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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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die kein Ausschlagsvermögen haben, der Verwesung bald anheim und
diese spricht sich zunächst oben am Abhiebe aus, wo durch die eindringende
Feuchtigkeit das Holz zunächst in der Mitte verfault und in Moder zer-
fällt. In der dadurch entstehenden und sich mit der Zeit immer mehr
vertiefenden Einsenkung des Stockes bildet sich mit Hülfe des hinein-
geweheten Staubes und des Unrathes der Vögel, die sich gern auf solche
Stöcke setzen, eine gedeihliche Holzerde, der Stock wird so zu sagen zu
einem Pflanzenkübel. In diesen hineinfallende Fichtensamen keimen und
die mit dem Vordringen der Vermoderung des Holzes gleichen Schrittes
tiefer dringenden Wurzeln des Bäumchens gelangen endlich in den
Boden und so stehen denn endlich, wenn zwischen ihnen der Stock ganz
weggefault ist, die oberen Wurzelnden der in dem Stocke geborenen
Fichte schräg abwärts frei in der Luft: der Baum steht auf Stelzen.

Das Fichtenholz unterscheidet sich von dem Kiefernholz durch
größere Weiße und den gänzlichen Mangel eines eigentlichen Kernes;
Jahresringe stark bezeichnet mit deutlicher Unterscheidung des Frühjahrs-
und Herbstholzes; die ziemlich spärlichen Harzporen fast nur in jenem.
Es ist dennoch ziemlich harzreich und das Harzscharren wird fast nur mit
der Fichte betrieben. Dem Kiefern- und Lärchenholze steht es an Dauer-
haftigkeit weit nach.

Der Standort der Fichte muß vor allem frisch, steinig und moder-
reich und nicht zu flachgründig sein. Da sie besonders Luftfeuchtigkeit
verlangt, durch welche ihr zum Theil die Bodenfeuchtigkeit ersetzt werden
kann, und durch Wärme mehr leidet als die Kiefer, so ist sie mehr ein
Gebirgs- als ein Ebenen-Baum. Kühle feuchte Hänge, also Abend- und
Mitternachtlage, sagen ihr im Gebirge mehr zu, als die entgegengesetzten.
Sie kann selbst auf offenbaren Versumpfungen noch gedeihen, wird dann
aber bald rothfaul und bleibt mehr strauchartig. Die Fichte scheint am
liebsten auf gewissen Urgebirgsarten, namentlich auf Gneis, Granit,
Syenit, Prophyr und Thonschiefer zu gedeihen. Neben diesen mineralischen
Bodenbestandtheilen hat sie aber stets ein großes Bedürfniß von Moder-
stoffen und gedeiht deshalb ganz besonders gut auf einem felsigen Boden,
zwischen dessen Blöcken ein reicher Vorrath von verwesenden Pflanzen-
theilen eingebettet ist. Daß ihr aber die Fruchtbarkeit des Bodens
wenigstens zum Theil durch Luftfeuchtigkeit ersetzt werden kann, ist daraus

die kein Ausſchlagsvermögen haben, der Verweſung bald anheim und
dieſe ſpricht ſich zunächſt oben am Abhiebe aus, wo durch die eindringende
Feuchtigkeit das Holz zunächſt in der Mitte verfault und in Moder zer-
fällt. In der dadurch entſtehenden und ſich mit der Zeit immer mehr
vertiefenden Einſenkung des Stockes bildet ſich mit Hülfe des hinein-
geweheten Staubes und des Unrathes der Vögel, die ſich gern auf ſolche
Stöcke ſetzen, eine gedeihliche Holzerde, der Stock wird ſo zu ſagen zu
einem Pflanzenkübel. In dieſen hineinfallende Fichtenſamen keimen und
die mit dem Vordringen der Vermoderung des Holzes gleichen Schrittes
tiefer dringenden Wurzeln des Bäumchens gelangen endlich in den
Boden und ſo ſtehen denn endlich, wenn zwiſchen ihnen der Stock ganz
weggefault iſt, die oberen Wurzelnden der in dem Stocke geborenen
Fichte ſchräg abwärts frei in der Luft: der Baum ſteht auf Stelzen.

Das Fichtenholz unterſcheidet ſich von dem Kiefernholz durch
größere Weiße und den gänzlichen Mangel eines eigentlichen Kernes;
Jahresringe ſtark bezeichnet mit deutlicher Unterſcheidung des Frühjahrs-
und Herbſtholzes; die ziemlich ſpärlichen Harzporen faſt nur in jenem.
Es iſt dennoch ziemlich harzreich und das Harzſcharren wird faſt nur mit
der Fichte betrieben. Dem Kiefern- und Lärchenholze ſteht es an Dauer-
haftigkeit weit nach.

