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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Zwote Betr. Daß das gegenwärtige
Verleumden, Lügen, Zank und Zwietracht zum
Wohl der menschlichen Gesellschaft gereiche? Ob
nicht vielmehr eben diese und andere dergleichen La-
ster uns das Leben verbittern, so daß uns oft ver-
drießt unter Menschen zu leben? Gebt boshaften
und verkehrten Menschen die grösten Reichthümer,
und alles, was ihr Herz wünscht; sezet sie in ein
Paradies, und forschet doch, ob sie glücklich und
vergnügt leben werden, so lange sie noch solchen La-
stern ergeben sind, ob ihnen nicht eben diese Reich-
thümer der Natur zu täglichen Unordnungen, Zän-
kereyen und Ausschweifungen Anlas geben werden?
Herrschende Laster können nichts anders als Ver-
druß, Jammer und Unglück zur Folge haben, im
Großen und Kleinen, in ganzen Staaten und klei-
nern Gesellschaften, in ganzen Familien und bey
einzelnen Menschen. Die Sünde ist der Leute
Verderben.
Sprüchw. 14, 34.

Aber werden sich denn auch die Folgen des
Lasters bis in die Ewigkeit hinein erstrecken? Viel-
leicht ist es möglich, daß man bis an sein Lebens-
ende bös und lasterhaft, und dann doch noch in ei-
nen guten, tugendhaften Menschen, etwa durch
ein Wunder verwandelt werden kan. So stellen
sichs manche Menschen vor. Nun will ich zwar
nicht leugnen, daß bey manchem Sünder noch auf
dem Krankenbette ein Grund zu guten, Gott wohl-
gefälligen Gesinnungen gelegt werden könne, wenn
er noch Zeit zur Ueberlegung hat, und in derieni-
gen Ordnung, die uns das Wort des Herrn vor-
schreibt, sein Herz zu Gott wendet. Aber selten,
äußerst selten wird eine Bekehrung, wozu erst in

den

Zwote Betr. Daß das gegenwärtige
Verleumden, Lügen, Zank und Zwietracht zum
Wohl der menſchlichen Geſellſchaft gereiche? Ob
nicht vielmehr eben dieſe und andere dergleichen La-
ſter uns das Leben verbittern, ſo daß uns oft ver-
drießt unter Menſchen zu leben? Gebt boshaften
und verkehrten Menſchen die gröſten Reichthümer,
und alles, was ihr Herz wünſcht; ſezet ſie in ein
Paradies, und forſchet doch, ob ſie glücklich und
vergnügt leben werden, ſo lange ſie noch ſolchen La-
ſtern ergeben ſind, ob ihnen nicht eben dieſe Reich-
thümer der Natur zu täglichen Unordnungen, Zän-
kereyen und Ausſchweifungen Anlas geben werden?
Herrſchende Laſter können nichts anders als Ver-
druß, Jammer und Unglück zur Folge haben, im
Großen und Kleinen, in ganzen Staaten und klei-
nern Geſellſchaften, in ganzen Familien und bey
einzelnen Menſchen. Die Sünde iſt der Leute
Verderben.
Sprüchw. 14, 34.

Aber werden ſich denn auch die Folgen des
Laſters bis in die Ewigkeit hinein erſtrecken? Viel-
leicht iſt es möglich, daß man bis an ſein Lebens-
ende bös und laſterhaft, und dann doch noch in ei-
nen guten, tugendhaften Menſchen, etwa durch
ein Wunder verwandelt werden kan. So ſtellen
ſichs manche Menſchen vor. Nun will ich zwar
nicht leugnen, daß bey manchem Sünder noch auf
dem Krankenbette ein Grund zu guten, Gott wohl-
gefälligen Geſinnungen gelegt werden könne, wenn
er noch Zeit zur Ueberlegung hat, und in derieni-
gen Ordnung, die uns das Wort des Herrn vor-
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[18/0030] Zwote Betr. Daß das gegenwärtige Verleumden, Lügen, Zank und Zwietracht zum Wohl der menſchlichen Geſellſchaft gereiche? Ob nicht vielmehr eben dieſe und andere dergleichen La- ſter uns das Leben verbittern, ſo daß uns oft ver- drießt unter Menſchen zu leben? Gebt boshaften und verkehrten Menſchen die gröſten Reichthümer, und alles, was ihr Herz wünſcht; ſezet ſie in ein Paradies, und forſchet doch, ob ſie glücklich und vergnügt leben werden, ſo lange ſie noch ſolchen La- ſtern ergeben ſind, ob ihnen nicht eben dieſe Reich- thümer der Natur zu täglichen Unordnungen, Zän- kereyen und Ausſchweifungen Anlas geben werden? Herrſchende Laſter können nichts anders als Ver- druß, Jammer und Unglück zur Folge haben, im Großen und Kleinen, in ganzen Staaten und klei- nern Geſellſchaften, in ganzen Familien und bey einzelnen Menſchen. Die Sünde iſt der Leute Verderben. Sprüchw. 14, 34. Aber werden ſich denn auch die Folgen des Laſters bis in die Ewigkeit hinein erſtrecken? Viel- leicht iſt es möglich, daß man bis an ſein Lebens- ende bös und laſterhaft, und dann doch noch in ei- nen guten, tugendhaften Menſchen, etwa durch ein Wunder verwandelt werden kan. So ſtellen ſichs manche Menſchen vor. Nun will ich zwar nicht leugnen, daß bey manchem Sünder noch auf dem Krankenbette ein Grund zu guten, Gott wohl- gefälligen Geſinnungen gelegt werden könne, wenn er noch Zeit zur Ueberlegung hat, und in derieni- gen Ordnung, die uns das Wort des Herrn vor- ſchreibt, ſein Herz zu Gott wendet. Aber ſelten, äußerſt ſelten wird eine Bekehrung, wozu erſt in den

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/30>, abgerufen am 21.11.2024.