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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Das Holz der jüngeren Zweige hat eine grünweißliche Farbe
und erst mit einer etwa zölligen Stärke derselben bekommt es seine
normale Farbe.

Die Buchenkrone vollendet erst sehr spät ihre Abwölbung (S. 360);
selbst bei fußdicken Stämmen treten aus der Krone spießige Aeste heraus,
wodurch die Krone zerrissen und lückig erscheint. Nach erfolgter Ab-
wölbung zeigen alte in lichtem Schlusse stehende Buchen eine desto
schönere wolkenähnlich gestaltete Krone, welche wegen der Ansehnlichkeit
der Knospen, besonders wenn sie im April zu schwellen anfangen, selbst
im unbelaubten Zustande sich von einander abheben. Die Belaubung
der Buchenkrone ist dicht und schattend, da auch in ihrem Innern eine
Menge beblätterte Kurztriebe lebendig bleiben.

Die an jungen Pflanzen einen wenig verzweigten Strang bildende
Wurzel bildet gleichwohl keine tiefgehende Pfahlwurzel sondern mehr
und mehr zunehmende weit ausstreichende nicht sehr starke Seiten-
wurzeln, weshalb sie auch gleich der Fichte sehr dem Windbruche unter-
worfen ist.

Kein deutsches Laubholz hat so viele und abweichende Abarten
als die Buche. Drei der wichtigsten sind auf Fig. LIV. abgebildet.
Am abenteuerlichsten erscheint die krause oder Hahnenkammbuche,
F. silvatica var. cristata (1.), die fast mehr in das Gebiet der Miß-
bildungen als in das der Abarten gehört. Sie macht, selbst an den
Endigungen der Zweige, fast nur Kurztriebe und an diesen stehen so
viele Blätter, daß sie gar nicht zur freien Entfaltung kommen können,
sondern sich kraus und gebogen zusammendrängen, dabei auch meist am
Rande tief und unregelmäßig eingeschnitten sind. Dadurch erscheint die
sehr ärmliche Krone aus sehr dunkelgrünen, klumpenförmigen Laubballen
zusammengesetzt und es gehört eine ganz genaue Kenntniß dazu, um in
dieser abenteuerlichen Abart die Buche zu erkennen.

Die eichenblättrige Buche F. s. var. quercifolia, (2.) Deren
Blatt ist ziemlich tief eingeschnitten und erinnert dadurch an das Eichen-
blatt, obgleich die Zipfel viel weniger breit und stumpf sind als an diesem.
Der allgemeine Blatt-Umriß dieser Abart ist fast unverändert und nur in
den tiefen Einschnitten des Randes beruht das Kennzeichen der Abart,

Das Holz der jüngeren Zweige hat eine grünweißliche Farbe
und erſt mit einer etwa zölligen Stärke derſelben bekommt es ſeine
normale Farbe.

Die Buchenkrone vollendet erſt ſehr ſpät ihre Abwölbung (S. 360);
ſelbſt bei fußdicken Stämmen treten aus der Krone ſpießige Aeſte heraus,
wodurch die Krone zerriſſen und lückig erſcheint. Nach erfolgter Ab-
wölbung zeigen alte in lichtem Schluſſe ſtehende Buchen eine deſto
ſchönere wolkenähnlich geſtaltete Krone, welche wegen der Anſehnlichkeit
der Knospen, beſonders wenn ſie im April zu ſchwellen anfangen, ſelbſt
im unbelaubten Zuſtande ſich von einander abheben. Die Belaubung
der Buchenkrone iſt dicht und ſchattend, da auch in ihrem Innern eine
Menge beblätterte Kurztriebe lebendig bleiben.

Die an jungen Pflanzen einen wenig verzweigten Strang bildende
Wurzel bildet gleichwohl keine tiefgehende Pfahlwurzel ſondern mehr
und mehr zunehmende weit ausſtreichende nicht ſehr ſtarke Seiten-
wurzeln, weshalb ſie auch gleich der Fichte ſehr dem Windbruche unter-
worfen iſt.

Kein deutſches Laubholz hat ſo viele und abweichende Abarten
als die Buche. Drei der wichtigſten ſind auf Fig. LIV. abgebildet.
Am abenteuerlichſten erſcheint die krauſe oder Hahnenkammbuche,
F. silvatica var. cristata (1.), die faſt mehr in das Gebiet der Miß-
bildungen als in das der Abarten gehört. Sie macht, ſelbſt an den
Endigungen der Zweige, faſt nur Kurztriebe und an dieſen ſtehen ſo
viele Blätter, daß ſie gar nicht zur freien Entfaltung kommen können,
ſondern ſich kraus und gebogen zuſammendrängen, dabei auch meiſt am
Rande tief und unregelmäßig eingeſchnitten ſind. Dadurch erſcheint die
ſehr ärmliche Krone aus ſehr dunkelgrünen, klumpenförmigen Laubballen
zuſammengeſetzt und es gehört eine ganz genaue Kenntniß dazu, um in
dieſer abenteuerlichen Abart die Buche zu erkennen.

Die eichenblättrige Buche F. s. var. quercifolia, (2.) Deren
Blatt iſt ziemlich tief eingeſchnitten und erinnert dadurch an das Eichen-
blatt, obgleich die Zipfel viel weniger breit und ſtumpf ſind als an dieſem.
Der allgemeine Blatt-Umriß dieſer Abart iſt faſt unverändert und nur in
den tiefen Einſchnitten des Randes beruht das Kennzeichen der Abart,

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[372/0406] Das Holz der jüngeren Zweige hat eine grünweißliche Farbe und erſt mit einer etwa zölligen Stärke derſelben bekommt es ſeine normale Farbe. Die Buchenkrone vollendet erſt ſehr ſpät ihre Abwölbung (S. 360); ſelbſt bei fußdicken Stämmen treten aus der Krone ſpießige Aeſte heraus, wodurch die Krone zerriſſen und lückig erſcheint. Nach erfolgter Ab- wölbung zeigen alte in lichtem Schluſſe ſtehende Buchen eine deſto ſchönere wolkenähnlich geſtaltete Krone, welche wegen der Anſehnlichkeit der Knospen, beſonders wenn ſie im April zu ſchwellen anfangen, ſelbſt im unbelaubten Zuſtande ſich von einander abheben. Die Belaubung der Buchenkrone iſt dicht und ſchattend, da auch in ihrem Innern eine Menge beblätterte Kurztriebe lebendig bleiben. Die an jungen Pflanzen einen wenig verzweigten Strang bildende Wurzel bildet gleichwohl keine tiefgehende Pfahlwurzel ſondern mehr und mehr zunehmende weit ausſtreichende nicht ſehr ſtarke Seiten- wurzeln, weshalb ſie auch gleich der Fichte ſehr dem Windbruche unter- worfen iſt. Kein deutſches Laubholz hat ſo viele und abweichende Abarten als die Buche. Drei der wichtigſten ſind auf Fig. LIV. abgebildet. Am abenteuerlichſten erſcheint die krauſe oder Hahnenkammbuche, F. silvatica var. cristata (1.), die faſt mehr in das Gebiet der Miß- bildungen als in das der Abarten gehört. Sie macht, ſelbſt an den Endigungen der Zweige, faſt nur Kurztriebe und an dieſen ſtehen ſo viele Blätter, daß ſie gar nicht zur freien Entfaltung kommen können, ſondern ſich kraus und gebogen zuſammendrängen, dabei auch meiſt am Rande tief und unregelmäßig eingeſchnitten ſind. Dadurch erſcheint die ſehr ärmliche Krone aus ſehr dunkelgrünen, klumpenförmigen Laubballen zuſammengeſetzt und es gehört eine ganz genaue Kenntniß dazu, um in dieſer abenteuerlichen Abart die Buche zu erkennen. Die eichenblättrige Buche F. s. var. quercifolia, (2.) Deren Blatt iſt ziemlich tief eingeſchnitten und erinnert dadurch an das Eichen- blatt, obgleich die Zipfel viel weniger breit und ſtumpf ſind als an dieſem. Der allgemeine Blatt-Umriß dieſer Abart iſt faſt unverändert und nur in den tiefen Einſchnitten des Randes beruht das Kennzeichen der Abart,

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/406>, abgerufen am 17.06.2024.