Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.Siebzehnte Betr. Von den Ursachen, hinweg, so wird das menschliche Leben aufhörenein Stand der Erziehung zu seyn, so würden wir ganz andere Geschöpfe seyn müßen, die gar nicht nöthig hätten stufenweise zu einem vollkommnern Zustande tüchtig gemacht zu werden. Aus dem allen erkennen wir, wie weise die Aber gut müßen wir die Jahre unserer Kind- ein
Siebzehnte Betr. Von den Urſachen, hinweg, ſo wird das menſchliche Leben aufhörenein Stand der Erziehung zu ſeyn, ſo würden wir ganz andere Geſchöpfe ſeyn müßen, die gar nicht nöthig hätten ſtufenweiſe zu einem vollkommnern Zuſtande tüchtig gemacht zu werden. Aus dem allen erkennen wir, wie weiſe die Aber gut müßen wir die Jahre unſerer Kind- ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0276" n="266[264]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebzehnte Betr. Von den Urſachen,</hi></fw><lb/> hinweg, ſo wird das menſchliche Leben aufhören<lb/> ein Stand der Erziehung zu ſeyn, ſo würden wir<lb/> ganz andere Geſchöpfe ſeyn müßen, die gar nicht<lb/> nöthig hätten ſtufenweiſe zu einem vollkommnern<lb/> Zuſtande tüchtig gemacht zu werden.</p><lb/> <p>Aus dem allen erkennen wir, wie weiſe die<lb/> göttliche Einrichtung ſey, daß er uns ietzt im<lb/> Glauben, und nicht im Schauen wandeln läßt.<lb/> Es folgt daraus ganz und gar nicht, daß kein zu-<lb/> künftiger Zuſtand zu erwarten ſey. Vernunft,<lb/> und vornemlich die göttliche Offenbarung giebt uns<lb/> davon ſo viel Gewißheit, als nöthig iſt, uns zu<lb/> einem chriſtlichtugendhaften Verhalten zu ermun-<lb/> tern, wenn gleich die Deutlichkeit dieſer Erkennt-<lb/> nis nicht ſo groß iſt, daß unſere Aufmerkſamkeit da-<lb/> durch völlig von der gegenwärtigen Welt abgezogen,<lb/> oder der Eindruck ſinnlicher Dinge ganz überwun-<lb/> den wird. Wir haben nicht Urſache mehr Licht und<lb/> Deutlichkeit zu verlangen; denn das gegenwärtige Le-<lb/> ben iſt doch nichts anders als der Stand unſerer Kind-<lb/> heit, da unſere Kräfte und Fähigkeiten erſt nach und<lb/> nach gebildet, und ſtufenweiſe zur höhern Vollkommen-<lb/> heit empor gehoben werden müßen. Wir wollen alſo<lb/> mit unſerm ietzigen Zuſtande zufrieden ſeyn, und nur<lb/> dieienigen Kräfte und Fähigkeiten, die uns wirklich<lb/> verliehen ſind, gehörig anwenden. Mit der Zeit<lb/> werden wir auch Männer werden, ſtärkere Ein-<lb/> ſichten bekommen, und uns freuen, daß wir die<lb/> Jahre unſerer Kindheit ſo gut angewendet haben.</p><lb/> <p>Aber gut müßen wir die Jahre unſerer Kind-<lb/> heit auf Erden anwenden, wenn wir es in ienem<lb/> vollkommnern Zuſtande gut haben wollen. Wenn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [266[264]/0276]
Siebzehnte Betr. Von den Urſachen,
hinweg, ſo wird das menſchliche Leben aufhören
ein Stand der Erziehung zu ſeyn, ſo würden wir
ganz andere Geſchöpfe ſeyn müßen, die gar nicht
nöthig hätten ſtufenweiſe zu einem vollkommnern
Zuſtande tüchtig gemacht zu werden.
Aus dem allen erkennen wir, wie weiſe die
göttliche Einrichtung ſey, daß er uns ietzt im
Glauben, und nicht im Schauen wandeln läßt.
Es folgt daraus ganz und gar nicht, daß kein zu-
künftiger Zuſtand zu erwarten ſey. Vernunft,
und vornemlich die göttliche Offenbarung giebt uns
davon ſo viel Gewißheit, als nöthig iſt, uns zu
einem chriſtlichtugendhaften Verhalten zu ermun-
tern, wenn gleich die Deutlichkeit dieſer Erkennt-
nis nicht ſo groß iſt, daß unſere Aufmerkſamkeit da-
durch völlig von der gegenwärtigen Welt abgezogen,
oder der Eindruck ſinnlicher Dinge ganz überwun-
den wird. Wir haben nicht Urſache mehr Licht und
Deutlichkeit zu verlangen; denn das gegenwärtige Le-
ben iſt doch nichts anders als der Stand unſerer Kind-
heit, da unſere Kräfte und Fähigkeiten erſt nach und
nach gebildet, und ſtufenweiſe zur höhern Vollkommen-
heit empor gehoben werden müßen. Wir wollen alſo
mit unſerm ietzigen Zuſtande zufrieden ſeyn, und nur
dieienigen Kräfte und Fähigkeiten, die uns wirklich
verliehen ſind, gehörig anwenden. Mit der Zeit
werden wir auch Männer werden, ſtärkere Ein-
ſichten bekommen, und uns freuen, daß wir die
Jahre unſerer Kindheit ſo gut angewendet haben.
Aber gut müßen wir die Jahre unſerer Kind-
heit auf Erden anwenden, wenn wir es in ienem
vollkommnern Zuſtande gut haben wollen. Wenn
ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |