Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.Die Thiere des Aquariums. ist sehr eigenthümlich. Sie legen meist auf der Unterseite auf dem Wasserschwimmender Blätter, im Aquarium aber auch sehr oft an der Innenseite des Glases, ihre Laiche ab. Diese sind krystallhelle, meist, wurmförmige Gallertklumpen, in denen man schon mit bloßen Augen die gelben Dot- terkügelchen der Eier unterscheiden kann, aus denen der Laich zusammen- gesetzt ist. Eine scharfe Lupe reicht aus, um in einem Laiche, der an einer zur Beobachtung passenden Stelle des Glases abgelegt ist, die Entwicke- lungsgeschichte der jungen Schneckchen zu verfolgen. Man sieht, wie von Tage zu Tage das Dotterkügelchen sich vergrößert und unter fortwähren- der Axendrehung sich allmälig zum Thierchen mit der beginnenden kleinen Schale entwickelt. Zuletzt verlassen die kleinen Schnecken den Laich und zerstreuen sich auf den Pflanzen des Aquariums, soweit sich dieselben un- ter dem Wasserspiegel befinden. Man wird sich wundern, das schnelle Wachsthum der Schnecken zu bemerken, indem längstens zwei Sommer dazu gehören, um aus dem senfkorngroßen neugeborenen Thierchen die ausgewachsene Schnecke mit dem über 2 Zoll langen Gehäuse werden zu lassen. Es kommen jedoch, namentlich wenn man einmal das Füttern der Fische vergißt, wenig junge Schnecken zur vollkommnen Entwicklung, da sie von den Fischen gern gefressen werden. Neben der großen Schlammschnecke kommen noch einige andere Ar- Der Sumpfschnecken, Paludina, giebt es zwei große einander sehr Die Thiere des Aquariums. iſt ſehr eigenthümlich. Sie legen meiſt auf der Unterſeite auf dem Waſſerſchwimmender Blätter, im Aquarium aber auch ſehr oft an der Innenſeite des Glaſes, ihre Laiche ab. Dieſe ſind kryſtallhelle, meiſt, wurmförmige Gallertklumpen, in denen man ſchon mit bloßen Augen die gelben Dot- terkügelchen der Eier unterſcheiden kann, aus denen der Laich zuſammen- geſetzt iſt. Eine ſcharfe Lupe reicht aus, um in einem Laiche, der an einer zur Beobachtung paſſenden Stelle des Glaſes abgelegt iſt, die Entwicke- lungsgeſchichte der jungen Schneckchen zu verfolgen. Man ſieht, wie von Tage zu Tage das Dotterkügelchen ſich vergrößert und unter fortwähren- der Axendrehung ſich allmälig zum Thierchen mit der beginnenden kleinen Schale entwickelt. Zuletzt verlaſſen die kleinen Schnecken den Laich und zerſtreuen ſich auf den Pflanzen des Aquariums, ſoweit ſich dieſelben un- ter dem Waſſerſpiegel befinden. Man wird ſich wundern, das ſchnelle Wachsthum der Schnecken zu bemerken, indem längſtens zwei Sommer dazu gehören, um aus dem ſenfkorngroßen neugeborenen Thierchen die ausgewachſene Schnecke mit dem über 2 Zoll langen Gehäuſe werden zu laſſen. Es kommen jedoch, namentlich wenn man einmal das Füttern der Fiſche vergißt, wenig junge Schnecken zur vollkommnen Entwicklung, da ſie von den Fiſchen gern gefreſſen werden. Neben der großen Schlammſchnecke kommen noch einige andere Ar- Der Sumpfſchnecken, Paludina, giebt es zwei große einander ſehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="64"/><fw place="top" type="header">Die Thiere des Aquariums.</fw><lb/> iſt ſehr eigenthümlich. Sie legen meiſt auf der Unterſeite auf dem Waſſer<lb/> ſchwimmender Blätter, im Aquarium aber auch ſehr oft an der Innenſeite<lb/> des Glaſes, ihre Laiche ab. Dieſe ſind kryſtallhelle, meiſt, wurmförmige<lb/> Gallertklumpen, in denen man ſchon mit bloßen Augen die gelben Dot-<lb/> terkügelchen der Eier unterſcheiden kann, aus denen der Laich zuſammen-<lb/> geſetzt iſt. Eine ſcharfe Lupe reicht aus, um in einem Laiche, der an einer<lb/> zur Beobachtung paſſenden Stelle des Glaſes abgelegt iſt, die Entwicke-<lb/> lungsgeſchichte der jungen Schneckchen zu verfolgen. 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Die Paludinen werden meine Leſer dadurch überraſchen,<lb/> daß ſie, wenn ſie ſich in das Gehäuſe zurückgezogen haben, jeden ungebe-<lb/> tenen Beſuch ſich dadurch vom Leibe halten, daß ſie mit einer feſten Thüre<lb/> daſſelbe verſchließen. Es iſt dies ein hornartiger Deckel (Fig. 49. 2.),<lb/> welcher auf der Oberſeite des hinteren ausſtreckbaren Theiles des Thieres<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0080]
Die Thiere des Aquariums.
