Aber nicht immer behält die Pfahlwurzel bei der Weiterent- wicklung des Baumes die Oberhand, wie sie sie beim jungen Keimpflänzchen und auch einige Jahre lang an dem jungen Bäumchen hat. Aus dem vorhin über die Wurzel der Fichte Gesagten geht von selbst hervor, daß bei ihr die Pfahlwurzel in ihrer Entwicklung bald nachläßt, während die Pfahlwurzel der Eiche weit in die Tiefe des Bodens geht, woraus einmal deren Vorliebe für einen lockern tiefgründigen Boden und ihre Festigkeit im Sturme hervorgeht. Die Pfahlwurzel hat übrigens kein anderes Merkmal vor den Nebenwurzeln voraus, außer eben das, daß sie bereits im Samen in der Anlage vorhanden war, was wir bei der Betrachtung des Samens und des Lebens des Baumes näher kennen lernen werden.
Alle übrigen Wurzeläste sind Neben- oder Adventivwurzeln, d. h. sie sind an verschiedenen Stellen der Pfahlwurzel oder an früher aus dieser gebildeten Nebenwurzeln entsprungen. In der Gestalt und Stellung der Nebenwurzeln findet bei unseren Waldbäumen wenig Manch- faltigkeit und überhaupt nicht die Regelmäßigkeit statt, welche in der Zweigstellung der Baumkrone oft so sehr bemerkbar ist. So findet sich z. B. von der regelmäßigen Quirl- und Schraubenstellung der Triebe und Nadeln der Nadelhölzer (S. 70) bei deren Wurzeln keine Spur.
Wahre Wurzelknospen gehen der Bildung der Nebenwurzeln nicht voraus, sondern die letzteren brechen an beliebigen Stellen, meist ohne alle bemerkbare Regelmäßigkeit aus der Rinde älterer Wurzeläste hervor.
Dagegen vermögen die Wurzeln vieler Laubhölzer Adventivknospen zu Stammtrieben hervorzutreiben, wodurch sich namentlich die Pappelarten und der Pflaumenbaum auszeichnen. Man sieht oft neben den Chaussee- gräben schlanke Pappelschößlinge aus dem Boden hervorsproßen, welche aus einer Wurzel der danebenstehenden alten Pappel hervorkommen. Man nennt sie Wurzelschößlinge oder Wurzelausschlag.
Da an der Baumwurzel alle Verästelungen nur Adventivbildungen sind und ihr namentlich an ihren Spitzen die Endknospe fehlt und in der Hauptsache alle Regelmäßigkeit der Stellung fehlt, so fehlen ihr auch alle hierauf gegründeten Erkennungszeichen des Alters und man ist hierbei allein auf die Jahresringe angewiesen, wovon weiter unten.
Aber nicht immer behält die Pfahlwurzel bei der Weiterent- wicklung des Baumes die Oberhand, wie ſie ſie beim jungen Keimpflänzchen und auch einige Jahre lang an dem jungen Bäumchen hat. Aus dem vorhin über die Wurzel der Fichte Geſagten geht von ſelbſt hervor, daß bei ihr die Pfahlwurzel in ihrer Entwicklung bald nachläßt, während die Pfahlwurzel der Eiche weit in die Tiefe des Bodens geht, woraus einmal deren Vorliebe für einen lockern tiefgründigen Boden und ihre Feſtigkeit im Sturme hervorgeht. Die Pfahlwurzel hat übrigens kein anderes Merkmal vor den Nebenwurzeln voraus, außer eben das, daß ſie bereits im Samen in der Anlage vorhanden war, was wir bei der Betrachtung des Samens und des Lebens des Baumes näher kennen lernen werden.
Alle übrigen Wurzeläſte ſind Neben- oder Adventivwurzeln, d. h. ſie ſind an verſchiedenen Stellen der Pfahlwurzel oder an früher aus dieſer gebildeten Nebenwurzeln entſprungen. In der Geſtalt und Stellung der Nebenwurzeln findet bei unſeren Waldbäumen wenig Manch- faltigkeit und überhaupt nicht die Regelmäßigkeit ſtatt, welche in der Zweigſtellung der Baumkrone oft ſo ſehr bemerkbar iſt. So findet ſich z. B. von der regelmäßigen Quirl- und Schraubenſtellung der Triebe und Nadeln der Nadelhölzer (S. 70) bei deren Wurzeln keine Spur.
