ländischen Hochgebirgen eine Buchenform, welche das Laubholzseitenstück zu der Legföhre (S. 293) ist. Der Schaft sinkt auf eine Höhe von 4--6 Fuß bei 8--14 Zoll Stärke, also auf einen wahren Baumkegel herab, dessen zahlreiche lange Aeste fast kriechend sich nach der vom Sturme abgewendeten Seite verbreiten. Aehnlich und sogar ganz ohne eigent- lichen Schaft, mithin der Legföhre noch ähnlicher soll die Buche auf den tyroler Alpen vorkommen.
Die Benutzung des Buchenholzes ist eine höchst manchfaltige vom Heizgebrauch an bis zu der Verfertigung von Industrieerzeugnissen. Als Beispiel für den hierdurch bedingten außerordentlich verschiedenen Ver- brauchswerth sei hier erwähnt, daß vor etwa 25 Jahren im sächsischen Erzgebirge sehr brauchbare Frauenkämme aus Buchenholz verfertigt wurden, wodurch der Kubikfuß auf das Vierzigfache des gewöhnlichen Preises sich verwerthete. Das Buchenholz ist ein sehr brauchbares Schirr- und Werk- holz für den Wagenbauer und Stellmacher, und ist von den einheimischen Holzarten das brauchbarste zu der Stuhlmacherei. In den armen Ge- birgsdörfern ersetzt es auf kunstvolle Weise in dünne zollbreite Latten zerschlissen die zu theure Oellampe und trägt durch die reichlich entwickelte Verbrennungs-Kohlensäure jedenfalls sehr viel zur Verschlechterung der Luft in den niedrigen Stuben bei. Der Brennwerth des Buchenholzes ist sehr bedeutend und dient bei der Schätzung desselben bei andern Hölzern meist als Maaßstab. Die Meilerkohle aus Buchenholz gehört zu den besten, die unser deutscher Wald liefert. Die Buchen-Asche giebt die beste Pottasche und Lauge zum Waschen und Bleichen und wird auch bei der Aschendüngung am liebsten verwendet.
Die Buche ist im Gebirge auch eine gute Heckenpflanze, steht jedoch hierin dem Hornbaume nach, welcher sich durch das Beschneiden mehr verdichtet.
Die Bucheckern geben bekanntlich ein gutes und schmackhaftes sich lange haltendes Oel. Nach R. Wagner geben sie bei 100° C. getrocknet 18 bis höchstens 25 Procent davon.
Auch von der Buche werden einige besonders bemerkenswerthe durch Alter und Stärke ausgezeichnete Beispiele aufgeführt und gehegt. Der Durchmesser erreicht jedoch nie den der Eiche und ein Umfang von 15--18 Fuß gehört schon zu den größten Seltenheiten. Dagegen hat
ländiſchen Hochgebirgen eine Buchenform, welche das Laubholzſeitenſtück zu der Legföhre (S. 293) iſt. Der Schaft ſinkt auf eine Höhe von 4—6 Fuß bei 8—14 Zoll Stärke, alſo auf einen wahren Baumkegel herab, deſſen zahlreiche lange Aeſte faſt kriechend ſich nach der vom Sturme abgewendeten Seite verbreiten. Aehnlich und ſogar ganz ohne eigent- lichen Schaft, mithin der Legföhre noch ähnlicher ſoll die Buche auf den tyroler Alpen vorkommen.
Die Benutzung des Buchenholzes iſt eine höchſt manchfaltige vom Heizgebrauch an bis zu der Verfertigung von Induſtrieerzeugniſſen. Als Beiſpiel für den hierdurch bedingten außerordentlich verſchiedenen Ver- brauchswerth ſei hier erwähnt, daß vor etwa 25 Jahren im ſächſiſchen Erzgebirge ſehr brauchbare Frauenkämme aus Buchenholz verfertigt wurden, wodurch der Kubikfuß auf das Vierzigfache des gewöhnlichen Preiſes ſich verwerthete. Das Buchenholz iſt ein ſehr brauchbares Schirr- und Werk- holz für den Wagenbauer und Stellmacher, und iſt von den einheimiſchen Holzarten das brauchbarſte zu der Stuhlmacherei. In den armen Ge- birgsdörfern erſetzt es auf kunſtvolle Weiſe in dünne zollbreite Latten zerſchliſſen die zu theure Oellampe und trägt durch die reichlich entwickelte Verbrennungs-Kohlenſäure jedenfalls ſehr viel zur Verſchlechterung der Luft in den niedrigen Stuben bei. Der Brennwerth des Buchenholzes iſt ſehr bedeutend und dient bei der Schätzung deſſelben bei andern Hölzern meiſt als Maaßſtab. Die Meilerkohle aus Buchenholz gehört zu den beſten, die unſer deutſcher Wald liefert. Die Buchen-Aſche giebt die beſte Pottaſche und Lauge zum Waſchen und Bleichen und wird auch bei der Aſchendüngung am liebſten verwendet.
