Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.Dritte Betr. Daß der Mensch zur Erk. oder ein Feind getadelt, oder ein treuer Lehrer be-straft hat -- die Stunden, wann ich mich durch den Genuß des Leibes und Blutes Christi aufs neue mit meinem Gott vereinigen, und zum Guten stär- ken will. Vielleicht verursachet es mir anfänglich Betrübnis, Schmerz und Traurigkeit, wann ich mich in einem häßlichen Zustande erblicke, in wel- chem ich gleichsam vor mir selbst erschrecken muß; wann meine Scheintugenden verschwinden, und ich mich als einen großen, strafwürdigen Sünder vor Gottes Angesicht erblicke. Aber diese Traurigkeit wird in mir eine heilsame Reue zur Seeligkeit wir- ken, die mich nie gereuen wird; sie wird mich nicht eher ruhig werden laßen, als bis ich die Gnade Gottes in der rechten Ordnung gesucht habe, und so wird sie mir ein Anfang der wahren Freude wer- den. O Gott, wie will ich dir danken, wenn du mir zu diesem heilsamen Geschäfte deinen Beystand verleihest? Wie freudig werde ich dir dienen, wenn ich durch Jesum deiner allerhöchsten Gnade theilhaftig geworden bin? Prüfe mich Gott, und erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre wie ich es meyne, und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf den dir wohlgefälligen, richtigen Weg, der zum ewigen Leben führt. Amen. Vierte
Dritte Betr. Daß der Menſch zur Erk. oder ein Feind getadelt, oder ein treuer Lehrer be-ſtraft hat — die Stunden, wann ich mich durch den Genuß des Leibes und Blutes Chriſti aufs neue mit meinem Gott vereinigen, und zum Guten ſtär- ken will. Vielleicht verurſachet es mir anfänglich Betrübnis, Schmerz und Traurigkeit, wann ich mich in einem häßlichen Zuſtande erblicke, in wel- chem ich gleichſam vor mir ſelbſt erſchrecken muß; wann meine Scheintugenden verſchwinden, und ich mich als einen großen, ſtrafwürdigen Sünder vor Gottes Angeſicht erblicke. Aber dieſe Traurigkeit wird in mir eine heilſame Reue zur Seeligkeit wir- ken, die mich nie gereuen wird; ſie wird mich nicht eher ruhig werden laßen, als bis ich die Gnade Gottes in der rechten Ordnung geſucht habe, und ſo wird ſie mir ein Anfang der wahren Freude wer- den. O Gott, wie will ich dir danken, wenn du mir zu dieſem heilſamen Geſchäfte deinen Beyſtand verleiheſt? Wie freudig werde ich dir dienen, wenn ich durch Jeſum deiner allerhöchſten Gnade theilhaftig geworden bin? Prüfe mich Gott, und erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre wie ich es meyne, und ſiehe, ob ich auf böſem Wege bin, und leite mich auf den dir wohlgefälligen, richtigen Weg, der zum ewigen Leben führt. Amen. Vierte
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Dritte Betr. Daß der Menſch zur Erk.
oder ein Feind getadelt, oder ein treuer Lehrer be-
ſtraft hat — die Stunden, wann ich mich durch
den Genuß des Leibes und Blutes Chriſti aufs neue
mit meinem Gott vereinigen, und zum Guten ſtär-
ken will. Vielleicht verurſachet es mir anfänglich
Betrübnis, Schmerz und Traurigkeit, wann ich
mich in einem häßlichen Zuſtande erblicke, in wel-
chem ich gleichſam vor mir ſelbſt erſchrecken muß;
wann meine Scheintugenden verſchwinden, und ich
mich als einen großen, ſtrafwürdigen Sünder vor
Gottes Angeſicht erblicke. Aber dieſe Traurigkeit
wird in mir eine heilſame Reue zur Seeligkeit wir-
ken, die mich nie gereuen wird; ſie wird mich nicht
eher ruhig werden laßen, als bis ich die Gnade
Gottes in der rechten Ordnung geſucht habe, und
ſo wird ſie mir ein Anfang der wahren Freude wer-
den. O Gott, wie will ich dir danken, wenn du
mir zu dieſem heilſamen Geſchäfte deinen Beyſtand
verleiheſt? Wie freudig werde ich dir dienen,
wenn ich durch Jeſum deiner allerhöchſten Gnade
theilhaftig geworden bin? Prüfe mich Gott, und
erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre wie
ich es meyne, und ſiehe, ob ich auf böſem Wege
bin, und leite mich auf den dir wohlgefälligen,
richtigen Weg, der zum ewigen Leben führt.
Amen.
Vierte
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