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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Pflanzen für das Bassin-Aquarium.
breit werden. Am Grunde des runden Schaftes sind sie von zwei Seiten
einander messerscheidenartig umfassend angeordnet. Es ist dies, beiläufig
gesagt, ein nicht unwesentlicher, wenn auch nicht ausnahmsloser Charak-
ter der großen Mehrzahl der sogenannten einsamenlappigen Pflanzen
(Monokotyledonen), wodurch sich der berühmte Botaniker L. Reichenbach
veranlaßt sah, darauf eine Pflanzenklasse, die er sehr passend Scheiden-
pflanzen, Coleophyten, nennt, zu gründen. Ueberraschend und neu wer-
den den meisten meiner Leser und Leserinnen die abenteuerlichen Blüthen
der Igelkolben sein. Sie bilden, in Vielzahl strahlenförmig zusammenge-
drängt, runde Knäuel, die in den Achseln der Schaftblätter, die oberen
jedoch ohne dieselben stehen. Die oberen kleineren Köpfchen bestehen aus
höchst unvollständigen Blüthchen, deren jedes nur 1 Kelchschuppe und
meist 3 Staubgefäße hat. Die weiblichen Blüthenknäuel, welche tiefer am
Schafte stehen und größer sind, haben einen dreiblättrigen Kelch und
1 Pistill. Diese sonderbare Blüthenbildung, die in die noch fremdartigere
Fruchtbildung übergeht, wodurch die weiblichen Blüthenköpfchen zu mor-
gensternähnlichen (igelähnlichen) Kugeln werden, giebt dem schönen
Gewächs einen fremdländischen Habitus. Am Rande der Teiche und
breiter Gräben, so wie an den schleichenden Flüssen der Ebenen findet
sich namentlich der ästige Igelkolben sehr weit verbreitet.

2. Die Wasserviole, Butomus umbellatus. (Fig. 39.) Auch sie ist
eine von denjenigen deutschen Pflanzen, deren Bekanntschaft der Nicht-
botaniker nicht machen kann, ohne durch ihre auffallende Schönheit und
ihren fremdartigen Habitus überrascht zu werden. Aus einer kriechenden
fleischigen Wurzel erhebt sich ein Strauß über zwei Fuß hoher schmaler,
riemenförmiger Blätter, denen der kleinen Rohrkolbe sehr ähnlich, zwischen
welchen ein noch höherer blätterloser Blüthenschaft aufragt, welcher an der
Spitze eine Dolde von 10--15 violetten, dreiblättrigen Blumen trägt.
In Sümpfen, Gräben, an Teichrändern findet man die Wasserviole
durch ganz Deutschland ziemlich weit verbreitet, nur in Gebirgsgegenden
pflegt sie zu fehlen.

Pflanzen für das Baſſin-Aquarium.
breit werden. Am Grunde des runden Schaftes ſind ſie von zwei Seiten
einander meſſerſcheidenartig umfaſſend angeordnet. Es iſt dies, beiläufig
geſagt, ein nicht unweſentlicher, wenn auch nicht ausnahmsloſer Charak-
ter der großen Mehrzahl der ſogenannten einſamenlappigen Pflanzen
(Monokotyledonen), wodurch ſich der berühmte Botaniker L. Reichenbach
veranlaßt ſah, darauf eine Pflanzenklaſſe, die er ſehr paſſend Scheiden-
pflanzen, Coleophyten, nennt, zu gründen. Ueberraſchend und neu wer-
den den meiſten meiner Leſer und Leſerinnen die abenteuerlichen Blüthen
der Igelkolben ſein. Sie bilden, in Vielzahl ſtrahlenförmig zuſammenge-
drängt, runde Knäuel, die in den Achſeln der Schaftblätter, die oberen
jedoch ohne dieſelben ſtehen. Die oberen kleineren Köpfchen beſtehen aus
höchſt unvollſtändigen Blüthchen, deren jedes nur 1 Kelchſchuppe und
meiſt 3 Staubgefäße hat. Die weiblichen Blüthenknäuel, welche tiefer am
Schafte ſtehen und größer ſind, haben einen dreiblättrigen Kelch und
1 Piſtill. Dieſe ſonderbare Blüthenbildung, die in die noch fremdartigere
Fruchtbildung übergeht, wodurch die weiblichen Blüthenköpfchen zu mor-
genſternähnlichen (igelähnlichen) Kugeln werden, giebt dem ſchönen
Gewächs einen fremdländiſchen Habitus. Am Rande der Teiche und
breiter Gräben, ſo wie an den ſchleichenden Flüſſen der Ebenen findet
ſich namentlich der äſtige Igelkolben ſehr weit verbreitet.