Die Buche iſt im Gebirge auch eine gute Heckenpflanze, ſteht jedoch hierin dem Hornbaume nach, welcher ſich durch das Beſchneiden mehr verdichtet.
Die Bucheckern geben bekanntlich ein gutes und ſchmackhaftes ſich lange haltendes Oel. Nach R. Wagner geben ſie bei 100° C. getrocknet 18 bis höchſtens 25 Procent davon.
Auch von der Buche werden einige beſonders bemerkenswerthe durch Alter und Stärke ausgezeichnete Beiſpiele aufgeführt und gehegt. Der Durchmeſſer erreicht jedoch nie den der Eiche und ein Umfang von 15—18 Fuß gehört ſchon zu den größten Seltenheiten. Dagegen hat
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ländiſchen Hochgebirgen eine Buchenform, welche das Laubholzſeitenſtück
zu der Legföhre (S. 293) iſt. Der Schaft ſinkt auf eine Höhe von
4—6 Fuß bei 8—14 Zoll Stärke, alſo auf einen wahren Baumkegel
herab, deſſen zahlreiche lange Aeſte faſt kriechend ſich nach der vom Sturme
abgewendeten Seite verbreiten. Aehnlich und ſogar ganz ohne eigent-
lichen Schaft, mithin der Legföhre noch ähnlicher ſoll die Buche auf den
tyroler Alpen vorkommen.
Die Benutzung des Buchenholzes iſt eine höchſt manchfaltige vom
Heizgebrauch an bis zu der Verfertigung von Induſtrieerzeugniſſen. Als
Beiſpiel für den hierdurch bedingten außerordentlich verſchiedenen Ver-
brauchswerth ſei hier erwähnt, daß vor etwa 25 Jahren im ſächſiſchen
Erzgebirge ſehr brauchbare Frauenkämme aus Buchenholz verfertigt wurden,
wodurch der Kubikfuß auf das Vierzigfache des gewöhnlichen Preiſes ſich
verwerthete. Das Buchenholz iſt ein ſehr brauchbares Schirr- und Werk-
holz für den Wagenbauer und Stellmacher, und iſt von den einheimiſchen
Holzarten das brauchbarſte zu der Stuhlmacherei. In den armen Ge-
birgsdörfern erſetzt es auf kunſtvolle Weiſe in dünne zollbreite Latten
zerſchliſſen die zu theure Oellampe und trägt durch die reichlich entwickelte
Verbrennungs-Kohlenſäure jedenfalls ſehr viel zur Verſchlechterung der
Luft in den niedrigen Stuben bei. Der Brennwerth des Buchenholzes
iſt ſehr bedeutend und dient bei der Schätzung deſſelben bei andern
Hölzern meiſt als Maaßſtab. Die Meilerkohle aus Buchenholz gehört
zu den beſten, die unſer deutſcher Wald liefert. Die Buchen-Aſche giebt
die beſte Pottaſche und Lauge zum Waſchen und Bleichen und wird auch
bei der Aſchendüngung am liebſten verwendet.
Die Buche iſt im Gebirge auch eine gute Heckenpflanze, ſteht jedoch
hierin dem Hornbaume nach, welcher ſich durch das Beſchneiden mehr
verdichtet.
Die Bucheckern geben bekanntlich ein gutes und ſchmackhaftes ſich
lange haltendes Oel. Nach R. Wagner geben ſie bei 100° C. getrocknet
18 bis höchſtens 25 Procent davon.
Auch von der Buche werden einige beſonders bemerkenswerthe durch
Alter und Stärke ausgezeichnete Beiſpiele aufgeführt und gehegt. Der
Durchmeſſer erreicht jedoch nie den der Eiche und ein Umfang von
15—18 Fuß gehört ſchon zu den größten Seltenheiten. Dagegen hat
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/414>, abgerufen am 23.12.2024.
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