iſt ſehr eigenthümlich. Sie legen meiſt auf der Unterſeite auf dem Waſſer
ſchwimmender Blätter, im Aquarium aber auch ſehr oft an der Innenſeite
des Glaſes, ihre Laiche ab. Dieſe ſind kryſtallhelle, meiſt, wurmförmige
Gallertklumpen, in denen man ſchon mit bloßen Augen die gelben Dot-
terkügelchen der Eier unterſcheiden kann, aus denen der Laich zuſammen-
geſetzt iſt. Eine ſcharfe Lupe reicht aus, um in einem Laiche, der an einer
zur Beobachtung paſſenden Stelle des Glaſes abgelegt iſt, die Entwicke-
lungsgeſchichte der jungen Schneckchen zu verfolgen. Man ſieht, wie von
Tage zu Tage das Dotterkügelchen ſich vergrößert und unter fortwähren-
der Axendrehung ſich allmälig zum Thierchen mit der beginnenden kleinen
Schale entwickelt. Zuletzt verlaſſen die kleinen Schnecken den Laich und
zerſtreuen ſich auf den Pflanzen des Aquariums, ſoweit ſich dieſelben un-
ter dem Waſſerſpiegel befinden. Man wird ſich wundern, das ſchnelle
Wachsthum der Schnecken zu bemerken, indem längſtens zwei Sommer
dazu gehören, um aus dem ſenfkorngroßen neugeborenen Thierchen die
ausgewachſene Schnecke mit dem über 2 Zoll langen Gehäuſe werden zu
laſſen. Es kommen jedoch, namentlich wenn man einmal das Füttern der
Fiſche vergißt, wenig junge Schnecken zur vollkommnen Entwicklung, da
ſie von den Fiſchen gern gefreſſen werden.
Neben der großen Schlammſchnecke kommen noch einige andere Ar-
ten in unſeren weichen Waſſern vor, namentlich L. palustris, L. auricula-
rius (Fig. 49. 3.) und L. ovatus. Limnaeus pereger iſt in Gebirgsgegen-
den die einzige größere Waſſerſchnecke, kommt jedoch auch in der Ebene
vor.
Der Sumpfſchnecken, Paludina, giebt es zwei große einander ſehr
ähnliche Arten, P. vivipara (Fig. 49. 1, 2.) und P. fasciata, von denen
die erſtere in großen und kleinen ſtehenden Gewäſſern, die letztere mehr in
Flüſſen lebt. Die Paludinen werden meine Leſer dadurch überraſchen,
daß ſie, wenn ſie ſich in das Gehäuſe zurückgezogen haben, jeden ungebe-
tenen Beſuch ſich dadurch vom Leibe halten, daß ſie mit einer feſten Thüre
daſſelbe verſchließen. Es iſt dies ein hornartiger Deckel (Fig. 49. 2.),
welcher auf der Oberſeite des hinteren ausſtreckbaren Theiles des Thieres
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