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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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sie selbst, sondern jenes allbekannte Büschchen den Namen giebt, welches
ein beständiger Begleiter der Kiefer auf sandigem Boden zu sein pflegt.

Was das Leben der Kiefer betrifft, sowohl im gesunden, als im
kranken Zustande, so zeigt dasselbe so viele Eigenthümlichkeiten, daß die
Kiefernkultur keineswegs so leicht ist, als man oft und zwar um so mehr
annimmt, als man sie im Verein mit der Birke den genügsamsten
Baum nennt.

Die Kiefer erinnert uns jetzt an eine Klassification der Bäume, welche
der walderziehende Forstmann nicht ungestraft vernachlässigen darf. Man
theilt sie nämlich in Lichtbäume und in Schattenbäume: die Kiefer
ist fast entschiedener, als jede andere Baumart, ein Lichtbaum und ver-
kümmert selbst auf dem ihr zusagendsten Boden, wenn sie im Schatten
eines dichten Schlusses steht, und so unterdrückte Bäumchen erholen sich
auch nicht wieder, wenn man ihnen durch nachherige Freistellung ein
größeres Maß von Licht zuführt, während umgekehrt die Tanne durch
dieses Mittel zu kräftigem Wuchs angereizt werden kann, auch wenn sie
bereits im dichten Schlusse zum Krüppel geworden war. Dieses Licht-
bedürfniß der Kiefer spricht sich auch dadurch aus, daß im Stangenholz-
alter nur die obersten dem Licht zugekehrten Aeste einen kurzen Kronen-
wipfel bilden, alle tieferstehenden und demnach beschatteten Aeste aber ab-
sterben. Bei diesem Lichtbedürfniß der Kiefer ist es daher auch nicht
möglich, alte Bestände in einigermaaßen dichtem Schlusse zu erziehen,
die Bäume müssen daher mit zunehmendem Alter durch Herausnahme der
Zurückbleibenden immer "räumlicher" gestellt werden. In dem Maße
als dies geschieht, bilden sich die Kronenäste immer vollkommener aus
und so gewinnt namentlich eine ganz freistehende Kiefer mehr und mehr
den Laubholzhabitus, den wir schon erwähnten, und den auch unser
Kupferstich zeigt.

Wie kaum ein anderer Waldbaum ist die Kiefer vielen Krankheiten
und Gefahren, insbesondere einem ganzen Heere von schädlichen In-
sekten
preisgegeben. Schon in der ersten Jugend, etwa bis zum achten
Lebensjahre verlieren nicht selten die Pflanzen ganzer Kultur- und Pflanz-
gärten aus einem noch unerforschtem Grunde alle Nadeln, was man das
"Schütten" der Kiefer nennt. Die Krankheit ist gewöhnlich tödtlich,

ſie ſelbſt, ſondern jenes allbekannte Büſchchen den Namen giebt, welches
ein beſtändiger Begleiter der Kiefer auf ſandigem Boden zu ſein pflegt.

Was das Leben der Kiefer betrifft, ſowohl im geſunden, als im
kranken Zuſtande, ſo zeigt daſſelbe ſo viele Eigenthümlichkeiten, daß die
Kiefernkultur keineswegs ſo leicht iſt, als man oft und zwar um ſo mehr
annimmt, als man ſie im Verein mit der Birke den genügſamſten
Baum nennt.

Die Kiefer erinnert uns jetzt an eine Klaſſification der Bäume, welche
der walderziehende Forſtmann nicht ungeſtraft vernachläſſigen darf. Man
theilt ſie nämlich in Lichtbäume und in Schattenbäume: die Kiefer
iſt faſt entſchiedener, als jede andere Baumart, ein Lichtbaum und ver-
kümmert ſelbſt auf dem ihr zuſagendſten Boden, wenn ſie im Schatten
eines dichten Schluſſes ſteht, und ſo unterdrückte Bäumchen erholen ſich
auch nicht wieder, wenn man ihnen durch nachherige Freiſtellung ein
größeres Maß von Licht zuführt, während umgekehrt die Tanne durch
dieſes Mittel zu kräftigem Wuchs angereizt werden kann, auch wenn ſie
bereits im dichten Schluſſe zum Krüppel geworden war. Dieſes Licht-
bedürfniß der Kiefer ſpricht ſich auch dadurch aus, daß im Stangenholz-
alter nur die oberſten dem Licht zugekehrten Aeſte einen kurzen Kronen-
wipfel bilden, alle tieferſtehenden und demnach beſchatteten Aeſte aber ab-
ſterben. Bei dieſem Lichtbedürfniß der Kiefer iſt es daher auch nicht
möglich, alte Beſtände in einigermaaßen dichtem Schluſſe zu erziehen,
die Bäume müſſen daher mit zunehmendem Alter durch Herausnahme der
Zurückbleibenden immer „räumlicher“ geſtellt werden. In dem Maße
als dies geſchieht, bilden ſich die Kronenäſte immer vollkommener aus
und ſo gewinnt namentlich eine ganz freiſtehende Kiefer mehr und mehr
den Laubholzhabitus, den wir ſchon erwähnten, und den auch unſer
Kupferſtich zeigt.

Wie kaum ein anderer Waldbaum iſt die Kiefer vielen Krankheiten
und Gefahren, insbeſondere einem ganzen Heere von ſchädlichen In-
ſekten
preisgegeben. Schon in der erſten Jugend, etwa bis zum achten
Lebensjahre verlieren nicht ſelten die Pflanzen ganzer Kultur- und Pflanz-
gärten aus einem noch unerforſchtem Grunde alle Nadeln, was man das
„Schütten“ der Kiefer nennt. Die Krankheit iſt gewöhnlich tödtlich,

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[268/0294] ſie ſelbſt, ſondern jenes allbekannte Büſchchen den Namen giebt, welches ein beſtändiger Begleiter der Kiefer auf ſandigem Boden zu ſein pflegt. Was das Leben der Kiefer betrifft, ſowohl im geſunden, als im kranken Zuſtande, ſo zeigt daſſelbe ſo viele Eigenthümlichkeiten, daß die Kiefernkultur keineswegs ſo leicht iſt, als man oft und zwar um ſo mehr annimmt, als man ſie im Verein mit der Birke den genügſamſten Baum nennt. Die Kiefer erinnert uns jetzt an eine Klaſſification der Bäume, welche der walderziehende Forſtmann nicht ungeſtraft vernachläſſigen darf. Man theilt ſie nämlich in Lichtbäume und in Schattenbäume: die Kiefer iſt faſt entſchiedener, als jede andere Baumart, ein Lichtbaum und ver- kümmert ſelbſt auf dem ihr zuſagendſten Boden, wenn ſie im Schatten eines dichten Schluſſes ſteht, und ſo unterdrückte Bäumchen erholen ſich auch nicht wieder, wenn man ihnen durch nachherige Freiſtellung ein größeres Maß von Licht zuführt, während umgekehrt die Tanne durch dieſes Mittel zu kräftigem Wuchs angereizt werden kann, auch wenn ſie bereits im dichten Schluſſe zum Krüppel geworden war. Dieſes Licht- bedürfniß der Kiefer ſpricht ſich auch dadurch aus, daß im Stangenholz- alter nur die oberſten dem Licht zugekehrten Aeſte einen kurzen Kronen- wipfel bilden, alle tieferſtehenden und demnach beſchatteten Aeſte aber ab- ſterben. Bei dieſem Lichtbedürfniß der Kiefer iſt es daher auch nicht möglich, alte Beſtände in einigermaaßen dichtem Schluſſe zu erziehen, die Bäume müſſen daher mit zunehmendem Alter durch Herausnahme der Zurückbleibenden immer „räumlicher“ geſtellt werden. In dem Maße als dies geſchieht, bilden ſich die Kronenäſte immer vollkommener aus und ſo gewinnt namentlich eine ganz freiſtehende Kiefer mehr und mehr den Laubholzhabitus, den wir ſchon erwähnten, und den auch unſer Kupferſtich zeigt. Wie kaum ein anderer Waldbaum iſt die Kiefer vielen Krankheiten und Gefahren, insbeſondere einem ganzen Heere von ſchädlichen In- ſekten preisgegeben. Schon in der erſten Jugend, etwa bis zum achten Lebensjahre verlieren nicht ſelten die Pflanzen ganzer Kultur- und Pflanz- gärten aus einem noch unerforſchtem Grunde alle Nadeln, was man das „Schütten“ der Kiefer nennt. Die Krankheit iſt gewöhnlich tödtlich,

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/294>, abgerufen am 23.12.2024.