Wahre Wurzelknospen gehen der Bildung der Nebenwurzeln nicht voraus, ſondern die letzteren brechen an beliebigen Stellen, meiſt ohne alle bemerkbare Regelmäßigkeit aus der Rinde älterer Wurzeläſte hervor.
Dagegen vermögen die Wurzeln vieler Laubhölzer Adventivknospen zu Stammtrieben hervorzutreiben, wodurch ſich namentlich die Pappelarten und der Pflaumenbaum auszeichnen. Man ſieht oft neben den Chauſſee- gräben ſchlanke Pappelſchößlinge aus dem Boden hervorſproßen, welche aus einer Wurzel der danebenſtehenden alten Pappel hervorkommen. Man nennt ſie Wurzelſchößlinge oder Wurzelausſchlag.
Da an der Baumwurzel alle Veräſtelungen nur Adventivbildungen ſind und ihr namentlich an ihren Spitzen die Endknospe fehlt und in der Hauptſache alle Regelmäßigkeit der Stellung fehlt, ſo fehlen ihr auch alle hierauf gegründeten Erkennungszeichen des Alters und man iſt hierbei allein auf die Jahresringe angewieſen, wovon weiter unten.
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Aber nicht immer behält die Pfahlwurzel bei der Weiterent-
wicklung des Baumes die Oberhand, wie ſie ſie beim jungen Keimpflänzchen
und auch einige Jahre lang an dem jungen Bäumchen hat. Aus dem
vorhin über die Wurzel der Fichte Geſagten geht von ſelbſt hervor, daß
bei ihr die Pfahlwurzel in ihrer Entwicklung bald nachläßt, während die
Pfahlwurzel der Eiche weit in die Tiefe des Bodens geht, woraus einmal
deren Vorliebe für einen lockern tiefgründigen Boden und ihre Feſtigkeit
im Sturme hervorgeht. Die Pfahlwurzel hat übrigens kein anderes
Merkmal vor den Nebenwurzeln voraus, außer eben das, daß ſie
bereits im Samen in der Anlage vorhanden war, was wir bei der
Betrachtung des Samens und des Lebens des Baumes näher kennen
lernen werden.
Alle übrigen Wurzeläſte ſind Neben- oder Adventivwurzeln,
d. h. ſie ſind an verſchiedenen Stellen der Pfahlwurzel oder an früher
aus dieſer gebildeten Nebenwurzeln entſprungen. In der Geſtalt und
Stellung der Nebenwurzeln findet bei unſeren Waldbäumen wenig Manch-
faltigkeit und überhaupt nicht die Regelmäßigkeit ſtatt, welche in der
Zweigſtellung der Baumkrone oft ſo ſehr bemerkbar iſt. So findet ſich
z. B. von der regelmäßigen Quirl- und Schraubenſtellung der Triebe
und Nadeln der Nadelhölzer (S. 70) bei deren Wurzeln keine Spur.
Wahre Wurzelknospen gehen der Bildung der Nebenwurzeln nicht
voraus, ſondern die letzteren brechen an beliebigen Stellen, meiſt ohne alle
bemerkbare Regelmäßigkeit aus der Rinde älterer Wurzeläſte hervor.
Dagegen vermögen die Wurzeln vieler Laubhölzer Adventivknospen
zu Stammtrieben hervorzutreiben, wodurch ſich namentlich die Pappelarten
und der Pflaumenbaum auszeichnen. Man ſieht oft neben den Chauſſee-
gräben ſchlanke Pappelſchößlinge aus dem Boden hervorſproßen, welche
aus einer Wurzel der danebenſtehenden alten Pappel hervorkommen.
Man nennt ſie Wurzelſchößlinge oder Wurzelausſchlag.
Da an der Baumwurzel alle Veräſtelungen nur Adventivbildungen
ſind und ihr namentlich an ihren Spitzen die Endknospe fehlt und in der
Hauptſache alle Regelmäßigkeit der Stellung fehlt, ſo fehlen ihr auch alle
hierauf gegründeten Erkennungszeichen des Alters und man iſt hierbei
allein auf die Jahresringe angewieſen, wovon weiter unten.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/144>, abgerufen am 22.12.2024.
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