2. Die Waſſerviole, Butomus umbellatus. (Fig. 39.) Auch ſie iſt
eine von denjenigen deutſchen Pflanzen, deren Bekanntſchaft der Nicht-
botaniker nicht machen kann, ohne durch ihre auffallende Schönheit und
ihren fremdartigen Habitus überraſcht zu werden. Aus einer kriechenden
fleiſchigen Wurzel erhebt ſich ein Strauß über zwei Fuß hoher ſchmaler,
riemenförmiger Blätter, denen der kleinen Rohrkolbe ſehr ähnlich, zwiſchen
welchen ein noch höherer blätterloſer Blüthenſchaft aufragt, welcher an der
Spitze eine Dolde von 10—15 violetten, dreiblättrigen Blumen trägt.
In Sümpfen, Gräben, an Teichrändern findet man die Waſſerviole
durch ganz Deutſchland ziemlich weit verbreitet, nur in Gebirgsgegenden
pflegt ſie zu fehlen.

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[44/0060] Pflanzen für das Baſſin-Aquarium. breit werden. Am Grunde des runden Schaftes ſind ſie von zwei Seiten einander meſſerſcheidenartig umfaſſend angeordnet. Es iſt dies, beiläufig geſagt, ein nicht unweſentlicher, wenn auch nicht ausnahmsloſer Charak- ter der großen Mehrzahl der ſogenannten einſamenlappigen Pflanzen (Monokotyledonen), wodurch ſich der berühmte Botaniker L. Reichenbach veranlaßt ſah, darauf eine Pflanzenklaſſe, die er ſehr paſſend Scheiden- pflanzen, Coleophyten, nennt, zu gründen. Ueberraſchend und neu wer- den den meiſten meiner Leſer und Leſerinnen die abenteuerlichen Blüthen der Igelkolben ſein. Sie bilden, in Vielzahl ſtrahlenförmig zuſammenge- drängt, runde Knäuel, die in den Achſeln der Schaftblätter, die oberen jedoch ohne dieſelben ſtehen. Die oberen kleineren Köpfchen beſtehen aus höchſt unvollſtändigen Blüthchen, deren jedes nur 1 Kelchſchuppe und meiſt 3 Staubgefäße hat. Die weiblichen Blüthenknäuel, welche tiefer am Schafte ſtehen und größer ſind, haben einen dreiblättrigen Kelch und 1 Piſtill. Dieſe ſonderbare Blüthenbildung, die in die noch fremdartigere Fruchtbildung übergeht, wodurch die weiblichen Blüthenköpfchen zu mor- genſternähnlichen (igelähnlichen) Kugeln werden, giebt dem ſchönen Gewächs einen fremdländiſchen Habitus. Am Rande der Teiche und breiter Gräben, ſo wie an den ſchleichenden Flüſſen der Ebenen findet ſich namentlich der äſtige Igelkolben ſehr weit verbreitet. 2. Die Waſſerviole, Butomus umbellatus. (Fig. 39.) Auch ſie iſt eine von denjenigen deutſchen Pflanzen, deren Bekanntſchaft der Nicht- botaniker nicht machen kann, ohne durch ihre auffallende Schönheit und ihren fremdartigen Habitus überraſcht zu werden. Aus einer kriechenden fleiſchigen Wurzel erhebt ſich ein Strauß über zwei Fuß hoher ſchmaler, riemenförmiger Blätter, denen der kleinen Rohrkolbe ſehr ähnlich, zwiſchen welchen ein noch höherer blätterloſer Blüthenſchaft aufragt, welcher an der Spitze eine Dolde von 10—15 violetten, dreiblättrigen Blumen trägt. In Sümpfen, Gräben, an Teichrändern findet man die Waſſerviole durch ganz Deutſchland ziemlich weit verbreitet, nur in Gebirgsgegenden pflegt ſie zu fehlen.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/60>, abgerufen am 24.11.2024.