäre unter Menſchen zu wohnen, und es würden uns alle menſchliche Beſtrebungen nicht anders als leere Träume, als kindiſche Kleinigkeiten und Be- luſtigungen eines Tages vorkommen. Was würde alsdann aus der Welt werden? Wie lange würde die menſchliche Geſellſchaft beſtehen? 2) Eine deutlichere Erkenntnis himmli- den
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Siebzehnte Betr. Von den Urſachen,
ren, und wir würden wenig Mühe mehr anwen-
den, uns zu den verſchiedenen Lebensarten und
Verrichtungen, wodurch ietzt die Glückſeeligkeit
der menſchlichen Geſellſchaft befördert wird, vor-
zubereiten. Alles Zeitliche würde uns ſo gleich-
gültig ſeyn, daß wir gleichſam mit Zwang und
Unwillen uns damit abgeben würden. Selbſt
die Erhaltung unſers Lebens würden wir gering-
ſchätzen, wenn uns nicht eine unſichtbare Ge-
walt dazu nöthigte. Wir würden wie ſchwer-
müthige Verwieſene auf Erden leben, und be-
ſtändig nach dem Zeitpunkt ſchmachten, da wir
in iene herrlichen Gegenden, die ſich unſern
Blicken geöfnet, verſetzt werden ſollen. Nichts
von dem, was die Güte des Schöpfers zu un-
ſerm Vergnügen bereitet hat, würde uns beluſti-
gen. Es würde uns eben ſo gehen, wie einen
höhern Weſen, welches etwa genöthiget wäre
unter Menſchen zu wohnen, und es würden uns
alle menſchliche Beſtrebungen nicht anders als
leere Träume, als kindiſche Kleinigkeiten und Be-
luſtigungen eines Tages vorkommen. Was
würde alsdann aus der Welt werden? Wie
lange würde die menſchliche Geſellſchaft beſtehen?
2) Eine deutlichere Erkenntnis himmli-
ſcher Dinge würde auch nicht einmahl zu unſerer
Beßerung behülflich ſeyn. Es iſt eine ausgemach-
te Wahrheit, daß dieſes Leben nach der weiſen
Abſicht des Schöpfers ein Stand der Prüfung
und Erziehung zu einem beßern Zuſtand für uns
ſeyn ſoll. Dieſe Abſicht hätte nicht erreicht wer-
den
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