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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Leben zu regen, indem einzelne der eben erst fertig gewordenen und dem
regelmäßigen Verlauf nach für das nächste Jahr bestimmten Knospen sich
zu einem meist kurz bleibenden gewöhnlich auffallend dicken Triebe ent-
falten, dessen wenige Blätter aber immer eine gewisse oft sehr bedeutende
Abweichung von den Maiblättern zeigen und, da sie auffallend gelbgrün
sind, dem ernsten Buchengrün das schon früher geschilderte hellgesprenkelte
Ansehen verleihen bis sie selbst die dunkle Farbe angenommen haben.
Dies soll nach Schacht, der es wenigstens bei der Eiche so erklärt,
von einem überschüssigen Bildungssafte herrühren und eben deshalb in
Samenjahren, wo aller Saft zur Samenreife verwendet werde, nicht
stattfinden. Die Herbstfarbe des Laubes ist lebhaft dottergelb.

Die Buche erreicht erst spät die Fähigkeit zu blühen und keimfähigen
Samen zu tragen, gewöhnlich erst mit 60--70 Jahren, nur in seltnen
besonders dafür günstigen warmen und trocknen Lagen -- die deshalb
aber nicht eben so günstig für das Wachsthum des Baumes sind -- kann
dies mit 40 bis 50 Jahren eintreten. Besonders reichlich und früh
tragen aus Stockausschlag erwachsene Buchen. Ueberhaupt gehört die
Buche zu den selten blühenden und Samen tragenden Bäumen und es ist
schwer eine Durchschnittszahl des Eintretens der Samenjahre aufzustellen.
In guten Lagen kann man von 5 zu 5, in rauhen kaum von 15 zu
15 Jahren auf eine "volle Mast", d. h. auf ein reichliches Samen-
tragen der Buche rechnen. Daß das Gewicht der ansehnlichen Buchen-
kapseln in Samenjahren dem Baume sogar ein fremdartiges Ansehen
aufprägen, haben wir schon S. 229 erfahren. Die Samen keimen im
nächsten Frühjahre nach der Reife, verlieren aber sehr bald ihre Keim-
kraft bei längerer Aufbewahrung, die wie bei allen ölhaltigen Samen
große Schwierigkeit hat.

Hinsichtlich des Stockausschlags steht die Buche fast allen Laub-
hölzern nach, und Stöcke von mehr als 40 Jahr alten Bäumen schlagen
meist gar nicht mehr aus. Der Ausschlag erfolgt theils am Abhiebe
zwischen Splint und Rinde theils an der Seite des Stockes durch die
Rinde. Mit 120--150 Jahren vollendet die Buche ihr Wachsthum
und kann dann über 100 Fuß hoch sein und 3--4 Fuß Stammdurch-
messer haben.

Leben zu regen, indem einzelne der eben erſt fertig gewordenen und dem
regelmäßigen Verlauf nach für das nächſte Jahr beſtimmten Knospen ſich
zu einem meiſt kurz bleibenden gewöhnlich auffallend dicken Triebe ent-
falten, deſſen wenige Blätter aber immer eine gewiſſe oft ſehr bedeutende
Abweichung von den Maiblättern zeigen und, da ſie auffallend gelbgrün
ſind, dem ernſten Buchengrün das ſchon früher geſchilderte hellgeſprenkelte
Anſehen verleihen bis ſie ſelbſt die dunkle Farbe angenommen haben.
Dies ſoll nach Schacht, der es wenigſtens bei der Eiche ſo erklärt,
von einem überſchüſſigen Bildungsſafte herrühren und eben deshalb in
Samenjahren, wo aller Saft zur Samenreife verwendet werde, nicht
ſtattfinden. Die Herbſtfarbe des Laubes iſt lebhaft dottergelb.

Die Buche erreicht erſt ſpät die Fähigkeit zu blühen und keimfähigen
Samen zu tragen, gewöhnlich erſt mit 60—70 Jahren, nur in ſeltnen
beſonders dafür günſtigen warmen und trocknen Lagen — die deshalb
aber nicht eben ſo günſtig für das Wachsthum des Baumes ſind — kann
dies mit 40 bis 50 Jahren eintreten. Beſonders reichlich und früh
tragen aus Stockausſchlag erwachſene Buchen. Ueberhaupt gehört die
Buche zu den ſelten blühenden und Samen tragenden Bäumen und es iſt
ſchwer eine Durchſchnittszahl des Eintretens der Samenjahre aufzuſtellen.
In guten Lagen kann man von 5 zu 5, in rauhen kaum von 15 zu
15 Jahren auf eine „volle Maſt“, d. h. auf ein reichliches Samen-
tragen der Buche rechnen. Daß das Gewicht der anſehnlichen Buchen-
kapſeln in Samenjahren dem Baume ſogar ein fremdartiges Anſehen
aufprägen, haben wir ſchon S. 229 erfahren. Die Samen keimen im
nächſten Frühjahre nach der Reife, verlieren aber ſehr bald ihre Keim-
kraft bei längerer Aufbewahrung, die wie bei allen ölhaltigen Samen
große Schwierigkeit hat.

Hinſichtlich des Stockausſchlags ſteht die Buche faſt allen Laub-
hölzern nach, und Stöcke von mehr als 40 Jahr alten Bäumen ſchlagen
meiſt gar nicht mehr aus. Der Ausſchlag erfolgt theils am Abhiebe
zwiſchen Splint und Rinde theils an der Seite des Stockes durch die
Rinde. Mit 120—150 Jahren vollendet die Buche ihr Wachsthum
und kann dann über 100 Fuß hoch ſein und 3—4 Fuß Stammdurch-
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[377/0411] Leben zu regen, indem einzelne der eben erſt fertig gewordenen und dem regelmäßigen Verlauf nach für das nächſte Jahr beſtimmten Knospen ſich zu einem meiſt kurz bleibenden gewöhnlich auffallend dicken Triebe ent- falten, deſſen wenige Blätter aber immer eine gewiſſe oft ſehr bedeutende Abweichung von den Maiblättern zeigen und, da ſie auffallend gelbgrün ſind, dem ernſten Buchengrün das ſchon früher geſchilderte hellgeſprenkelte Anſehen verleihen bis ſie ſelbſt die dunkle Farbe angenommen haben. Dies ſoll nach Schacht, der es wenigſtens bei der Eiche ſo erklärt, von einem überſchüſſigen Bildungsſafte herrühren und eben deshalb in Samenjahren, wo aller Saft zur Samenreife verwendet werde, nicht ſtattfinden. Die Herbſtfarbe des Laubes iſt lebhaft dottergelb. Die Buche erreicht erſt ſpät die Fähigkeit zu blühen und keimfähigen Samen zu tragen, gewöhnlich erſt mit 60—70 Jahren, nur in ſeltnen beſonders dafür günſtigen warmen und trocknen Lagen — die deshalb aber nicht eben ſo günſtig für das Wachsthum des Baumes ſind — kann dies mit 40 bis 50 Jahren eintreten. Beſonders reichlich und früh tragen aus Stockausſchlag erwachſene Buchen. Ueberhaupt gehört die Buche zu den ſelten blühenden und Samen tragenden Bäumen und es iſt ſchwer eine Durchſchnittszahl des Eintretens der Samenjahre aufzuſtellen. In guten Lagen kann man von 5 zu 5, in rauhen kaum von 15 zu 15 Jahren auf eine „volle Maſt“, d. h. auf ein reichliches Samen- tragen der Buche rechnen. Daß das Gewicht der anſehnlichen Buchen- kapſeln in Samenjahren dem Baume ſogar ein fremdartiges Anſehen aufprägen, haben wir ſchon S. 229 erfahren. Die Samen keimen im nächſten Frühjahre nach der Reife, verlieren aber ſehr bald ihre Keim- kraft bei längerer Aufbewahrung, die wie bei allen ölhaltigen Samen große Schwierigkeit hat. Hinſichtlich des Stockausſchlags ſteht die Buche faſt allen Laub- hölzern nach, und Stöcke von mehr als 40 Jahr alten Bäumen ſchlagen meiſt gar nicht mehr aus. Der Ausſchlag erfolgt theils am Abhiebe zwiſchen Splint und Rinde theils an der Seite des Stockes durch die Rinde. Mit 120—150 Jahren vollendet die Buche ihr Wachsthum und kann dann über 100 Fuß hoch ſein und 3—4 Fuß Stammdurch- meſſer haben.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/411>, abgerufen am 17.06.2024.