Der Standort der Fichte muß vor allem friſch, ſteinig und moder-
reich und nicht zu flachgründig ſein. Da ſie beſonders Luftfeuchtigkeit
verlangt, durch welche ihr zum Theil die Bodenfeuchtigkeit erſetzt werden
kann, und durch Wärme mehr leidet als die Kiefer, ſo iſt ſie mehr ein
Gebirgs- als ein Ebenen-Baum. Kühle feuchte Hänge, alſo Abend- und
Mitternachtlage, ſagen ihr im Gebirge mehr zu, als die entgegengeſetzten.
Sie kann ſelbſt auf offenbaren Verſumpfungen noch gedeihen, wird dann
aber bald rothfaul und bleibt mehr ſtrauchartig. Die Fichte ſcheint am
liebſten auf gewiſſen Urgebirgsarten, namentlich auf Gneis, Granit,
Syenit, Prophyr und Thonſchiefer zu gedeihen. Neben dieſen mineraliſchen
Bodenbeſtandtheilen hat ſie aber ſtets ein großes Bedürfniß von Moder-
ſtoffen und gedeiht deshalb ganz beſonders gut auf einem felſigen Boden,
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theilen eingebettet iſt. Daß ihr aber die Fruchtbarkeit des Bodens
wenigſtens zum Theil durch Luftfeuchtigkeit erſetzt werden kann, iſt daraus

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[308/0336] die kein Ausſchlagsvermögen haben, der Verweſung bald anheim und dieſe ſpricht ſich zunächſt oben am Abhiebe aus, wo durch die eindringende Feuchtigkeit das Holz zunächſt in der Mitte verfault und in Moder zer- fällt. In der dadurch entſtehenden und ſich mit der Zeit immer mehr vertiefenden Einſenkung des Stockes bildet ſich mit Hülfe des hinein- geweheten Staubes und des Unrathes der Vögel, die ſich gern auf ſolche Stöcke ſetzen, eine gedeihliche Holzerde, der Stock wird ſo zu ſagen zu einem Pflanzenkübel. In dieſen hineinfallende Fichtenſamen keimen und die mit dem Vordringen der Vermoderung des Holzes gleichen Schrittes tiefer dringenden Wurzeln des Bäumchens gelangen endlich in den Boden und ſo ſtehen denn endlich, wenn zwiſchen ihnen der Stock ganz weggefault iſt, die oberen Wurzelnden der in dem Stocke geborenen Fichte ſchräg abwärts frei in der Luft: der Baum ſteht auf Stelzen. Das Fichtenholz unterſcheidet ſich von dem Kiefernholz durch größere Weiße und den gänzlichen Mangel eines eigentlichen Kernes; Jahresringe ſtark bezeichnet mit deutlicher Unterſcheidung des Frühjahrs- und Herbſtholzes; die ziemlich ſpärlichen Harzporen faſt nur in jenem. Es iſt dennoch ziemlich harzreich und das Harzſcharren wird faſt nur mit der Fichte betrieben. Dem Kiefern- und Lärchenholze ſteht es an Dauer- haftigkeit weit nach. Der Standort der Fichte muß vor allem friſch, ſteinig und moder- reich und nicht zu flachgründig ſein. Da ſie beſonders Luftfeuchtigkeit verlangt, durch welche ihr zum Theil die Bodenfeuchtigkeit erſetzt werden kann, und durch Wärme mehr leidet als die Kiefer, ſo iſt ſie mehr ein Gebirgs- als ein Ebenen-Baum. Kühle feuchte Hänge, alſo Abend- und Mitternachtlage, ſagen ihr im Gebirge mehr zu, als die entgegengeſetzten. Sie kann ſelbſt auf offenbaren Verſumpfungen noch gedeihen, wird dann aber bald rothfaul und bleibt mehr ſtrauchartig. Die Fichte ſcheint am liebſten auf gewiſſen Urgebirgsarten, namentlich auf Gneis, Granit, Syenit, Prophyr und Thonſchiefer zu gedeihen. Neben dieſen mineraliſchen Bodenbeſtandtheilen hat ſie aber ſtets ein großes Bedürfniß von Moder- ſtoffen und gedeiht deshalb ganz beſonders gut auf einem felſigen Boden, zwiſchen deſſen Blöcken ein reicher Vorrath von verweſenden Pflanzen- theilen eingebettet iſt. Daß ihr aber die Fruchtbarkeit des Bodens wenigſtens zum Theil durch Luftfeuchtigkeit erſetzt werden kann, iſt daraus

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/336>, abgerufen am 23.12.2024.