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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Es würde uns jetzt zu weit von un-
serem Waldgesichtspunkt abführen, wollten
wir auf die Manchfaltigkeiten im Bau der
Pflanzensamen eingehen. Es genüge zu
erwähnen, daß außer den Nadelhölzern
unsere sämmtlichen Waldbäume Samen
mit zwei Samen- oder Keimlappen haben,
die von den meisten mit über den Boden
emporgehoben werden, wie wir dies an
einem Keimpflänzchen der Buche sehen,
Fig. XX., und da dies bei den allermeisten
zweisamenlappigen Pflanzen der Fall ist,
so sehen wir eben im Frühjahre überall
eine zahllose Menge Keimpflänzchen mit
den zwei blättchenähnlichen Samenlappen
dem Boden entsprießen, zwischen denen
dann später das erste echte Blatt hervortritt.

Bei den Nadelhölzern finden sich 5--
9 nadelähnliche, im Quirl stehende Samen-
lappen, weshalb man sonst aus ihnen eine
eigene Abtheilung der höheren Pflanzen,
die Bielsamenlappigen, Polykotyledonen,
machte, im Gegensatze zu den zweisamen-
lappigen, Dikotyledonen und zu den Ein-
samenlappigen, Monokotyledonen. Wir
sehen dies auf Seite 124, XVI., Fig. 18,
an einem Keimpflänzchen der Kiefer, wo
zwischen 5 nadelähnlichen Samenlappen die
Knospe zu den ersten echten Nadeln her-
vortritt.

Der Vorgang der Keimung eines
Samens beruht auf folgenden inneren und
äußeren Bedingungen.

Daß die Samenlappen in ihrem Zell-
gewebe große Vorräthe von Nahrungsstoffen

[Abbildung] XX.

Keimpflänzchen der Buche.
c c die beiden Samenlappen von
der Rückseite; darüber noch die zu-
sammengefalteten behaarten beiden
ersten Blätter: die Herzblätter a.

Es würde uns jetzt zu weit von un-
ſerem Waldgeſichtspunkt abführen, wollten
wir auf die Manchfaltigkeiten im Bau der
Pflanzenſamen eingehen. Es genüge zu
erwähnen, daß außer den Nadelhölzern
unſere ſämmtlichen Waldbäume Samen
mit zwei Samen- oder Keimlappen haben,
die von den meiſten mit über den Boden
emporgehoben werden, wie wir dies an
einem Keimpflänzchen der Buche ſehen,
Fig. XX., und da dies bei den allermeiſten
zweiſamenlappigen Pflanzen der Fall iſt,
ſo ſehen wir eben im Frühjahre überall
eine zahlloſe Menge Keimpflänzchen mit
den zwei blättchenähnlichen Samenlappen
dem Boden entſprießen, zwiſchen denen
dann ſpäter das erſte echte Blatt hervortritt.

Bei den Nadelhölzern finden ſich 5—
9 nadelähnliche, im Quirl ſtehende Samen-
lappen, weshalb man ſonſt aus ihnen eine
eigene Abtheilung der höheren Pflanzen,
die Bielſamenlappigen, Polykotyledonen,
machte, im Gegenſatze zu den zweiſamen-
lappigen, Dikotyledonen und zu den Ein-
ſamenlappigen, Monokotyledonen. Wir
ſehen dies auf Seite 124, XVI., Fig. 18,
an einem Keimpflänzchen der Kiefer, wo
zwiſchen 5 nadelähnlichen Samenlappen die
Knospe zu den erſten echten Nadeln her-
vortritt.

Der Vorgang der Keimung eines
Samens beruht auf folgenden inneren und
äußeren Bedingungen.

Daß die Samenlappen in ihrem Zell-
gewebe große Vorräthe von Nahrungsſtoffen

[Abbildung] XX.

Keimpflänzchen der Buche.
c c die beiden Samenlappen von
der Rückſeite; darüber noch die zu-
ſammengefalteten behaarten beiden
erſten Blätter: die Herzblätter a.

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[137/0161] Es würde uns jetzt zu weit von un- ſerem Waldgeſichtspunkt abführen, wollten wir auf die Manchfaltigkeiten im Bau der Pflanzenſamen eingehen. Es genüge zu erwähnen, daß außer den Nadelhölzern unſere ſämmtlichen Waldbäume Samen mit zwei Samen- oder Keimlappen haben, die von den meiſten mit über den Boden emporgehoben werden, wie wir dies an einem Keimpflänzchen der Buche ſehen, Fig. XX., und da dies bei den allermeiſten zweiſamenlappigen Pflanzen der Fall iſt, ſo ſehen wir eben im Frühjahre überall eine zahlloſe Menge Keimpflänzchen mit den zwei blättchenähnlichen Samenlappen dem Boden entſprießen, zwiſchen denen dann ſpäter das erſte echte Blatt hervortritt. Bei den Nadelhölzern finden ſich 5— 9 nadelähnliche, im Quirl ſtehende Samen- lappen, weshalb man ſonſt aus ihnen eine eigene Abtheilung der höheren Pflanzen, die Bielſamenlappigen, Polykotyledonen, machte, im Gegenſatze zu den zweiſamen- lappigen, Dikotyledonen und zu den Ein- ſamenlappigen, Monokotyledonen. Wir ſehen dies auf Seite 124, XVI., Fig. 18, an einem Keimpflänzchen der Kiefer, wo zwiſchen 5 nadelähnlichen Samenlappen die Knospe zu den erſten echten Nadeln her- vortritt. Der Vorgang der Keimung eines Samens beruht auf folgenden inneren und äußeren Bedingungen. Daß die Samenlappen in ihrem Zell- gewebe große Vorräthe von Nahrungsſtoffen [Abbildung XX. Keimpflänzchen der Buche. c c die beiden Samenlappen von der Rückſeite; darüber noch die zu- ſammengefalteten behaarten beiden erſten Blätter: die Herzblätter a.]

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/161>, abgerufen am 22.12.2024.